Welchen Kurs fährt die Deutsch-Israelische Gesellschaft?

Antwort auf einen „Israelkritiker“ in der DIG

von Lothar Galow-Bergemann                                                                                   

erschienen in DIG-MAGAZIN 2/2013, Zeitschrift der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

Eine „Mindermeinung“ muss nichts Schlechtes sein

betr. Leserbrief von Franz-Hellmut Schürholz, erschienen im DIG-Magazin 1/2013

Das Wort „Siedlungspolitik“ hat es schon lange auf den ersten Platz geschafft, wenn es gilt, Israel als den Bösewicht auszumachen. Wer es fehlerfrei aussprechen kann, gilt bereits als Nahostexperte. Wenn hingegen mit einem „Rückkehrrecht“ von angeblich fünf Millionen Flüchtlingen der jüdische Charakter Israels zerstört werden soll, den man sowieso nicht anzuerkennen gedenkt und wenn Abbas, der „keinen einzigen Israeli“ in seinem künftigen Staat sehen möchte, eine ethnische Säuberung propagiert – so gilt das wie vieles andere auch als vernachlässigbare Petitesse.

Jeder Betriebsrat, der bereits vor der Verhandlung seine Trümpfe aus der Hand gäbe, wäre mit dem Klammersack gepudert. Von Israel aber verlangt man genau das. Und auf die Idee, solcherlei auch einmal von palästinensischer Seite zu verlangen, kommt schon gar niemand. „Nach international nahezu einhelliger Auffassung“ vertrete die israelische Regierung eine „Mindermeinung“, so F.-H. Schürholz. Mag sein. Doch was ist eigentlich ehrenrührig daran, Minderheit in einer „Völkergemeinschaft“ zu sein, die das Rechenkunststück beherrscht, aus ein paar hunderttausend palästinensischen Flüchtlingen im Laufe von sechs Jahrzehnten ein paar Millionen zu machen? Und die diesen mehr Hilfsgelder auszahlt als allen anderen Flüchtlingen zusammen, die es sonst noch so auf der Welt gibt? Die sich einen „Menschenrechtsrat“ leistet, der jede Verurteilung islamistischer Regime vermeidet, aber sich obsessiv dem jüdischen Staat widmet? Auch sei die Frage gestattet, wer denn die israelische Regierung mit ihrer „Mindermeinung“ eigentlich gewählt hat. Die Welt hat Recht – die Juden Unrecht?

Herr Schürholz will als Vorsitzender eines „Forum Deutschland-Israel-Palästina“ ausdrücklich „im israelisch-arabischen Konflikt nicht Partei sein“ (http://www.forum-deutschland-israel-palaestina.de/uber-uns/). Das steht ihm selbstverständlich frei. Ein Blick auf Veranstaltungen und Veröffentlichungen seines Forums offenbart allerdings schnell eine einseitige pro-palästinensiche Schieflage. Auch das darf tun wer mag. Doch Herr Schürholz will offensichtlich auch eine DIG, die diesen Kurs fährt. Er sorgt sich darum, dass die DIG „gesellschaftlich und politisch anschlussfähig bleibt“. Aber dass man „im Nahostkonflikt nicht Partei sein“ will und letztendlich eben doch Partei ergreift – und zwar gegen Israel – ist nichts besonderes in einem Land, in dem eine große Mehrheit in obszöner Selbstgerechtigkeit vermeint, ausgerechnet aus dem Holocaust mehr gelernt zu haben als die Juden. Eine DIG, die an diesen Diskurs „gesellschaftlich und politisch anschlussfähig“ bliebe, machte sich jedoch selber überflüssig. Denn notwendig ist die Solidarität mit dem vom antisemitischen Vernichtungswahn bedrohten Israel. Und das bedeutet unter den gegebenen Verhältnissen nun einmal, eine „Mindermeinung“ zu vertreten und der Mehrheitsmeinung entgegenzutreten, die schon lange das Codewort „Siedlungspolitik“ entdeckt hat, um sich in knappst möglicher Form gegenseitig zu versichern, man wisse ja sowieso, wer an allem schuld ist.