„Alles wird besser“ Wirklich?

Eine Auseinandersetzung mit liberalen Fortschrittserzählungen anhand des einflußreichen Buches „Factfullness“ von Hans Rosling

Von Julian Bierwirth

(zuerst erschienen bei Disposable Times unter dem Titel Faktencheck: Hans Rosling)

„Don’t worry about a thing,
Cause every little thing gonna be all right.
Singin‘: Don’t worry about a thing,
Cause every little thing gonna be all right!“
(Bob Marley)

Faktencheck mit Hans Rosling

Hans Roslings Factfulness ist ein Buch mit einer Botschaft: die Bedingungen in der kapitalistischen Spätmoderne werden besser und besser. Zwar haben viele Menschen noch abstruse Ideen über schier unüberwindbare gesellschaftliche Hierarchien im Kopf und glauben, globalen Trends gegenüberzustehen, die zielsicher dafür sorgen, dass die Dinge immer schlimmer werden. Tatsächlich spielen beide Vorstellungen ja durchaus eine große Rolle, nicht zuletzt aus der Perspektive von kapitalismuskritischen Krisentheoretiker*innen. Gefragt, ob die Dinge in der Welt a) immer besser, b) immer schlechter oder c) gleichbleibend gut oder schlecht seien, antworten sie zielsicher mit b) – immer schlechter.

Das, so versichert und Hans Rosling, sei aber ein Trugschluss. Sicher gebe es Dinge, die sich verschlechterten. Aber in the long run, im Großen und Ganzen, entwickele sich die Sache doch in die richtige Richtung. Mit einem Satz: dass Versprechen des Liberalismus wirkt! Schritt für Schritt, wenn auch langsam und mit Mühen, werden die Verhältnisse immer ein bisschen besser. Für Sorge besteht also kein Grund und statt ständig zu meckern, sollten wir uns lieber hinten anstellen und mithelfen, dass die Dinge sich ein bisschen schneller zum Besseren wenden.

Doch nicht nur Kapitalismuskritiker*innen, ganz allgemein hänge ein Großteil der Menschheit dem falschen Glauben an, der Zustand der Welt würde sich beständig verschlechtern. Deshalb fühlten sich die Menschen dann immer gleich so gestresst. Demgegenüber empfiehlt er „Statistik als Therapie“. Auf diesem Wege könnten wir lernen, so verspricht der Großmeister, nicht immer nur das Schlechte zu sehen, sondern auch positive Entwicklungen zu bemerken und anzuerkennen. Es sei „das heimliche und stille Wunder des menschlichen Fortschritts“, dem die Welt eine stetige Verbesserung der Lebensverhältnisse zu verdanken habe.

Um zu demonstrieren, wie umfassend die Mängel in Bezug auf faktenbasiertes Wissen in allen Teilen der Bevölkerung ist, präsentiert er zunächst 13 Fragen, versehen mit Multiple-Choice-Antwortmöglichkeiten. Und siehe da – bis auf die Frage nach der zu erwartenden Entwicklung des Weltklimas beantwortet eine überwiegende Mehrzahl der Menschen die Fragen falsch. Der prozentuale Anteil der Mädchen, die weltweit eine Grundschule besuchen, steigt. Der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Rosling macht sich in seinem Buch daher auf, die Menschen mit den Hintergründen des ihnen fehlenden Faktenwissens vertraut zu machen.

Tatsächlich wählt Rosling die von ihm präsentierten Fakten jedoch sehr selektiv aus und präsentiert sie stets auf eine Weise, die seine bereits vorher feststehende Auffassung, im Gang der Geschichte werde alles stetig besser, unterstreicht.

Im Folgenden möchte ich anhand einiger Beispiele darstellen, wie Rosling die Fiktion eines sich stetig entwickelnden Fortschritts konstruiert. Dabei soll zugleich deutlich werden, welche Begrenzung die von ihm gewählte liberale Perspektive auf die Dynamik des globalen Kapitalismus mit sich bringt.

Rückgang der extremen Armut

Besonders gerne mag Rosling die Zahlen zur Armutsentwicklung. Hier kommt er zu dem Schluss, dass der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen im letzten Jahrhundert stetig abgenommen habe. In extremer Armut lebten Menschen mit einem Einkommen von weniger als zwei Dollar pro Tag.

Ein beispielhafter Blick auf ein imaginäres Dorf mag hier helfen, das grundsätzliche Problem hinter dieser Argumentation zu verstehen. In unserem imaginären Dorf leben 100 Menschen, die alle ein Dach über dem Kopf und genügend zu essen haben. Allerdings betreiben die Menschen in dem Dorf Subsistenzproduktion, d. h. sie bauen die notwendigen Lebensmittel selbst an und stellen sie sich gegenseitig zur Verfügung. Der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen beträgt hier 100%, denn aufgrund mangelnder Geldökonomie liegt das Einkommen aller Menschen unter 2 Dollar pro Tag.

Nehmen wir nun weiterhin an, in unserem imaginären Dorf wird nun Geld als Tauschmittel eingeführt. Die tradierten Wege einer gemeinsamen Versorgung des Dorfes werden ausgehöhlt und schließlich können sich die ersten Menschen des Dorfes einen Fernseher leisten und vielleicht sogar in den Urlaub fahren. Dafür haben allerdings ein Viertel der Einwohner*innen ihre Wohnung verloren und ein weiteres Drittel wird nicht mehr regelmäßig satt. In der Armutsstatistik erscheint dieser Zusammenhang trotz allem als Wohlstandssteigerung. Denn immerhin gibt es nun beispielsweise 20 Menschen mit einem Einkommen von über zwei Dollar pro Tag. (1)

Das Beispiel macht deutlich, dass ein Versuch, die Entwicklung von Armut und Reichtum statistisch zu fassen, auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beachten muss. Die Selbstverständlichkeit, mit der hier Geld als Austauschmedium unterstellt wird, ist erschreckend und insbesondere für viele Gesellschaften, die erst vor vergleichsweise kurzer Zeit von der kapitalistischen Modernisierung erfasst wurden, schlicht unzureichend. Sie sagt, vor dem Hintergrund einer möglicherweise existenten Subsistenzproduktion, recht wenig über den realen Lebensstandard der Menschen aus.

Dazu tritt das Problem, dass solche aus den offiziellen Statistiken entnommenen Zahlen sehr wenig über die realen Folgen der dahinterstehenden Entwicklungen für die Menschen vor Ort haben. Wenn das Durchschnittseinkommen einer Bevölkerungsgruppe etwa leicht von 1,9 auf 2,1 Dollar am Tag ansteigt, ist mit dem formalen Überschreiten der Armutsgrenze nicht viel über die realen Lebensverhältnisse ausgesagt. Auch darüber hinaus hat die Wahl der Grenze zur Kategorisierung von „absoluter Armut“ eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Oft bewirkt schon eine moderate Veränderung der Armutsgrenze eine signifikante Veränderung der Armutsbevölkerung. (2)

Von allen statistischen Haarspaltereien abgesehen bleibt aber am Ende des Tages die Frage, was denn mit dem Hinweis auf einen sinkenden Anteil von Menschen unterhalb der Armutsgrenze gewonnen ist in einer Welt, die trotz einer für alle Menschen ausreichenden Lebensmittelproduktion seit Jahrzehnten das Phänomen des Welthungers kennt. (3)

Aussterbende Arten

Das Spitzmaulnashorn, der Panda und der Tiger gelten Rosling als weiterer Beweis dafür, dass es um die Welt bei Weitem nicht so schlecht bestellt ist wie uns der Naturschutzbund immer weismachen möchte. Alle drei Arten galten 1996 als gefährdet und vom Aussterben bedroht. Doch seitdem hat sich ihr Bestand deutlich erholt. Das zeigt, dass es möglich ist, negative Entwicklungen umzukehren. Nicht alle Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, müssen zwangsläufig aussterben. Menschen können daran etwas ändern. Im Falle der Nashörner, Tiger und Pandas waren das in erster Linie Schutzgebiete und deren Kontrolle. Es braucht also, mit anderen Worten, eine ausreichende Anzahl von Menschen, die über die notwendigen gesellschaftlichen Ressourcen verfügen, um die durch verändertes Naturmanagement vom Aussterben bedrohte Art zu retten.

Auch wenn die von Rosling vorgelegten Zahlen in diesem Fall korrekt sind, so verstört doch bei genauerem Hinsehen, dass die Zahl der insgesamt vom Aussterben bedrohten Arten von Jahr zu Jahr ansteigt. Trotz dieser im Einzelfall möglichen Stabilisierung von Populationen wirkt hier ganz offensichtlich ein gegenläufiger Trend. Das ist, angesichts der zunehmenden menschlichen Flächennutzung und der Ausdehnung kapitalistischer Produktionskapazitäten in immer neue Regionen auch kein Wunder. Darüber erfahren wir bei Rosling nichts. Er sagt auch nicht ausdrücklich, dass Artensterben kein Problem sei. Aber er wählt seine Beispiele so, dass bei den Leser*innen der Eindruck erweckt wird, dem sei so.

Wenn er dann doch einmal auf das zunehmende Artensterben hinweist, dann in einem genau entgegengesetzten Sinne: Dass die Zahl der auf der Roten Liste stehenden Tiere und Pflanzen stetig zunimmt, gilt ihm dann als Indiz dazu, dass Tiere und Pflanzen immer besser geschützt werden, weil die Zahl der Einträge auf diese Listen stetig zunimmt. Auf diese Weise ist es egal, wie es tatsächlich um die Realität bestellt ist: Am Ende sorgt die liberale Weltordnung dafür, das alles zum Besten gestellt ist.

Alles nicht so schlimm

Die vielfältigen ökologischen Gefährdungen, vor denen kritische Geister immer wieder warnen, sind dann laut Rosling ebenfalls nicht unbedingt ein Problem. So berge beispielsweise Atomenergie zwar Gefahren, diese würden in ihren Folgen aber für gewöhnlich weit übertrieben dargestellt. Als Beispiel dafür führt er die Reaktorkatastrophe von Fukushima an, in deren Folge niemand an den Folgen radioaktiver Strahlung gestorben sei, sehr viele allerdings bei dem Versuch, sich vor vermeintlichen Gefahr in Sicherheit zu bringen.

Als weiteres Beispiel nimmt der die Nutzung des Insektizids DDT. Auch die von dieser Chemikalie ausgehende Bedrohung werde weit übertrieben. Er resümiert: „Tausende von Menschen starben, weil sie vor einem nuklearen Leck flüchteten, das niemanden tötete. DDT ist tödlich, aber ich konnte auch keine Daten finden, die belegt hätten, dass es direkt jemanden getötet hätte.“ Tatsächlich habe die Weltgesundheitsorganisation WHO „DDT als leicht gesundheitsschädlich für den Menschen eingestuft“, darüber hinaus jedoch auch erklärt, dass DDT „in vielen Situationen mehr gesundheitliche Vorteile als Nachteile habe.“

Es müsse bei einer Anwendung des Pestizids, so Rosling, das „Für- und Wider in Betracht gezogen werden“, woraufhin er bezeichnendes Beispiel für die Nutzung von DDT anbringt: „In Flüchtlingslagern zum Beispiel, in denen es vor Mücken wimmelt, ist DDT häufig eine der schnellsten und billigsten Methoden um Leben zu retten.“ Lediglich „angstgesteuerte Lobbyisten“ lehnten es ab, hier eine faktenbasierte Lösung zu verfolgen, obschon die doch Leben retten könnte.

In solchen Fällen ist der Einsatz der Chemikalie tatsächlich auch erlaubt (um einer möglichen Verbreitung von Malaria vorzubeugen), doch das Beispiel ist vor allem deshalb so bemerkenswert, weil es die hinter Roslings faktenbasierter Argumentation stehende Logik offenbart. Er schlägt die Nutzung einer giftigen Chemikalie als Lösung für eine Situation vor, ohne sich im geringsten über die Entstehungsbedingungen und die Lösungsmöglichkeiten der Notsituation Rechenschaft abzulegen. Weder stellt er die Frage, warum Menschen sich überhaupt in großer Zahl in Flüchtlingslagern aufhalten, noch sucht er nach Möglichkeiten, sie möglichst schnell sicher an eine anderen Ort (etwa in Europa) unterzubringen. Denn weder Fluchtursachen noch die Frage der Verteilung globaler Flüchtlingsströme sind für ihn relevant.

Seine Argumentation bleibt vielmehr stets technisch und versucht die Beseitigung der Folgen einer Situation, die er als unabwendbar akzeptiert, wissenschaftlich rational zu bewerten. Alles andere wäre eine Frage gesellschaftlicher Rahmenbedingungen – und die akzeptiert Rosling grundsätzlich und immer uneingeschränkt. Dabei passt es sich ganz gut, dass die ethische Risiko-Bewertung es mit einem Sachverhalt zu tun hat, der weit weg in fernen Bereichen der Welt stattfindet. Vom Sessel in Schweden aus lässt sich vortrefflich darüber philosophieren, welche Menge chemischer Intoxikation für Menschen in Afrika als aushaltbar zu gelten haben.

Die hier gezogene Schlussfolgerung ist dabei keinesfalls willkürlich, sondern entspricht dem grundsätzlich vorgehen des politischen Liberalismus und des mit ihm verbundenen wissenschaftlichen Positivismus. Die viel gerühmte „Vernunft“ gilt in beiden Fällen als ein vortreffliches Argument zur Lösung von Problemen, die innerhalb des Kapitalismus auftauchen, die ohne ihn (und die mit ihm verbundene Form instrumenteller Vernunft) gar nicht gelöst werden müssten. (4)

Weltmarkt und Welthunger

Dass im Jahr 2016 4,2 Millionen Kinder im Alter von unter einem Jahr gestorben sind, gilt Rosling als gute Nachricht. Nicht, weil er Kinder nicht mögen würde, sondern weil es von Jahr zu Jahr immer weniger Kinder würden, die sterben. Obschon noch immer viel zu tun sei, im Grunde fahre der Zug immerhin schon mal in die richtige Richtung. Auch hier klammert der Autor die zentrale Frage aus: wenn die Krankheiten (wie er selbst anmerkt) schon seit langer Zeit heilbar sind und auch die weltweit verfügbaren Nahrungsmittel zur Ernährung aller auf dem Planeten lebenden Menschen ausreichen würden (kämen sie nur bei ihnen an), dann stellt sich doch die Frage, auf welche raffinierte Weise es die kapitalistische Weltgesellschaft schafft, die notwendigen Ressourcenströme zielgerichtet so um die Menschen herumzulenken, dass im Globalen Süden kaum etwas davon ankommt.

Sicherlich: Dass 1950 die Todesrate der Kleinkinder mehr als ein zehnfaches größer war als heute, lässt auf eine Verbesserung schließen. Aber ein Schuh wird doch umgedreht daraus: Seit so vielen Jahren schafft es der Kapitalismus noch immer, Kindern die notwendigen Selbstverständlichkeiten vorzuenthalten. Pfui!

Vergleichen und optimieren

Am Beispiel seiner Erfahrungen in einem afrikanischen Krankenhaus thematisiert Rosling einen Themenbereich, dessen Implikationen auch für die aktuellen Diskussionen im Corona-Zeitalter fruchtbar sein können. In dem Krankenhaus war ihm nämlich aufgefallen, dass nur ein kleiner Teil der kranken Kinder der Region überhaupt den Weg ins Krankenhaus findet und er deutlich mehr Menschenleben retten könnte, wenn er sich um die Menschen außerhalb des Krankenhauses kümmerte. Nur hätte das zur Folge, die bereits im Krankenhaus aufgenommenen Kinder nicht mehr optimal betreuen zu können und möglicherweise ihrem Ableben Vorschub zu leisten.

In solchen Momenten müsse abgewogen werden, wie die knappen Ressourcen verwendet werden sollen. Auch wenn es weh täte, müsse hier gefragt werden: wie können wir den meisten Menschen helfen? Das sei zwar eine bittere Entscheidung, die allerdings alternativlos sei. Tatsächlich ist sie das zumindest vom Grundsatz her nicht. Denn Rosling klammert auch hier eine ganze Reihe von Fragen aus. Etwa die nach den Ursachen, wegen der die Kinder überhaupt krank werden. Wie hängen die Krankheiten mit der lokalen Ernährungssituation zusammen, wie ist diese wiederum in globale Wertschöpfungsketten eingebunden? Und warum existieren solche Zustände überhaupt?

Aber auch die Frage, warum es nur so wenige Ärzt*innen und nicht noch ein zweites oder ein drittes Krankenhaus gibt (obwohl die ja offensichtlich benötigt werden), spart er sorgsam aus. Gerade dadurch, dass die Situation als Notlage deklariert und auf das mit ihr verbundene menschliche Leid verwiesen wird, treten grundsätzliche Fragen nach Ursachen und Zusammenhängen derart in den Hintergrund, dass die Entscheidung zwischen zwei schlechten Handlungsoptionen tatsächlich als alternativlos erscheint.

Faktenbasiert die Welt retten

Der Autor und Humanist Philipp Möller, der lange Zeit auch für die Giordano-Bruno-Stiftung als Pressesprecher tätig war, kommt in seinem neuen Buch „Isch geh Bundestag: Wie ich meiner Tochter versprach, die Welt zu retten“ ebenfalls auf Rosling zu sprechen. Nachdem er seiner Tochter versprochen hatte, die Welt ob all der vielen Übel in ihr zu retten, ging er an den Ort, von dem er meinte, dort müssten solche Dinge entschieden werden: den deutschen Bundestag. Doch während seines Praktikums bei der FDP-Fraktion fiel ihm plötzlich auf, dass es um die Welt gar nicht so schlecht bestellt ist, wie so viele immer behaupten würden.

Als die Fraktion nämlich über einen Antrag zur Rettung der Artenvielfalt diskutiert, erfährt Möller, dass es um die gar nicht so schlimm bestellt sei. Das oft zitierte Bienensterben gebe es nämlich gar nicht, wie der zuständige Referent mit einem Hinweis auf den Imkerverband kundtut: heute gibt es in Deutschland nämlich mehr Bienenstöcke als vor fünf Jahren. Zumindest was die Honigbienen angeht. Dass das viel diskutierte Bienensterben hingegen die Wildbiene betrifft – davon lesen wir bei Möller nichts. Beim Glyphosath lässt er sich von der FDP-Fraktion erläutern, dass es für die Gefährlichkeit der Chemikalie gar keinen wissenschaftlichen Nachweis gebe. Und auch Atomenergie sei doch eine gute Idee, denn die hätten schließlich eine deutlich bessere Klimabilanz als die Kohlekraftwerke. Das, so erfahren wir, sei „evidenzbasiertes Argumentieren“.

Was dann bleibt, ist der Eindruck, dass die ganze Hysterie um die Umwelt und das Klima doch irgendwie übertrieben sind. Dementsprechend trat Möller nach der Veröffentlichung seines Buches gerne in Talkshows auf um der Fridays for Future-Bewegung religiöse Züge zu unterstellen, weil dort so ein unseriöses und düsteres Szenario in Bezug auf die Klimaveränderungen gezeichnet würde.

Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling, Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist (Ullstein Verlag)

Anmerkungen:

(1) Siehe hierzu auch den diesbezüglich erhellenden Comic „Der Finanzschlumpf“.

(2) Drèze und Sen zeigen für Indien, dass eine Erhöhung der Armutsgrenze einen unterdruchschnittlichen Anstieg der Armut zur Folge hätte. Zur Armutsentwicklung in Indien vgl. umfassend Drèze, Jean/ Sen, Amartya (2014): Indien. Ein Land und seine Widersprüche., insbesondere die Kapitel 2 und 7

(3) Zur Bedeutung von Hunger in zu vielen Teilen der Welt vgl. Caparrós, Martín (2015): Hunger

(4) Zur Kritik der „instrumentellen Vernunft“ vgl Horkheimer, Max (1967): Zur Kritik der instrumentellen Vernunft.