Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind
Vortrag und Diskussion mit Ernst Lohoff, Nürnberg
Sonntag, 27. Januar 2013, 17:00, Wilhelmspalais, Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 2 Eine Veranstaltung von Wilhelm, das war nix! in Kooperation mit Emanzipation und Frieden
Dass Krise ist, bestreitet niemand. Über Ursache und Ausmaß gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Sind Spekulanten, Finanzmärkte und Staatsverschuldung schuld? Ist die Aufblähung der Finanzmärkte Ergebnis einer Umverteilung zwischen Kapital und Arbeit? In seinem Buch Die große Entwertung, das Ernst Lohoff gemeinsam mit Norbert Trenkle geschrieben hat, untersucht er die aktuellen Bewegungen und Widersprüche des Fiktiven Kapitals und präsentiert wesentlich andere Antworten, als sie im diskursiven Mainstream – auch im linken – en vogue sind.Im globalen Finanzmarktcrash entladen sich die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Der akute Krisenschub nimmt zwar von den Finanzmärkten seinen Ausgang, die Ursachen liegen aber tiefer. Was Marx anhand der Krisen des 19. Jahrhunderts nachgewiesen hat, gilt erst recht für das Weltwirtschaftsbeben unserer Tage. Nichts ist analytisch so naiv und ideologisch so gemeingefährlich wie die Dolchstoßlegende, eine gesunde Realwirtschaft sei der grenzenlosen Habgier einer Handvoll Banker und Spekulanten zum Opfer gefallen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Das historisch beispiellose Abheben des Finanzüberbaus in den letzten 35 Jahren war selber schon das Ergebnis und zugleich die provisorische Überwindung einer fundamentalen Krise der kapitalistischen Gesellschaft. Eine Produktionsweise, die auf der Vernutzung lebendiger Arbeitskraft beruht, muss angesichts des ungeheuren Produktivkraftschubs der mikroelektronischen Revolution an ihre strukturellen Grenzen stoßen.
Ernst Lohoff ist Redakteur der Zeitschrift krisis – beiträge zur kritik der warengesellschaft und beschäftigt sich seit Jahren mit diesen Fragestellungen.