Kapitalismus, Arbeit und Antisemitismus

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Dienstag, 18. April 2023, 18.30 Uhr, Halle (Saale)

Hochschullernwerkstatt Erziehungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Haus 31, Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale)

Ein Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Cash Rules Everything Around Me“ der GEW-Hochschulgruppe an der MLU

Lebenslänglich arbeiten-müssen-um-Geld-zu-verdienen-damit-wir-leben-können ist das höchste Gesetz der bürgerlichen Gesellschaft. Wer das für „natürlich“ hält, kann sich nicht vorstellen, dass daraus gesellschaftliche Krisen erwachsen. Näherliegender erscheint das Wirken dunkler Mächte. Krise und Verschwörungsglaube sind Geschwister. Das Gefühl, „die Gierigen“ bedrohten „uns ehrlich Arbeitende“, entlädt sich schlimmstenfalls im antisemitischen Vernichtungswahn. Die Nazis setzten „die Gierigen“ mit „den Juden“ gleich. Doch auch wer das nicht tut, kann sich in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus befinden, ohne sich darüber im Klaren zu sein.

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Technik als Religion

Elon Musk und die Sehnsüchte des kapitalistischen Subjekts

Von Nikolaus Gietinger

(zuerst erschienen bei Disposable Times)

Mit Steve Jobs Präsentation des iPhones im Jahre 2007 entstand eine neue Religion: die Religion des Silicon Valley. Sie konnte sich zusammen mit Nationalismus, Verschwörungsideologien und Esoterik in die Riege der modernen Religionen einreihen. In dieser Religion, die immer mehr Propheten und Missionare zu uns herabsendet, wird für ein höheres Ziel gearbeitet: Die Weltrettung. Die Prediger versprechen Innovationen, lockere Start-Up Atmosphäre und Spaß auf der Arbeit. Nicht zuletzt wird eine abstrakte Technik angebetet, die alle Probleme unserer Zeit lösen soll. Die Jünger der Elon-Musk-Sekte zeichnen sich vor allem durch Autoritäre Unterwürfigkeit und ekstatische Lobpreisung der Gaben des heiligen Elons aus. Resistent gegen jegliche Kritik und mit der inbrünstigen Überzeugung, dass die Dreifaltigkeit aus Vater Musk, seinem Sohn dem Elektroauto und dem heiligen Geist der »Technik« uns alle von unseren Umweltsünden befreien wird. Die Gruppenidentität wird dabei aufrechterhalten, indem man alle Kritiker als neidische und vor allem nichts-tuende Nörgler abtut.

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Hupen unterm Hakenkreuz

Clownerie war im Nationalsozialismus beliebt – und keineswegs unpolitisch

von Lara Wenzel

zuerst erschienen in Neues Deutschland vom 10.02.2023

Im Nationalsozialismus gab es viel zu lachen. Unterbrochen vom Fliegeralarm boten Akrobaten und Musiker auf Varieté- und Zirkusbühnen ihre Kunst dar und im Kino liefen die harmlosen Abenteuer von Micky Mouse, zu denen Walter Benjamin schon 1931 schrieb: »In diesen Filmen bereitet sich die Menschheit darauf vor, die Zivilisation zu überleben.« In der Unterhaltungskultur unter dem NS-Regime fehlte zwar das Obszöne und Kritisch-Aufreizende der Weimarer Republik, doch viele Tanzlokale und Kinos änderten ihr Programm nur wenig. Revuetheater wie der Wintergarten und die Scala in Berlin richteten sich weiterhin auf »heiter stimmende Breitenwirkung« ein, wie es der Kulturwissenschaftler Jost Hernand in seinem Buch »Kultur in finsteren Zeiten« (2010) beschreibt. Ihr »unpolitisches« Programm verfolgte die Strategie, großen Teilen der noch sozialdemokratisch und kommunistisch eingestellten Gesellschaft Zerstreuung zu bieten. »In diesem Sinne hatte Goebbels schon im März 1933 gesagt: ›Die tendenziöseste Kunst ist die, deren Schöpfer behaupten, sie habe keine‹«, zitiert Hernand.

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Hauptstadt der Liebe. Ein Beitrag zum Valentinstag

von Minh Schredle

(zuerst erschienen in Kontext: Wochenzeitung Ausgabe 619 am 8. Februar 2023)

Rechtzeitig zum Valentinstag hat die Diamantenfabrik berechnet, welche deutschen Städte besonders romantisch sind. Stuttgart belegt einen Spitzenplatz, müsste aber eigentlich noch weiter vorne liegen.

Es gibt nicht nur Industrieromantik, sondern auch eine Romantikindustrie. „Den Heiratsantrag machen Sie Ihrer Partnerin natürlich mit einem Diamant-Verlobungsring. Das ist einfach so“, informiert der Juwelenhändler Baunat und zeichnet in einem Blogbeitrag die Erfolgsgeschichte einer Marketingkampagne nach. Demnach beutelte der Börsencrash von 1929 auch die Schmuckproduzenten, weil sich angehende Bräute in diesen schwierigen Zeiten lieber mit Nützlichem als mit Luxus beschenken ließen. Das in London angesiedelte Unternehmen De Beers, heute für etwa ein Drittel der Weltproduktion von Rohdiamanten verantwortlich, konnte dabei nicht tatenlos zusehen und die beauftragte Agentur N.W. Ayer & Son hatte schließlich den rettenden Einfall: Nämlich sentimentale Gefühle geschickter für Werbezwecke zu instrumentalisieren.

„Eine emotionale Bedeutung für Diamanten“, schreibt Baunat, „war ein Wettbewerbsvorteil, den kein anderes Produkt in Anspruch nehmen oder herausfordern konnte.“ Bei den Ambitionen wäre daher Bescheidenheit deplatziert: Es galt, „eine Situation zu schaffen, in der sich fast jeder, der einen Antrag macht, gezwungen fühlt, diesen mit einem Diamant-Verlobungsring zu festigen.“ Weiterlesen

Konformistische Rebellen des kapitalistischen Patriarchats

Eine materialistische Kritik von Männern und Männlichkeit

Vortrag und Diskussion mit Kim Posster

Laboratorium, Wagenburgstr.147

Donnerstag, 15. Juni 2023, 19.30 Uhr, Stuttgart

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Wenn heute von Männlichkeit die Rede ist, geht es meist um unterschiedliche Identitätsentwürfe oder kulturelle Vorstellungen. Von besonderem Interesse scheint dabei zu sein, welche Männlichkeit denn nun die „gute“ oder wenigstens „bessere“ wäre und was dafür Männer an ihrer eigenen Männlichkeit zu ändern hätten.

Dagegen soll es im Vortrag darum gehen, Männlichkeit grundsätzlich als patriarchale Subjektivität zu bestimmen. Als ein bestimmtes Verhältnis, das die Einzelnen im kapitalistischen Patriarchat zu sich selbst, anderen und der Welt einnehmen, welches schon immer auf Zwang, Herrschaft und geschlechtlicher Abspaltung beruht. Dabei soll gezeigt werden, wie Männlichkeit einerseits notwendig aus den abstrakten Vergesellschaftungsformen unter Staat und Kapital entsteht und gleichzeitig nicht zu haben ist, ohne den misogynen Souvernitätswahn der Einzelnen, die wir Männer nennen.

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Russland zwischen Bandenherrschaft und Geopolitik

Putins Racket-Staat im Krieg gegen die Ukraine

Vortrag und Diskussion mit Thorsten Fuchshuber

Donnerstag, 4. Mai 2023, 19.30 Uhr, Stuttgart

Stiftung Geißstraße 7, 70173 Stuttgart

  • der Vortrag ist mittlerweile HIER nachzuhören

„Wenn Demokratie Staatszerfall bedeutet“, sagte Wladimir Putin im Jahr 2003 im Gespräch mit Journalisten, „dann brauchen wir keine solche Demokratie“. Seitdem hat er eine Politik vorangetrieben, die als „System Putin“ bekannt geworden ist. Doch was ist das für ein Staatswesen, als dessen Garant der russische Staatspräsident gelten möchte? Insbesondere seit dem eskalierten Krieg gegen die Ukraine mit der Invasion des Landes am 24. Februar 2022 wird Putins Machtanspruch häufig als imperial oder neoimperial bezeichnet; er habe zum Ziel, ein neues russisches Großreich zu errichten.

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Lenins Sozialismus

von Nikolaus Gietinger

zuerst erschienen bei Disposable Times

Lenin ist wieder en vogue. Theoretiker wie Andreas Malm graben den Anführer der russischen Revolution von 1917 wieder aus. In ihren Augen kann uns Lenin helfen, den Kapitalismus abzuschaffen und den Klimawandel zu bekämpfen. Es bleibt jedoch fraglich, ob Lenin uns heute noch etwas zu sagen hat. Im Gegenteil, mit seinem Arbeitsfetisch und seinem Lob der preußischen Disziplin stand Lenin fest auf dem Boden der kapitalistischen Produktionsweise und der Naturzerstörung.

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Randgänge der Neuen Rechten – Philosophie, Minderheiten, Transnationalität

Buchvorstellung und Diskussion mit Panagiotis Koulaxidis und Vojin Saša Vukadinovic

Donnerstag, 26. Januar 2023, 19.30 Uhr Esslingen/Neckar

Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9, 73728 Esslingen

Seit der Enttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds und den politischen Entwicklungen in den 2010er Jahren hat das Lager der hiesigen Rechtsextremisten erhebliche publizistische Aufmerksamkeit erfahren. Wesentliche Veränderungen sind hingegen unterbeleuchtet geblieben. Dies gilt insbesondere für die Neue Rechte und deren politisches Denken, ihr Verhältnis zu gesellschaftlichen Minoritäten sowie ihre Vorstellungen von Deutschlands Rolle in Europa und in der Welt. Panagiotis Koulaxidis und Vojin Saša Vukadinović, Autor und Herausgeber des Sammelbandes Randgänge der Neuen Rechten (Transcript Verlag, 2022) gehen einigen dieser Veränderungen und Neuerungen nach und legen dar, in welchem Verhältnis sie zu den gesamtgesellschaftlichen Tendenzen in Deutschland stehen. 

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Youth Against Antisemitism

Vortrag — Band und DJs — Essen und Trinken

Samstag, 3. Dezember 2022, 19 Uhr bis Sonntag, 4. Dezember 2022, 3.00 Uhr, Esslingen/Neckar

Eine Veranstaltung im Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9, 73728 Esslingen

Komma Jugend und Kultur, Junges Forum der DIG Stuttgart und Emma und Fritz laden ein:

  • Teuflische Allmacht – Über die verleugneten christlichen Wurzeln des modernen Antisemitismus und Antizionismus

Vortrag und Diskussion mit Tilman Tarach:

In seinem Buch, mit einem Geleitwort von Anetta Kahane, setzt sich Tilman Tarach mit einem traditionellenchristlichen Judenhass und mit der Verbindung zum modernen eliminatorischen Antisemitismus auseinander.

Bei „Youth Against Antisemitism“ verbinden wir politische Bildung und Popkultur miteinander. In Zentrum der Vorträge stehen unterschiedliche Erscheinungsformen von Antisemitismus, die ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellen, unabhängig von politischen Orientierungen wie links, konservativ, rechts und Religion.

  • Nach dem Konzert wird es ein Musikprogramm geben, israelischen Wein und Hummus.

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Teuflische Allmacht

Über die verleugneten christ­lichen Wurzeln des moder­nen Anti­semitismus und Antizionismus

Vortrag und Diskussion mit Tilman Tarach

im Rahmen von Youth Against Antisemitism

Samstag, 3. Dezember 2022, 19.00 Uhr, Esslingen/Neckar

Eine Veranstaltung im Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9, 73728 Esslingen

Die Nähe des traditionellen christlichen Judenhasses zum moder­nen eliminatorischen Antisemitismus wird in der deutschen Antisemitismus-Debatte noch immer verschleiert. Tilman Tarach ruft vergessene Ereignisse in Erinnerung und präsentiert bisher unbeachtete historische Zeugnisse, die Wesen und Wirkmächtigkeit des christlichen Antisemitismus eindrücklich aufzeigen. Nur vor der Hintergrundfolie alter judenfeindlicher Vorstellungen, die bereits im Neuen Testament angelegt sind, konnte der Vernichtungs­­antisemi­tismus der Nationalsozialisten entstehen. Auch heute ist die Gefühlswelt von Antisemiten und Antizionisten wesentlich von diesen unbewussten christlichen Mustern geprägt. 

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Influencer – Die Ideologie der Werbekörper

Buchvorstellung und Diskussion mit Ole Nymoen & Wolfgang M. Schmitt

Donnerstag, 8. Dezember 2022, 19.00 bis 21.00 Uhr, Stuttgart

Universität Stuttgart, Breitscheidstr. 2a, Raum 2.01

Eine gemeinsame Veranstaltung von DGB-Hochschulgruppe Stuttgart, Abt. Organisations- und Innovationssoziologie im Institut für Sozialwissenschaften an der Universität Stuttgart, Stipendiat*innen-Gruppe Stuttgart der Hans-Böckler-Stiftung, Die Linke.SDS Stuttgart und Emanzipation und Frieden Förderverein e.V.

Menschen über dreißig kennen oft nicht einmal ihre Namen, für jüngere Jahrgänge sind sie Topstars: Influencer. Junge Erwachsene und sogar Kinder filmen sich beim Schminken, auf Reisen oder beim Sport und teilen ihre Tipps über soziale Medien mit ihren Fans. Dabei platzieren sie geschickt Produkthinweise und verdienen so ihren Lebensunterhalt – oder gar ein Vermögen.

Für Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt sind die Influencer symptomatische Sozialfiguren unserer Zeit. In der Abstiegsgesellschaft scheinen noch einmal Aufstiegsträume wahr zu werden, der Spätkapitalismus hübscht sein Gesicht mit Filtern und Photoshop auf, mit einer revolutionären Form der Werbung komplettieren Instagrammer und Youtuber das Geschäftsmodell des kommerziellen Internets. Bei aller ausgestellten Modernität, so Nymoen und Schmitt, beeinflussen die Influencer jedoch noch in einer weiteren Hinsicht den Zeitgeist: Indem sie rückwärtsgewandte Rollenbilder, Konsumismus und rigide Körpernormen propagieren, leisten sie einem konservativen Backlash Vorschub. Eine Buchvorstellung mit Diskussion.

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Vielleicht seid ihr ja komisch

Beobachtungen auf dem „Leben.Würde“-Kongress

Von Minh Schredle

(zuerst erschienen in Kontext: Wochenzeitung Ausgabe 604 am 26. Oktober 2022)

In Schwäbisch Gmünd vernetzten sich Ende Oktober 450 rechtsklerikale Abtreibungsgegner:innen. Ein SPD-Mann war auch dabei und entdeckte nichts Unanständiges. Das ist bitter.

Die gleiche Art von Selbstvertrauen, die ermöglicht, einen Glauben als Gewissheit auszugeben, lässt sich in den eröffnenden Worten von Alexandra Linder erkennen: Die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht begrüßt die Anwesenden zu einem „historischen Ereignis“, da es in den letzten 40 Jahren keinen so großen Kongress der „Lebensschutz“-Bewegung gegeben habe. Tagungsort ist das Zentrum „Schönblick“, das mit dem Slogan „Herz trifft Himmel“ wirbt und idyllisch am Rand des Taubenwalds in Schwäbisch Gmünd liegt.

Eingefunden unter dem Motto „Leben.Würde“ haben sich nach Angaben der Veranstalter 450 Interessierte. Das Großereignis verpasst hat der Schirmherr Stefan Oster, da der Bischof von Passau, wie die Moderatorin mitteilt, „im Auftrag des Herrn“ gerade an anderer Stelle benötigt wird. Überliefert ist allerdings Osters Aussage, „dass ausgelebte sexuelle Praxis ihren genuinen und letztlich einzig legitimen Ort in einer Ehe zwischen genau einem Mann und einer Frau hat“. Alles andere würde nach seiner Kenntnis der Heiligen Schrift „entweder als Unzucht oder als Ehebruch bewertet“ – und zwar „einschließlich der Ansage von zum Teil sehr dramatischen Konsequenzen für diejenigen, die sich darauf einlassen.“

Mit dabei ist dafür die zweite Schirmherrin, Christine Lieberknecht (CDU) – die als ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen verdeutlicht, dass die „Lebensschutz“-Bewegung ein paar einflussreiche Mitstreiter:innen hat. Die unantastbare Menschenwürde, lautet die geteilte Argumentation der Kongressteilnehmer:innen, greife vom Zeitpunkt der Empfängnis bis zum letzten Atemzug. Kategorisch abgelehnt werden daher nicht nur Abtreibungen, sondern auch assistierte Sterbehilfe.

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Audio: Verqueres Denken – Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus

Vortrag von Andreas Speit

gehalten am 30. Juni 2022 in Stuttgart

Sie gehen für »die Freiheit« auf die Straße: Bei den Querdenken-Demonstrationen und Corona-Protesten laufen Impfgegner*innen neben QAnon-Anhänger*innen, Esoteriker*innen neben Rechtsextremen, die Peace-Fahne flattert neben der Reichsflagge. Dieses Miteinander kommt jedoch nicht zufällig zustande. Wer sich für den Schutz von Natur und Tieren einsetzt, vegane Ernährung und Alternativmedizin bevorzugt, seine Kinder auf Waldorfschulen schickt oder nach spiritueller Erfüllung sucht, muss nicht frei von rechtem Gedankengut und Verschwörungsfantasien sein. Andreas Speit zeigt, dass in alternativen Milieus Werte und Vorstellungen kursieren, die alles andere als progressiv oder emanzipatorisch sind.

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Revolution für das Leben

Buchvorstellung und Diskussion mit Eva von Redecker

Moderation: Franziska Sander

Donnerstag, 21. Juli 2022, 19:30 – 21:00 Uhr, Online

  • Buchvorstellung und Gespräch sind mitllerweile HIER zu hören

(Die Durchführung erfolgt über die Software Zoom. Zugang HIER. Gleichzeitig wird die Veranstaltung auf den Facebook-Seiten des Fritz-Erler-Forums und von Emanzipation und Frieden gestreamt)

Krieg, Klimakatastrophe – die Zukunft wirkt nicht gerade einladend. Trotzdem gibt es in den letzten Jahren neue und hoffnungsvolle soziale Kämpfe. Der Vortrag geht auf Klimakativismus, die Black Lives Matter Bewegung und den Feminismus (insbesondere in Lateinamerika) ein. Trotz ihrer unterschiedlichen Schwerpunkte eint diese Bewegungen der utopische Bezug auf die Kategorie “Leben”. Sie protestieren gegen eine bestimmte Form der Herrschaft, nämlich die “Sachherrschaft”, die Teile des Lebens zur Sache degradiert und der Zerstörung preisgibt. Damit eröffnen sie zumindest die Möglichkeit einer bewohnbaren Zukunft.

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Audio: „Wieder einmal jüdische Hände…“ – Antisemitismus in Debatten um Abtreibung

Online – Vortrag von Paula Kreutzmann

gehalten am 21. April 2022

1931 wurden in Stuttgart zwei Ärzt*innen aufgrund des §218 verhaftet, weil ihnen vorgeworfen wurde, gewerbsmäßig Abtreibungen durchzuführen. Die Berichterstattung zu diesem Fall überschlug sich, und einige konservative bis nationalsozialistische Blätter ließen es sich nicht nehmen, das sozialpolitische Engagement der beiden Mediziner*innen mit ihrem (vermeintlichen) Judentum zu verknüpfen. Die Folge waren antisemitische Artikel und diffamierende Darstellungen von Friedrich Wolf und Else Kienle als „jüdische Abtreiber“.

Welche ideologischen Überschneidungen von Antisemitismus und Antifeminismus werden in dem Fall der beiden Ärzt*innen deutlich? Wie antisemitisch ist die gegenwärtige Anti-Abtreibungsbewegung? Nah an den Quellen von damals und heute, gibt der Vortrag Antworten auf diese Fragen.

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Fallstricke der Emanzipation

Autoritäres und Regressives in der Linken gestern und heute

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Donnerstag, 9. Juni 2022, 18.30 Uhr, Siegen

VORTEX Biergarten, Auf den Hütten 4, 57076 Siegen-Weidenau

Eine Veranstaltung von Antifa Café Siegen

Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Besser lassen sich Anspruch und Programm menschlicher Emanzipation nicht auf den Punkt bringen. Wenn der Begriff Links Sinn hat, dann diesen. Oft sehen linke Theorie und Praxis jedoch ganz anders aus. Was längst überwunden sein sollte, lebt auch in vielen linken und linksradikalen Strukturen und Denkweisen fort: Die Herrschaft von Zwangsgemeinschaften und von Menschen über andere Menschen.

Das kann sich in Männlichkeitskult und sexistischem Verhalten äußern, in der Vorliebe fürs Agitieren statt fürs Argumentieren oder in der Vorstellung, antifaschistische Akteur*innen seien stets im Recht, was auch immer sie tun. Aber auch im Glauben, man sei zur „Führung der Arbeiterklasse“ berufen. Der Griff in die Mottenkiste staatssozialistischer Parteidiktaturen und Sympathie für autoritäre Führergestalten wie Lenin liegen da oft nahe. Der Glaube, „die Klasse und das Volk“ brauche eigentlich nur die richtigen Führer, korreliert zudem mit zwei ebenso absurden wie folgenreichen Fehleinschätzungen: Nationalsozialismus und Antisemitismus seien die Folge rechter Verführungskünste und bürgerlich-rechtsstaatliche Verhältnisse seien letztlich ebenfalls „faschistisch“.

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Ausrastende Insassen

Zum Zusammenhang von Krise, Verschwörungsglauben und Antisemitismus


Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Montag, 2. Mai 2022, 19.00 Uhr, Marburg

Café Trauma, Afföllerwiesen 3a

Eine Veranstaltung von Junges Forum DIG Hochschulgruppe Marburg und SJ – Die Falken Marburg

Warum gab es kaum vernünftige Corona-Proteste? Weder Streiks gegen die Zumutung, sich am Arbeitsplatz anstecken zu müssen noch Massendemonstrationen für ein bedingungsloses Grundeinkommen? Warum demonstrierten stattdessen Zehntausende gegen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz? Warum verbreiteten sich absurde Verschwörungsphantasien? Warum schützen auch Bildung und Intelligenz nicht davor, haarsträubenden Unfug zu glauben?

Ob Esoterik-Fans, Nazis, Hippies, Gutbürgerliche, Wirtschaftsliberale, Linke oder Reichsbürger – so sehr sich die Rebellierenden unterscheiden – alle glauben, dass sie von „denen da oben“ betrogen werden. Die einen halten die Marktwirtschaft für die beste aller Welten und glauben, an Krisen könnten nur unfähige und schlechte Personen schuld sein. Die anderen glauben, Kapitalismus sei sowieso das Werk solcher Leute. Wie auch immer – in ihrem Aufbegehren finden sie zusammen.
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Fallstricke der Emanzipation

Autoritäres und Regressives in der Linken gestern und heute

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Samstag, 28. Mai 2022, 16.00 Uhr, Mannheim

Jugendkulturzentrum forum, Neckarpromenade 46

Eine Veranstaltung im Rahmen der VI. Anarchistischen Buchmesse Mannheim

Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Besser lassen sich Anspruch und Programm menschlicher Emanzipation nicht auf den Punkt bringen. Wenn der Begriff Links Sinn hat, dann diesen. Oft sehen linke Theorie und Praxis jedoch ganz anders aus. Was längst überwunden sein sollte, lebt auch in vielen linken und linksradikalen Strukturen und Denkweisen fort: Die Herrschaft von Zwangsgemeinschaften und von Menschen über andere Menschen.

Das kann sich in Männlichkeitskult und sexistischem Verhalten äußern, in der Vorliebe fürs Agitieren statt fürs Argumentieren oder in der Vorstellung, antifaschistische Akteur*innen seien stets im Recht, was auch immer sie tun. Aber auch im Glauben, man sei zur „Führung der Arbeiterklasse“ berufen. Der Griff in die Mottenkiste staatssozialistischer Parteidiktaturen und Sympathie für autoritäre Führergestalten wie Lenin liegen da oft nahe. Der Glaube, „die Klasse und das Volk“ brauche eigentlich nur die richtigen Führer, korreliert zudem mit zwei ebenso absurden wie folgenreichen Fehleinschätzungen: Nationalsozialismus und Antisemitismus seien die Folge rechter Verführungskünste und bürgerlich-rechtsstaatliche Verhältnisse seien letztlich ebenfalls „faschistisch“.

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Labor fetish and anti-semitism

by Lothar Galow-Bergemann

„Work makes you free“ was written above the gate of the Auschwitz death camp. How did the Nazis come up with that? Isn’t work something meaningful, something good? What does it have to do with Auschwitz, of all places? A great deal. Because work and meaningful activity are, contrary to popular belief, two different things.

german version

[This article published on 3/10/2022 is translated from the German on the Internet]

Published in Jungle World, 03/10/2022.



The work society

The highest law in our society is not written anywhere, but everyone knows it: We have to work all our lives to earn money so that we can live. This working and the positive reference to it seems to us like a law of nature. But even the origin of the word „work“ in different languages should make us wonder. The ancient Greek ponein (to work) comes from ponos (toil, burden), the French and Spanish words for work travail /trabajo derive from the vulgar Latin tripalare, which means nothing other than „to torment, to stake.“ In Russian, work is called rabota, which comes from rab, „the slave.“ And the Germanic arba simply means „the servant. Weiterlesen