Der blinde Fleck. Warum es der traditionellen und der postkolonialen Linken so schwer fällt, Antisemitismus zu erkennen

Online-Vortrag und Diskussion mit Julian Bierwirth


Montag 11. Dezember, 19.00 Uhr (Online)

Eine Veranstaltung von krisis-Kritik der Warengesellschaft

  • Der Vortrag kann mittlerweile HIER gesehen werden

Nach dem Massaker vom 7. Oktober ging kein Aufschrei durch die globale Linke – stattdessen haben viele das Massaker als revolutionären Widerstandsakt gefeiert.

Die Diskrepanz zwischen dem Zivilisationsbruch der Hamas und dieser Reaktion könnte kaum größer sein. Gesellschaftstheoretisch hat sie ihre Ursache in einer stark verkürzten Perspektive auf die sozialen Zusammenhänge im globalisierten Kapitalismus. Sowohl links-traditionelle als auch postmoderne Spielarten der Gesellschaftskritik nehmen den modernen Kapitalismus in erster Linie als Gegeneinander von Herrschenden und Beherrschten war. Diese Perspektive erlaubt es aber weder, die globalen Verhältnisse noch die Spezifik des modernen Antisemitismus kritisch zu verstehen.

Die Personalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse war immer schon anschlussfähig für antisemitische Denkmuster, die den Kapitalismus auf wahnhafte und verschwörungsideologische Weise “erklären”. Das unterscheidet den Antisemitismus grundsätzlich von allen Spielarten des Rassismus. Dieser Unterschied darf nicht verwischt werden, denn sonst können Antisemitismus und Rassismus gegeneinander ausgespielt werden – eine fatale Konsequenz postkolonialer Theorien. Wenn die globale Linke als emanzipatorische Kraft auch in Krisenzeiten überleben will, muss sie mit ihren gängigen Deutungsmustern brechen und sich solchen falschen Dichotomien verweigern.

Nach einem Input unseres Referenten Julian Bierwirth wollen wir über diese Thesen und über Interventionen in den linken Diskurs diskutieren.