Zur Konjunktur von Irrationalismus und Religiosität in Zeiten von Krise und Autoritarismus
Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann
Donnerstag, 4. April 2024, 19.00 Uhr, Sulzbach-Rosenberg
Buchhandlung Volkert, Rosenberger Straße 12, 92237 Sulzbach-Rosenberg
Eine Veranstaltung von Punk e.V.
- der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören
Die tiefe gesellschaftliche Krise bringt nicht nur Unsicherheit und Zukunftsangst mit sich, sondern auch völlig irrationale Denk- und Handlungsweisen. Wenn gegen Gesundheitsschutz demonstriert, der Klimawandel abgestritten oder nationale Abschottung gefordert wird, stehen weder Wissen noch Kritikfähigkeit Pate. Man will lieber, wie es in jenem Kirchenlied heißt, „die Augen schließen und glauben blind“. Vorzugsweise an „mächtige Kreise“, die einem Böses wollen.
Damit einher geht die Sehnsucht nach „guten Mächten“, zu denen sich aufblicken lässt. Starke Autoritäten, die Halt und Orientierung versprechen, haben Konjunktur. Ein Heimspiel für Religionen. Nicht zufällig erleben sie im Zeichen der weltweiten autoritären Welle einen Aufschwung.
Zwar ist Irrationalismus nicht immer explizit religiös und hat viele Gesichter. Doch die treue Kirchgängerin, den selbstbewussten Kämpfer gegen „die Coronadiktatur“, den missionarischen Salafisten und die Gegnerin der Pharmaindustrie, die auf Zuckerkügelchen schwört, verbindet der Glaube, ihr Wohl und Wehe hinge vom Walten höherer Mächte ab.
Die einen verehren diese Mächte, die anderen fürchten sie. Die einen werfen sich ihnen wacker entgegen, die andern unterwerfen sich ihnen lustvoll. Die einen sind sanftmütig, die andern kochen vor Wut. Die einen sind religiös, die anderen atheistisch, die einen unpolitisch, die anderen hochpolitisch, die einen rechts, die anderen links. Gemeinsam sind ihnen einfache Antworten auf komplexe Fragen und das wohlige Gefühl, zur Gemeinschaft der Erleuchteten zu gehören.
Doch solange sie kapitalistische Zustände für „natürlich“ und unhinterfragbar halten, durchschauen sie nicht die wirkliche „höhere Macht“, die ihr Leben beherrscht. Emanzipatorische Kritik hingegen findet sich weder mit der Krise noch mit ihrer regressiven Verarbeitung in den Köpfen ab.
Lothar Galow-Bergemann schreibt u.a. für Jungle World und Emanzipation und Frieden