Stuttgart: „Linke Friedensfreund_innen“ unterstützen rechtes Querfrontprojekt

Die „Friedensbewegung 2014“  ist ein rechtes Querfrontprojekt, das ein durch und durch antisemitisches und verschwörungstheoretisches Weltbild transportiert. Nähere Informationen dazu finden sich hier.

So weit, so schlecht. Doch es kommt noch schlechter. Die Stuttgarter „Anstifter“  („Im Bewusstsein, dass wir die Verantwortung für den Fortbestand der Erde tragen, die unser gemeinsamer Lebensraum ist; in der Gewissheit, dass Gerechtigkeit der Gewalt den Boden entzieht; in der Überzeugung, dass eine andere Welt möglich ist …“) bewerben dieses Projekt nicht nur , sie haben diese Leute offensichtlich auch bei der Vorbereitung einer „Friedensdemonstration“ unterstützt, die am 12. April 2014 in Stuttgart stattfinden soll. 

Wie aus letzterem Text hervorgeht, gab es wohl ein wenig Zweifel bei den „Anstiftern“, aber das Bauchweh scheint sich in Grenzen gehalten zu haben, denn letztendlich haben sie das Projekt unterstützt und beworben.

Es bleibt zu hoffen, dass man bei den „Anstiftern“ zur Vernunft kommt und das wieder zurück nimmt. Doch die entscheidende Frage ist, wie das überhaupt „passieren“ konnte. Der Vorgang deutet auf mehr Problematisches in der Weltsicht so mancher „linker Friedensfreund_innen“ hin als ihnen lieb sein kann. Ein wirres Weltbild voller regressivem Antikapitalismus, Antisemitismus und Antiamerikanismus spricht sie offenbar sehr an. Genauer gesagt: sie scheinen es in wesentlichen Punkten zu teilen.

Nachtrag, 4. April 2014:

Wenig überzeugend: Sich von Rechten distanzieren, aber denken wie sie.

Die lokale Stuttgarter Gruppe der „Friedensbewegung 2014“ hat sich jetzt von „Veranstaltern mit rechtem Hintergrund“ distanziert. Das bleibt wenig überzeugend. Zum einen fand diese „Distanzierung“ erst statt, nachdem der Hintergrund aufgedeckt und publik gemacht wurde. Zum andern haben auch die „linken Friedensfreund_innen“ von den Stuttgarter „Anstfitern“ ihre organisatorische Unterstützung der geplanten „Friedensdemonstration“ am 12. April erschreckenderweise nie von einer Distanzierung abhängig gemacht. Zum dritten ist diese „Distanzierung“ rein formaler Natur. Sie distanzieren sich von „Veranstaltern mit rechtem Hintergrund“. Schön. Distanzieren sie sich auch von deren Gedanken und Vorstellungswelt? Sie fanden sie doch noch bis vorgestern offenbar wahnsinnig attraktiv, sind auf den Zug aufgesprungen und haben sich mit Feuer und Flamme dafür engagiert. Leere Distanzierungsrituale kennt man zur Genüge. Etwa von „besorgten Bürgern“, die gegen Flüchtlingsunterkünfte protestieren, aber sich selbstverständlich „voll und ganz“ von Nazis distanzieren. Solche Verlautbarungen dienen lediglich der Selbstvergewisserung, was für ein guter Mensch man doch sei, mit einer selbstkritischen Reflexion eigener Befindlichkeiten und Denkweisen haben sie nicht das Geringste zu tun. Wenn die Veranstalter also wirklich beweisen wollen, dass sie auf einmal völlig anders denken als noch vor zwei Tagen, dann muss da schon ein wenig Butter bei die Fische. Wie ist das mit dem Oberbösewicht USA, der so ziemlich an allem in der Welt schuld ist und der die Merkel-Regierung zur Marionette macht? Wie ist das mit den Bankstern, die an der Krise schuld sind? Mit den Medien, die uns beherrschen? Mit der ganz großen Verschwörung der Gierigen da oben gegen uns ehrlich Arbeitende da unten? Wer so denkt, mag sich tausendmal von Rechten distanzieren, er steht ihnen näher als er glaubt. Das betrifft tragischerweise auch viele Linke und Friedensbewegte. Ressentimentgeladener Bauch-Antikapitalismus und -Antiimperialismus sind so ziemlich das Gegenteil von fundierter Kapitalismuskritik.

Angebote zur Diskussion:

Was ist regressiver Antikapitalismus? Anmerkungen zum Unterschied zwischen KapitalisTEN- und KapitalisMUSkritik

Was ist Antiimperialismus? Anmerkungen zum Niedergang der Linken

Was ist Antiamerikanismus? Anmerkungen zur grassierenden Selbstgerechtigkeit

Was ist Antisemitismus? Anmerkungen zur Wahnwelt des vernichtungsorientierten Antikapitalismus

Was ist Antizionismus? Anmerkungen zum Hass auf den Juden unter den Staaten