Donald Trump und die Selbstzerlegung der herrschenden Klasse

Vortrag und Diskussion mit Lars Quadfasel

Donnerstag, 22. Februar 2018, 19.30 Uhr, Stuttgart, Geißstr.7
Stiftung Geißstraße 7, Stiftungssaal, 1. Stock

Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören.

Als Donald Trump, einschwebend auf einer Rolltreppe, seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erklärte, konnten die US-amerikanischen Satiriker ihre Begeisterung kaum verhehlen: Wie viel Spaß man doch mit dem Milliardärsdarsteller und wandelndem Fettnapf haben werde! Inzwischen ist Donald Trump seit gut über einem Jahr das, was viele wohl noch kaum für möglich hielten, als sie bei Spiegel Online lasen, dass Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden war. Doch nach wie vor fällt es der Kritik schwer, die Ereignisse, welche mit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des Celebrity-Demagogen zusammenhängen, zu verstehen. Trump versprach doom and gloom für alle. Und dies setzt er auch in der Tat um: den anderen jene Hölle zu bereiten, als die man selbst die Welt empfindet. Ob in der Klima- und Migrationspolitik oder dem staatsoffiziösen Umgang mit Abtreibungen: Trumps Politik bedeutete eine Verschlechterung des Lebens für viele, auch für viele von Trumps eigenen Wählern.

Wenn Trump etwa nach Charlotteville Nazimörder verteidigt, tritt er das Erbe der europäischen Gegenaufklärung an. In der neuen, postmodernen Gestalt des altbekannten Demagogen kommt Kulturindustrie zu sich selbst, mit bislang noch unabsehbaren Konsequenzen. Diese Konstellation zu analysieren erscheint umso dringlicher, als sie nicht auf die USA beschränkt ist. Die Briten beschließen demokratisch die Senkung des eigenen Lebensstandards; die Franzosen und Österreicher machen ihre nationalen Rechtspopulisten zur je zweitstärksten Partei, und die Philippinen wählen einen sich mit seinen Morden brüstenden Gangster zum Präsidenten; und wer als vernünftiger Mensch anlässlich des türkischen Militärputsches Partei ergreifen wollte, konnte es jedenfalls nicht auf Seiten der gewählten Regierung tun. Auch die Bundesrepublik kann sich spätestens seit dem Oktober 2017 diesem Wahltrend nicht entziehen.

Lars Quadfasel ist Freier Autor und Publizist, er schreibt u.a. für Konkret und Jungle World und ist assoziiert in der Hamburger Studienbibliothek.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Stiftung Geißstraße 7 und dem Förderverein Emanzipation und Frieden e.V.