Lesung von Briefen Ernst Tollers (1893-1939) aus dem Gefängnis an Tessa – mit einer kurzen Einleitung
Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 5. März 2010
Siehe dazu auch Teil II, Sendung vom 25. Juni 2010
Die Briefe aus dem Gefängnis schreibt Ernst Toller 1919-1920 aus dem Gefängnis Stadelheim und Neuburg sowie aus den Festungsgefängnissen Eichstätt und Niederschönenfeld. Von 1921-1924 aus dem Festungsgefängnis Niederschönenfeld. Die Briefe gehen durch die Gefängniszensur.
Ernst Toller wird am 1. Dezember 1893 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Samotschin (Posen) geboren. Er beginnt ein Jura-Studium in Grenoble. Kurze Zeit später, 1914, meldet Ernst Toller sich freiwillig zum Kriegsdienst. 1917 wird er aus gesundheitlichen Gründen vom Militärdienst freigestellt. Er setzt sein Studium in München fort. Dort unternimmt er erste Aktivitäten als Kriegsgegner. Im November 1918 ist er Zweiter Vorsitzender des Zentralrats der Bayerischen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. Die bayrische USPD – die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands – wählt ihn im März 1919 zum Parteivorsitzenden. Im Juli wird er wegen Hochverrats nach der Zerschlagung der „Münchner Räterepublik“ zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. In der Haft schreibt Toller expressionistische, pazifistische Dramen wie „Masse Mensch“ und „Die Maschinenstürmer“. 1924, nach seiner Entlassung und der Ausweisung aus Bayern, zieht Toller nach Berlin. Dort betätigt er sich weiter dramaturgisch und politisch. 1933 bürgern ihn die Nationalsozialisten aus. Er emigriert über London in die USA. Dort engagiert er sich weiter gegen den Faschismus. Am 22. Mai 1939 setzt er seinem Leben ein Ende.