Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann
Mittwoch, 15. Mai 2024, 19.00 Uhr, Wien
Bikes & Rails Wien, Bloch-Bauer-Promenade 9
Eine Veranstaltung von en commun wien
Die Erde erwärmt sich unaufhörlich, die Ozeane werden vermüllt. Hunger und Armut wachsen, selbst in den reicheren Weltregionen. Zoonosen häufen sich. Kriege und Kriegsgefahr werden immer bedrohlicher. Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht.
Es mangelt nicht an Konferenzen und Beschlüssen „zur Nachhaltigkeit“. Doch eine Wirtschaftsweise, der unendliches Wachstum, maximaler Profit und steigende Aktienkurse wichtiger sind als das Leben künftiger Generationen, schafft Probleme, die sie selbst nicht lösen, sondern nur weiter vertiefen kann.
Weltweit kämpfen viele Menschen gegen die Folgen an. Die Einsicht, dass Umweltkrise, soziales Elend, rassistische und sexistische Unterdrückung miteinander zusammenhängen, verbreitet sich. Immer weniger Menschen finden sich mit Diskriminierung ab, immer mehr fordern das Recht ein, ohne Angst verschieden sein zu können. Sie verlangen, „dass es nicht mehr so weitergeht“.
Aber viele bestehen auch explizit darauf, „dass es so weitergeht“. Je tiefer die Krise, desto mehr klammern sie sich an das, was keine Perspektive mehr hat. Anstatt ihr eigenes Denken zu hinterfragen, behaupten sie lieber, sie dürften „nicht mehr sagen, was sie denken“. Rassistische, sexistische, antisemitische und nationalistische Reaktionen verschärfen die Krise weiter. Verschwörungsphantasien verbreiten sich. Hass und Hetze gegen Klimaaktivist*innen und „Woke“ wirken bis in die „Mitte der Gesellschaft“. Ein neu-alter Autoritarismus wächst heran. In ihm gärt rohe Gewalt.
Zum Glück reagieren viele aber auch nicht autoritär auf die Krise. Ihnen ist klar, dass eine Wirtschaft, die ewig wachsen muss, den Planeten an die Wand fährt. Doch sie sehen keine Alternative und können sich eher den Weltuntergang als das Ende des Kapitalismus vorstellen. Und sie haben ein faustdickes Problem: „Liebe Klimaschützer, ihr habt ja Recht. Aber wovon sollen wir denn in Zukunft leben?“
Wir arbeiten viel zu viel Unnützes und Schädliches und wir tun viel zu wenig Sinnvolles und Nützliches. Die Gleichsetzung von „sicherem Leben“ mit „sicheren Arbeitsplätzen“ ist das entscheidende Hindernis auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Zu begründen und zu zeigen, dass und wie es auch „anders gehen kann“, ist die zentrale Herausforderung für alle, die nach humanen Auswegen suchen. Radikale Arbeitszeitverkürzung, gesellschaftliche Selbstorganisation und Wertewandel sind der Schlüssel zur Überwindung der Krise.
– Der Referent wird sich überwiegend auf Beispiele aus Deutschland beziehen –
Lothar Galow-Bergemann lebt in Stuttgart. Er war langjähriger Personalrat in zwei Großkliniken und schreibt u.a. für Jungle World und emma & fritz