Zur Außenpolitik der Arbeiterklasse
Buchvorstellung und Diskussion mit Timm Graßmann
Donnerstag, 20. Februar 2025, 19.30 Uhr, Stuttgart
Stiftung Geißstraße 7, 70173 Stuttgart
Eine gemeinsame Veranstaltung von Schmetterling Verlag und Emanzipation und Frieden
Es bleibt noch immer bemerkenswert, wieviel Sorgfalt das Moskauer Reich sowie auch das moderne Rußland stets darauf verwendet haben, Republiken zu vernichten. Novgorod und seine Kolonien führten den Reigen an, die Kosakenrepublik folgte, Polen schließt ihn ab.
(Karl Marx)
Marx’ Gedanken zur russischen Autokratie und zu einer Außenpolitik der Arbeiterklasse können als Antizipation des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verstanden werden.
Mit seiner «traditionellen auswärtigen Politik» des territorialen Expansionismus sah Marx den russischen Staat in einer Selbstbezüglichkeit und Maßlosigkeit verfahren, die der ökonomischen Bewegung des Kapitals ähnelt: Eine Eroberung ist nur der Ausgangspunkt für die nächste.
Marx wurde deshalb zu einem leidenschaftlichen Aktivisten für die Wiederherstellung eines unabhängigen polnischen Staats. Proudhon dagegen wollte im Namen des Weltfriedens das Gleichgewicht der Großmächte bewahren und Polen dazu in russischen Händen belassen.
Am Ende seines Lebens hat sich Marx auch mit der Geschichte der ukrainischen Unabhängigkeitskämpfe beschäftigt. Die Abwehr autokratischer Übergriffe und die Selbstbestimmung demokratischer Republiken waren die unmittelbaren Ziele seiner zahlreichen Interventionen in die internationale Politik.
Marx gegen Moskau, Schmetterling Verlag, 222 Seiten, 2024, ISBN: 978-3-89657-026-0
Timm Graßmann (geb. 1984 in Ost-Berlin), Studium der Sozialwissenschaften in Berlin und Warschau, arbeitet seit zehn Jahren an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften als Editor bei der Marx-Engels-Gesamtausgabe. Er ist dort vor allem an der Herausgabe der Exzerpte von Marx beteiligt, bislang der «Manchester-Hefte», der «Krisenhefte», der «Hefte zur Agrikultur», der Hefte zur Krise von 1866 und der späten Hefte zum Geld- und Kreditwesen. Seine Dissertationsschrift erschien 2022 unter dem Titel «Der Eklat aller Widersprüche» und beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Krisentheorie und empirischen Krisenstudien bei Marx und in der politischen Ökonomie. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat ihn auf Marx’ Untersuchungen der russischen Autokratie und seine Überlegungen zur Außenpolitik der Arbeiterklasse stoßen lassen.