Warum die Verhältnisse nicht besser werden, wenn das Ressentiment mehrheitsfähig ist.
Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann
Montag, 29. September 2014, 19.00 Uhr, Saarbrücken
Peter-Imandt-Gesellschaft, Futterstr. 17-1 9, 66111 Saarbrücken
Eine Veranstaltung von Heinrich Böll Stiftung Saar und CriThink e.V.
Siehe dazu auch das Interview
Versteht man “Demokratie” lediglich im Wortsinne, nämlich als “die Herrschaft des Volkes”, so muss einem davor grausen. Schließlich hätte dann der Nationalsozialismus, der das Fühlen, Denken und Wollen einer großen Mehrheit der Deutschen repräsentierte, das Prädikat demokratisch verdient. Der leidlich funktionierende demokratische Staat aber zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er unveräußerliche Rechte von Einzelnen und Minderheiten garantiert.
Gegen die Krise der Demokratie wird mehr “direkte Demokratie” gefordert. Doch ob “Ausländer” rausgeworfen, Minarettbauten verboten oder Schulreformen verhindert werden sollen – bessere Verhältnisse schafft die “Stimme des Volkes” kaum. Wo sich gegen vermeintlich “Faule” oder “Gierige” im Handumdrehen wutbürgerlicher Zorn mobilisieren lässt, aber fast niemand für die Aufnahme von Flüchtlingen oder gegen die Verelendung der Unterschicht auf die Straße geht, ist “dem Volk” grundsätzlich zu misstrauen. Was geht in Menschen vor, die zwar gegen einen Bahnhofsneubau Sturm laufen, nicht aber gegen die Rente mit 67 – obwohl sie unter dieser vermutlich wesentlich mehr zu leiden haben werden als unter jenem? Und ist es ein Zufall, dass einem die Forderung nach Volksabstimmungen umso häufiger begegnet, je weiter man sich im politischen Spektrum nach rechts bewegt?
Lothar Galow-Bergemann, Stuttgart, schreibt u.a. in konkret, Jungle World, www.emafrie.de und arbeitet mit in der Aktion 3. Welt Saar.
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