Regressiver Antikapitalismus und Antisemitismus in Krisenzeiten
Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann
Dienstag, 28. Juni 2022, 19.00 Uhr, Nürnberg
DESI Stadtteilzentrum e.V. Brückenstraße 23, 90419 Nürnberg
Eine Veranstaltung von Junges Forum DIG Nürnberg-Erlangen
Klima, Corona, Krieg und Hunger – die Krisen jagen sich. Sie haben viel mit der herrschenden Wirtschaftsweise zu tun – dem Kapitalismus. Unendliches Wachstum ist ihm wichtiger als Mensch und Natur, maximaler Profit wichtiger als Gesundheit und Lebensqualität, steigende Aktienkurse wichtiger als das Leben künftiger Generationen. Der Kapitalismus hat uns in eine Sackgasse geführt. Viele sind gegen ihn, doch haben sie ihn auch verstanden?
Gesellschaftskritik wird oft mit Wut auf „die Schuldigen“, „Lügenpack“ und „Lügenpresse“ verwechselt. Undurchschaute systemische Ursachen verleiten zu personifizierender Krisendeutung. Der Glaube, finstere Mächte seien an Ungerechtigkeit, Krankheit, Elend, Krieg und Krisen Schuld, hat eine bald zweitausendjährige Tradition im christlichen Antijudaismus. Der moderne Antisemitismus, dem „der Jude“ die Personifikation des Bösen schlechthin ist, konnte nahtlos daran anknüpfen. Die Nationalsozialisten setzten die eingebildeten „Gierigen und Mächtigen, die im Geheimen wirken und die Welt versklaven wollen“ mit „den Juden“ gleich. Doch auch wer das nicht tut, kann sich in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus befinden, ohne sich darüber im Klaren zu sein.
Viele Linke glauben, sie seien resistent gegen Antisemitismus, weil sie Antirassist*innen sind. Aber Antisemitismus ist ein Welterklärungssystem mit antikapitalistischem Anspruch, das nichts vom Kapitalismus kapiert hat. Auch Linke, die die abstrakte Herrschaftsform von Markt und Kapital nicht durchschauen, von „der profitgierigen Kapitalistenklasse“ reden, „das Finanzkapital“ dämonisieren und von der Existenz einer „geheimen Weltregierung“ überzeugt sind, haben den Kapitalismus nicht verstanden. „Nichts gegen Juden haben“ ist gut, bewahrt aber keineswegs automatisch vor antisemitischen Denkmustern. Geschichte und Gegenwart der Linken sind voller Beispiele dafür.
Nicht zufällig taucht gegenwärtig wieder mehr Antisemitismus auf, teilweise wird er völlig offen geäußert. Welchen Wahn wird vermeintliches „Querdenken“ noch hervorbringen? Die Verbreitung einer reflektierten Kapitalismuskritik, die sich wesentlich vom herrschenden Bauch-Antikapitalismus unterscheidet, ist nötiger denn je.
Lothar Galow-Bergemann schreibt u.a. für konkret, Jungle World und Emanzipation und Frieden
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