Menschenhass mit Grundgesetzfetisch

Warum die selbst ernannten „Querdenker“ in Wahrheit autoritäre Konformist*innen sind

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Rückkehr zum Gewohnten um jeden Preis
Das mitleidlose und emotional ausgetrocknete Subjekt des „Querdenkers“s ist ein Produkt unserer Konkurrenzgesellschaft. Es sieht sich selbst als Einzelkämpfer*in in einer feindseligen Welt und legt die innerlich empfundene Furcht vor Krankheit oder ausbleibender Versorgung als unzulässige Schwäche des eigenen Charakters aus. Der Gedanke, von einem unkontrollierbaren Infektionsgeschehen abzuhängen oder von der Fürsorge durch andere Personen ist „Querdenkern“ unerträglich. Ihnen fehlt schlicht das Vertrauen in das Wohlwollen ihrer Mitmenschen, weswegen sie eine gemeinsame Überwindung der Seuche für ebenso unmöglich halten, wie eine Impfforschung ohne Hintergedanken oder eine Gesundheitsversorgung, die auf Fairness basiert. Als einzige erreichbare Zuflucht erscheint ihnen der bisherige Status Quo, dessen Wiederherstellung sie folglich mit aller Macht erzwingen wollen – selbst wenn andere dafür sterben. Ihre angebliche „Rebellion“ ist nichts anderes, als der egoistische und rücksichtslose Versuch, verlorene Privilegien zurück zu erobern.

Narzisstische Kränkung als Antriebsfeder
Dass die Institutionen der bürgerlichen Demokratie ihnen dieses Bestreben verweigern, ist für „Querdenker“ eine narzisstische Kränkung. Ihre autoritäre Persönlichkeitsstruktur hat keine Ressourcen, um sich mit einschränkenden Regeln einzurichten oder diese rational einzuordnen. Die maßlose Übertreibung des eigenen Opfers ist die Folge – und die Vergleiche der eigenen Rolle mit jener von Holocaust-Opfern leider keine Überraschung.

Verschwörungsphantasien statt Systemkritik
Aus dieser rasend verbissenen Selbstverortung in der Rolle des um Luft ringenden Opfers resultiert schließlich auch die Unfähigkeit, die entgegenstehenden Bedürfnisse anderer anzuerkennen. Die eigenen Interessen werden zum gesunden Volksempfinden verklärt und wer anders denkt als man selbst kann nur von Niedertracht getrieben sein. So ergibt sich ein ideologisches Weltbild, das aus ehrlichem Volk und verräterischer Elite besteht und schließlich in Verschwörungsphantasien gipfelt, die fast immer antisemitisch konstruiert sind. Dass die Plakate und Reden auf ihren Aufmärschen voll des Hasses auf Andersdenkende und Politiker*innen sowie der Vernichtungsphantasien gegen vermeintliche Verschwörer*innen sind, zeigt, dass niemand weiter von rationaler Analyse und fundierter Kritik entfernt sein könnte, als „Querdenker“.

Kollektivismus statt Solidarität
Die als undenkbar empfundene Möglichkeit des solidarischen Handelns der Mitmenschen und die eigene Unfähigkeit, selbst solidarisch zu agieren führen zwangsläufig zur Konstruktion einer Wir-Gruppe, die ausschließlich durch den Hass auf gemeinsame äußere Feinde zusammengehalten wird. Dieser Kollektivismus taugt dazu, nebeneinander zu stehen und gemeinsam gegen den Gesundheitsminister, die Bundeskanzlerin oder einen imaginären Strippenzieher zu hetzen, nicht aber um die nebenstehende Person durch Hygiene- und Abstandsregeln vor einer möglicherweise tödlichen Krankheit zu schützen. So kann auch ihre Vision des Auswegs unmöglich aus einer gemeinsam erschaffenen neuen Realität bestehen, sondern immer nur aus dem Austausch der bestehenden Obrigkeit durch eine neue. Nichts anderes als der Anruf einer einschreitenden Autorität ist denn auch das bizarre Insistieren auf grundgesetzlich geschützten Rechten, das ja bereits beim Recht auf körperliche Unversehrtheit der Mitmenschen das Ende der Fahnenstange erreicht hat.

Was wir wirklich brauchen
Eine linke, antifaschistische und solidarische Kritik der Zustände kann nicht den Volkswillen oder die bösen Eliten als Kristallisationspunkt ihrer Agitation haben. Sie muss sich der Bedürfnisse und Lebenswelten der Schwächsten in unserer Gesellschaft annehmen und alles unternehmen, diese zu schützen. Dafür muss man seine Kontakte reduzieren, dafür muss man sich impfen lassen – und dafür müssen die absurden Zwänge der Kapitalverwertung überwunden werden, die jeden Tag aufs Neue das medizinisch Notwendige behindern. Ein solidarischer Lockdown, wie ihn z.B. die Initiative #ZeroCovid vorschlägt und die Aufhebung des Patentschutzes auf Impfstoffe wären das Mindeste.

– Mit Dank an die Ideologiekritische Gruppe »Flying Fortress«

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