Über die inneren Widersprüche des Euro und den Irrwitz der europäischen Sparpolitik
Vortrag und Diskussion mit Ernst Lohoff, Redakteur der Zeitschrift krisis- Beiträge zur kritik der Warengesellschaft
Montag, 28. Januar, 19.00, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245, Willi-Bleicher-Str. 20 Eine Veranstaltung der Gewerkschaft ver.di Bezirk Stuttgart
Warum gibt es die Eurokrise? Sind „faule Griechen“ schuld oder „gierige Spekulanten“? Finanzmärkte oder Staatsverschuldung? Oder liegen die Ursachen ganz woanders? Mit dem Euro wurden getrennte Währungsgebiete zusammengeschlossen, ohne einen einheitlichen wirtschaftspolitischen Funktionsraum mit einheitlichem Produktivitätsniveau zu schaffen. Die Niederlande, Deutschland oder Österreich rangierten schon vor zehn Jahren in der Weltmarktkonkurrenz auf einem ganz anderen Niveau als Portugal, Spanien oder gar Griechenland. Trotzdem war die Einführung des Euro weder eine politische Fehlentscheidung noch ein Projekt der überlegenen Länder, um ihre Konkurrenzposition auf Kosten der anderen Länder zu stärken. Der Euro ist ein genuines Kind einer Epoche, in der die Akkumulation von fiktivem Kapital an den Finanzmärkten zum zentralen Motor der kapitalistischen Dynamik geworden ist. Seine vermeintlichen Konstruktionsfehler sind nichts anderes als Anpassungen an die verrückten Bewegungsgesetze eines Kapitalismus, in dem die Finanzindustrie die Rolle der Basisindustrie innehat. Die Regierungen betreiben eine brutale Sparpolitik im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich, weil diese Sektoren der Gesellschaft für die Akkumulation des fiktiven Kapitals von untergeordneter Bedeutung sind.
Aber das ist kein Grund, sich dem vermeintlichen Sparzwang zu unterwerfen. Im Gegenteil. Ob Wohnungen gebaut, Krankenhäuser betrieben, Nahrungsmittel produziert oder Bahnlinien unterhalten werden, darf nicht davon abhängen, ob die nötige Kaufkraft vorhanden ist. Kriterium dafür kann einzig und allein die Befriedigung konkreter Bedürfnisse sein. Es gilt, bereits die Frage nach der „Finanzierbarkeit“ offensiv abzuweisen.