Gaza in Bad Boll

Über die Sehnsucht nach dem Frieden mit Gotteskriegern

„Partner für den Frieden“ in Nahost hatte die Evangelische Akademie Bad Boll gesucht (Tagungsprogramm). Fündig wurde sie u.a. bei der islamistischen Terrorbande Hamas, die die Juden für das Übel dieser Welt hält, ausdrücklich jede friedliche Lösung des Konflikts ablehnt und Israel beseitigen will [aus der Charta der Hamas (über die Seite von U. Sahm)]. Doch solche Kleinigkeiten kratzen nicht am Selbstwertgefühl aufrechter deutscher Friedensfreunde, schließlich hatte man in Bad Boll auch an die andere Seite gedacht: ein „regierungskritischer Israeli“ war selbstverständlich ebenfalls eingeladen. 

Ein deutscher Dialog nach üblichem Rezept also, wie man ihm landauf landab in friedensbewegten und linken Kreisen begegnet: gramzerfurchte Friedensfreunde treffen sich mit von purer Verzweiflung in den Terror getriebenen armen Menschen und schmücken ihre Zusammenkünfte liebend gerne mit dem einen oder andern Juden, „der ja schließlich dasselbe sagt“. Dass derartige „Friedensveranstaltungen“ noch nicht einmal formalen Kriterien von „Objektivität und Ausgewogenheit“ genügen, sprich, dass man dort in schöner Regelmäßigkeit weder Unterstützer israelischer Politik noch gar palästinensische Kritiker palästinensischer Politik vorgesehen hat – von jüdischen Siedlern ganz zu schweigen, obwohl doch die Akteure nicht müde werden zu betonen, wer den Frieden wolle, müsse „mit allen reden“ – das alles sagt eigentlich genug über die Sorte „Friedenssehnsucht“ aus, die hinter solchen Events steht: Man sucht seinen Frieden mit denen, die den jüdischen Staat beseitigen wollen.

Angewidert möchte man sich angenehmeren Themen zuwenden. Doch leider wird dieser nur allzu durchschaubare „Friedenskampf“ immer gemeingefährlicher. Sein aktueller Höhepunkt, der möglicherweise zeitlich, inhaltlich jedoch keinesfalls zufällig mit der Tagung in Bad Boll zusammenfällt, sind die angeblichen „Gaza-Solidaritätsflotten“, die zu dem militärischen Zweck auslaufen, den Nachschubweg iranischer Raketen für die Hamas freizumachen.

Niemand hat mehr Anlass zur Sorge über die Ereignisse vom 31. Mai auf der „Marvi Marmara“ als die Freunde Israels. Das Unternehmen „Gaza-Flotte“ endete mit einem diplomatischen Desaster für Israel und dem größtmöglichen Propaganda-Erfolg der Hamas. Israel steht wegen der neun Todesopfer weltweit am Pranger und muss sich überlegen, wie es aus einer drohenden internationalen Isolierung herausfindet. Dass die Sache auf jeden Fall – so oder so – ein Erfolg werden würde, war den Judenhassern und Israelfeinden von Anfang an klar: Entweder sie hätten die Seeblockade durchbrochen oder Israel stünde als Bösewicht da. „Entweder Märtyrertum oder Gaza erreichen“ träumt die Friedenskämpferin in diesem Video, auf dem übrigens auch zu sehen ist, wie sich die Pazifisten auf der Marvi Marmara mit „Tod den Juden!“- Gesängen Mut machen.

Auch was konkret geplant war, kündigte IHH-Chef Bülent Yildirim auf dem Schiff an: „Wenn sie unser Schiff betreten, werden wir sie ins Meer werfen“.

Aber von alledem wussten die deutschen Friedensfreunde, die seit Jahren in Bad Boll und anderswo antiisraelische Kampagnen ausbrüten, die auch diese Aktion mit organisiert hatten und selber auf dem Schiff dabei waren, selbstverständlich überhaupt nicht das Geringste… Die Linke-Bundestagsabgeordneten Annette Groth und Inge Höger sowie ihr Ex-Kollege Norman Paech, dessen Stellungnahmen zum Nahostkonflikt sich seit Jahren nicht substantiell von Verlautbarungen der Hamas unterscheiden, spielten ihre Rolle zunächst, man muss es konzedieren, recht gut. Alle auf dem Schiff waren gaaaaaanz arg friedlich und die Frauen zur Sicherheit vorsorglich mal schon „im Frauendeck eingeschlossen“, sprach Frau Groth locker in die Kameras. Angesichts der Filmaufnahmen, die das brutale Vorgehen der islamistischen Schlägerbanden zeigen, die sich soeben noch den Tod der Juden gewünscht hatten und nunmehr mit Eisenstangen, Dolchen, Molotowcocktails und möglicherweise auch mit Schusswaffen auf die israelischen Soldaten losgingen, sie über Bord warfen und als Geiseln nehmen wollten fiel Herrn Paech dann aber doch plötzlich ein, dass er „vielleicht zweieinhalb Holzstangen“ auf dem Schiff gesehen hat.



Nicht bekannt ist, ob er auch sah, was der türkischen (!) Hürriyet auffiel, nämlich von „Friedensaktivisten“ brutal zugerichtete israelische Soldaten (die [„Welt“] berichtete). (Fotos übrigens, [auf denen – nach „Haaretz“ – die international renommierte Nachrichtenagentur Reuters mal eben kurz die Messer der „Friedensaktivisten“ rausgeschnitten hat] – soviel zur herrschenden „Objektivität“ gegenüber Israel).

Jedenfalls machte Herr Paech, konfrontiert mit der Frage, warum die Organisatoren der Flotte nicht auf das israelische Angebot eingegangen waren, die Schiffe in Ashdod zu entladen und auf dem Landweg nach Gaza zu transportieren, gleich seinen nächsten Rückzieher: Nein, nein, es sei ja nie wirklich um eine humanitäre Hilfsaktion gegangen, sondern um eine politische Aktion, die Seeblockade gegen Gaza sollte durchbrochen werden…

Der Rest des Lügengebäudes, an dem sich Paech und die Seinen bis heute festklammern, liegt für jeden auf der Hand, der bis drei zählen kann: Bei der „Hilfsflottille“ handelte es sich um eine Aktion mit eindeutig militärischem Zweck.

Was die Folge einer nicht funktionierenden Blockade gegen islamistische Terrorbanden ist, lässt sich nämlich am Beispiel der Hisbollah im Libanon studieren: die hat schon wieder deutlich mehr und bessere Raketen als vor dem von ihr provozierten Krieg 2006. Hätten die Initiatoren anderes im Sinn gehabt, als Gaza für iranische Waffenlieferungen zu öffnen – nichts hätte sie hindern können, ihre humanitäre Attitüde wenigstens mit der Forderung nach einem Ende des Waffenschmuggels an die Hamas zu versüßen. Aber dergleichen darf man nicht erwarten von Leuten, die nicht etwa „Free Gaza from Hamas“ sondern eben „Free Gaza for Iran“ wollen.

Denn dass es, wenngleich es den Menschen in Gaza schlechter als im Westjordanland geht, auf die „Hilfslieferung“ angekommen wäre, glaubt selbst die Hamas nicht. Die hat nämlich glatt [- wie in „Israel heute“  zu lesen ist – die Annahme verweigert]. Israel dagegen liefert beständig Nahrungsmittel, Kleidung, Benzin, Diesel u.v.m. nach Gaza und lässt Patienten zur medizinischen Behandlung nach Israel ausreisen. Ob es wirklich gut beraten war, auch die Einfuhr von Spielzeug, Koriander und Büroartikeln zu untersagen, steht auf einem anderen Blatt. Doch von einer „Blockade gegen die Zivilbevölkerung“ konnte zu keinem Zeitpunkt die Rede sein. Eine Übersicht über die fast täglichen Hilfstransporte findet sich [hier].

Sah man sich anfänglich gezwungen, den Organisatoren der „Hilfsflottille“ widerstrebend einen rundum gelungenen Coup zu attestieren, so fragt man sich mit etwas zeitlichem Abstand, ob sie diesmal möglicherweise nicht doch überzogen haben. Denn das Zusammenspiel von Linken-MdBs, Pax Christi, IPPNW und anderen selbsternannten Friedenskämpfern mit terroristischen Gruppen lag noch nie so deutlich zutage wie derzeit. Das  [ZDF-Auslandsjournal] berichtete über die islamistische IHH, die die „Marvi Marmara“ organisierte und ihre Unterstützung der Hamas und selbst in der : [taz] begann man, an der Seriosität der „Friedenskämpfer“ zu zweifeln. „Deutsche Linke in einem Boot mit türkischen Rechtsextremisten und Islamisten“ berichtete [„Report Mainz“ (Film)] über eine „fragwürdige Friedensmission“ [hier im Wortlaut]. Die bis dahin so souveräne Frau Groth blamiert sich seitdem zusehends. Über die IHH wusste sie noch, sie sei „auf jeden Fall eine humanitäre Organisation, für Menschenrechte und Freiheit.“ Befragt über die Passagiere auf der Marvi Marmara wollte sie das Interview allerdings entnervt beenden – nicht ohne vorher noch den Rat gegeben zu haben: „Sie müssen mich dazu nicht befragen, fragen Sie doch die Dame von Pax Christi. Die kennt sich da vielleicht eher aus als ich.“ Pech für sie, dass Stefan Frank ihrem Rat gefolgt ist und die Dame wirklich befragt hat. Das erbärmliche Gestammel von Frau Wiltrud Rösch-Metzler, einer seit vielen Jahren hauptamtlich gegen Israel tätigen „Friedenskämpferin“, soll hier unkommentiert bleiben. Nachzulesen ist es [hier]. Mittlerweile geht das selbst Leuten innerhalb Pax Christi zu weit. In einem  [Offenen Brief] stellen sie der „lieben Wiltrud“ äußerst peinliche Fragen. Was hört man sonst noch so von Frau Rösch-Metzler? Ach ja – sie hat maßgeblich am Zustandekommen des „Friedensseminars“ in Bad Boll mitgewirkt. Wen wundert’s?

Erfreulicherweise fanden sich immerhin 100 Leute in dem beschaulichen Örtchen am Fuße der Schwäbischen Alb ein, um gegen die Veranstaltung zu protestieren. Hier die Videos und die Reden von der Protestveranstaltung „Israel unterstützen – Kein Dialog mit der Hamas“ am 11. Juni 2010 in Bad Boll.

 

Reden von Bärbel IlliChristof MaihöferMartin Ulmer

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Gegendarstellung

„In dem Web-Blog „Emanzipation und Frieden“ behaupten Sie: Zitat: Wiltrud Rösch-Metzler, einer seit vielen Jahren hauptamtlich gegen Israel tätigen „Friedenskämpferin“
Die Behauptung ist unrichtig. Richtig ist vielmehr, dass ich ehrenamtlich Sprecherin der pax christi Nahostkommission war, die sich für einen gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina einsetzt.
Ich erwarte, dass Sie diese Gegendarstellung umgehend in Ihren Blog aufnehmen, da wir sonst unsere Anwaltskanzlei einschalten.
Mit freundlichen Grüßen
Wiltrud Rösch-Metzler“

Aber gerne doch. 🙂