Antizionismus und Volksstaat

Der Fetisch der Souveränität und der Haß auf den „Unstaat“ Israel

Vortrag und Diskussion mit Jochen Bruhn, Freiburg

Dienstag, 07. Mai 2013, 19:00, Stuttgart, Wilhelmspalais, Konrad-Adenauer-Str. 2, Raum „Kinderbibliothek“

Eine Veranstaltung von forum materialistische kritik, Emanzipation und Frieden und Wilhelm, das war nix!

Woher kommt das notorisch gute Gewissen der „Linken“ in ihrer Agitation gegen Israel? Wie funktioniert der Antisemitismus der sog. „legitimen Israel-Kritik“? Warum zeugt die feinsinnige Unterscheidung von Antisemitismus und Antizionismus vom Weißwaschen des deutschen Staatsfetischismus? Der Wahn vom Volkssouverän ist, wie immer im einzelnen ausbuchstabiert und ausagiert, die synthetische Ideologie der restlos kapitalisierten Gesellschaft, d.h. das zwar vollendet idiotische, aber desto lieber geglaubte und aggressiv bezeugte Ideologem, das die Linkspartei, Günter Grass und die NPD verbindet. Im Wettstreit um die je subjektive Interpretation und sodann politische Okkupation dieses Begriffs vollzieht sich die objektive Reproduktion der deutschen Souveränität so, wie sie in der fraktionsübergreifenden, natürlich völkerrechtlich fundierten Verurteilung Israels durch den Bundestag im Mai 2010 sich aussprach, und dies ist zugleich der Grund dafür, daß, wenn vom „Schurkenstaat“ Israel die Rede ist, gar nicht mehr unterschieden werden kann, wer spricht, und daß es einerlei ist, ob die Agitation gegen das jüdische „Staatsgebilde“ und gegen diesen „Staat aus der Retorte“ von sozialdemokratisierten Stalinisten oder gleich von zwangsparlamentarisierten Nazis ausgeht. Denn daß, wie das Grundgesetz der BRD sagt, alle Macht vom Volk ausgeht, dieser manische Staatsfetischismus ist es, der, wie das Idiotem vom Geld, das endlich wieder dem Volk und der sog. Realwirtschaft zu dienen habe, die antagonistische Gesellschaft fraktionsübergreifend zusammenschweißt, der es macht, daß Herr und Knecht, daß Lohnarbeit und Kapital in der Aversion gegen die Juden zur Volksfront im Volksstaat zusammenfinden. Daß die Antizionisten Israel so als „Unstaat“, als „Gegenstaat“ und „teuflische Abstraktion“ aburteilen wie die Antisemiten die Juden als „Gegenrasse“ anprangern, das liegt, betrachtet man die Linksdeutschen, insbesondere daran, daß die marxsche „Kritik der politischen Ökonomie“ nicht zugleich als Kritik der Souveränität des Kapitals entwickelt wurde, daß von Anfang an vielmehr ein Staatlichkeitswahn einriß, der, von Ferdinand Lassalles Agitation für den Staat als die „große Assoziation und Produktivgenossenschaft des arbeitenden Volkes“ über das Programm der KPdSU in Sachen „Staat des ganzen Volkes“ bis hin zum „Erfurter Programm“ der Linkspartei sich aufplustert. Der Vortrag will insbesondere darstellen, wie dieses Unglück, das sodann die Juden und ihr Staat erleiden müssen, sich fugendicht vollendete, als die Kommunistische Internationale das Idiotem vom Volksstaat noch um das „Recht der Völker auf nationale Selbstbestimmung“ erweiterte (was Rosa Luxemburg „kleinbürgerlichen Humbug“ nannte) und zum „Djihad gegen das Kapital“ aufrief.

Es spricht Joachim Bruhn (Freiburg), Co-Autor von Initiative Sozialistisches Forum, „Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten. Israel und die linksdeutsche Ideologie“ sowie „Das Konzept Materialismus“ (ça ira-Verlag); siehe www. isf-freiburg.org.