Mehr Wronsky wagen

Plädoyer für ein neues 20.-Juli-Gedenken

Von Thomas Tews

(zuerst erschienen am 20. Juli 2023 – 2 Av 5783 bei haGalil.com)

Der 20. Juli ist ein geschichtsträchtiges Datum, das die Frage aufwirft, wer Platz in der deutschen ›Erinnerungskultur‹ findet und wer (bislang) nicht.

Stauffenberg – ambivalenter Held mit festem Platz in der deutschen Erinnerungskultur

In erinnerungspolitischer Hinsicht denken die meisten Deutschen beim 20. Juli sofort an das gescheiterte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944). Selbstverständlich ist es Stauffenberg positiv anzurechnen, dass er 1943 zur Umsturzbewegung stieß und am 20. Juli 1944 unter Einsatz seines Lebens versuchte, der nationalsozialistischen Barbarei ein Ende zu setzen. Dies vermag jedoch nicht darüber hinwegzutäuschen, dass Stauffenberg Jahre lang ein willfähriges Glied ebendieser Barbarei gewesen war. Der deutsche Überfall auf Polen bereitete dem Offizier Stauffenberg gar berufliche Befriedigung, da er sein über viele Jahre erworbenes Wissen nun in der Praxis anwenden und sich militärischen Herausforderungen stellen konnte. In einem Feldpostbrief an seine Familie vom 14. September 1939 beschrieb er die Bevölkerung in den eroberten Gebieten Polens wie folgt:

»Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu brauchen, arbeitsam, willig und genügsam.«i

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Deutschland als Autobahn

Eine Kulturgeschichte von Männlichkeit, Moderne und Nationalismus

Buchvorstellung, Vortrag und Diskussion mit Conrad Kunze

Donnerstag, 19. Oktober 2023, 19.30 Uhr, Stuttgart

Laboratorium, Wagenburgstr.147

In Griechenland brennen bei 40 °C die Wälder, während zeitgleich in Deutschland eintausend Kilometer Autobahn mehrspurig erweitert werden. Während sonst wenigstens vom Energiesparen gesprochen wird, dürfen überwiegend Männer in SUV („Geländewagen“) mit einem CW-Wert eines Kleiderschranks bei 250 km/h weiterhin auf der linken Spur ihre Impotenzängste abwehren.

Die Gleichzeitigkeit von Dämonisierungsversuchen gegen Klimaschützer*innen und dem nicht einmal mehr verhüllten Gesetzesbruch der Regierenden an den Klima-Sektoren-Zielen lässt abermals zwei Prämissen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung hell aufscheinen: die Erniedrigung der Vernunft durch einen vernunftlosen technologischen Verstand und ein ökologisch gewendeter Todestrieb.

In allen (ehemals?) entwickelten Gesellschaften sind diese Erosionsprozesse am Werk. Aber wo es in den USA Schusswaffen und Krankenversicherung sind, kristallisieren sie in Deutschland an der Frage um Autobahn, Tempolimit und Radwege. Der Vortrag geht der Frage nach, warum und wie das Auto zu einem so zentralen Signifikanten für fragilen Maskulinismus und Nationalismus wurde.

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»Es war der einzige Ort, wo wir noch tanzen durften«

Verordnete, geduldete und verbotene Kulturveranstaltungen: Die Theaterwissenschaftlerin Brigitte Dalinger zeichnet ein Bild jüdischen Kunstschaffens im nationalsozialistischen Österreich

von Lara Wenzel

(zuerst erschienen in ND am 6. Juli 2023)

Nach dem »Anschluss« Österreichs 1938 war das öffentliche Leben für Jüdinnen und Juden vorbei. Auch die Möglichkeiten, an kulturellen Aktivitäten teilzuhaben, wurden für sie massiv eingeschränkt. Dafür etablierten die neuen Machthaber ein »NS-Repräsentationstheater« im Sinne ihrer Ideologie. In ihrem Sachbuch »›Man bewilligte uns sogar einige Spiele‹« rekonstruiert die Theaterhistorikerin Brigitte Dalinger das kulturelle Leben verfolgter Menschen in Wien und den österreichischen Konzentrationslagern zwischen Instrumentalisierung und Selbstbehauptung.

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Autobahn und Recht und Freiheit

Conrad Kunze hat eine Kulturgeschichte des deutschen Automobilismus verfasst

von Lara Wenzel

(zuerst erschienen in Neues Deutschland)

Auf der menschenleeren Autobahn dahinheizen, ohne Tempolimit, ohne Hindernis, das ist die libertäre Freiheitsfantasie, die viele Pkw-Fans verteidigen. Mit gedrosselter Geschwindigkeit durch die deutsche Landschaft fahren? Das wäre wie Sex mit Kondom. Da spürt man ja gar nichts. Eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf 130 km/h könnte 1,9 Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen, errechnete das Bundesumweltamt, und Unfälle reduzieren. Doch das greift die individuelle Freiheit der fossilen Maskulinisten und ihre faschistisch geprägte Männlichkeit an, erläutert Conrad Kunze in seinem Buch »Deutschland als Autobahn. Eine Kulturgeschichte von Männlichkeit, Moderne und Nationalismus«.

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Hupen unterm Hakenkreuz

Clownerie war im Nationalsozialismus beliebt – und keineswegs unpolitisch

von Lara Wenzel

zuerst erschienen in Neues Deutschland vom 10.02.2023

Im Nationalsozialismus gab es viel zu lachen. Unterbrochen vom Fliegeralarm boten Akrobaten und Musiker auf Varieté- und Zirkusbühnen ihre Kunst dar und im Kino liefen die harmlosen Abenteuer von Micky Mouse, zu denen Walter Benjamin schon 1931 schrieb: »In diesen Filmen bereitet sich die Menschheit darauf vor, die Zivilisation zu überleben.« In der Unterhaltungskultur unter dem NS-Regime fehlte zwar das Obszöne und Kritisch-Aufreizende der Weimarer Republik, doch viele Tanzlokale und Kinos änderten ihr Programm nur wenig. Revuetheater wie der Wintergarten und die Scala in Berlin richteten sich weiterhin auf »heiter stimmende Breitenwirkung« ein, wie es der Kulturwissenschaftler Jost Hernand in seinem Buch »Kultur in finsteren Zeiten« (2010) beschreibt. Ihr »unpolitisches« Programm verfolgte die Strategie, großen Teilen der noch sozialdemokratisch und kommunistisch eingestellten Gesellschaft Zerstreuung zu bieten. »In diesem Sinne hatte Goebbels schon im März 1933 gesagt: ›Die tendenziöseste Kunst ist die, deren Schöpfer behaupten, sie habe keine‹«, zitiert Hernand.

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Randgänge der Neuen Rechten – Philosophie, Minderheiten, Transnationalität

Buchvorstellung und Diskussion mit Panagiotis Koulaxidis und Vojin Saša Vukadinovic

Donnerstag, 26. Januar 2023, 19.30 Uhr Esslingen/Neckar

Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9, 73728 Esslingen

Seit der Enttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds und den politischen Entwicklungen in den 2010er Jahren hat das Lager der hiesigen Rechtsextremisten erhebliche publizistische Aufmerksamkeit erfahren. Wesentliche Veränderungen sind hingegen unterbeleuchtet geblieben. Dies gilt insbesondere für die Neue Rechte und deren politisches Denken, ihr Verhältnis zu gesellschaftlichen Minoritäten sowie ihre Vorstellungen von Deutschlands Rolle in Europa und in der Welt. Panagiotis Koulaxidis und Vojin Saša Vukadinović, Autor und Herausgeber des Sammelbandes Randgänge der Neuen Rechten (Transcript Verlag, 2022) gehen einigen dieser Veränderungen und Neuerungen nach und legen dar, in welchem Verhältnis sie zu den gesamtgesellschaftlichen Tendenzen in Deutschland stehen. 

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Zum Zusammenhang von Arbeitsfetisch und Antisemitismus

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Sonntag, 25. September 2022, 20 Uhr, Lützerath

ZADRheinland, 41812 Lützerath, Workshop Zelt 3

Eine Veranstaltung von Lützerath Lebt im Rahmen des Unräumbar-Festivals 2022

Lebenslänglich arbeiten-müssen-um-Geld-zu-verdienen-damit-wir-leben-können ist das höchste Gesetz der bürgerlichen Gesellschaft. Deren Insassen halten das für „natürlich“. Für Krisen machen sie schnell dunkle Mächte verantwortlich. Ihre Identifikation mit der „ehrlichen Arbeit“, die von der „Gier“ bedroht wird, entlädt sich schlimmstenfalls im antisemitischen Vernichtungswahn. Die Nazis setzten „die Gierigen“ mit „den Juden“ gleich. Doch auch wer das nicht tut, kann sich in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus befinden, ohne sich darüber im Klaren zu sein.

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Why are there so few reasonable and so much absurd Corona protests?

Speech by Lothar Galow-Bergemann

german version

Tradução em português

at the vigil „Cross-thinkers“ get in the way – stop anti-Semitic conspiracy ranting! on April 17, 2021.
(This article published on 4/27/2021 is translated from the German on the Internet.]

Along with the Covid 19 pandemic, hair-raising and dangerous conspiracy fantasies are spreading. People are fabricating about secret plans by evil billionaires to implant microchips in them and about a „Merkel dictatorship“ acting on their behalf. The belief that they are at the mercy of malicious, greedy and unimaginably powerful dark forces is just as deep-seated in them as the conviction that they themselves are in legitimate resistance to it. More and more frequently, open anti-Semitism is also expressed, which insinuates that „the Jews“ are the real masterminds of evil.

Unfortunately, it cannot be said that what we are currently witnessing at the demonstrations of the alleged „lateral thinkers“ has nothing to do with the rest of society. After all, at the latest since the financial and economic crisis of 2008, a great many people believe that „it’s all the fault of those up there.“ Criticism of society is confused with anger at „greedy billionaires“, „pack of lies“ and „lying press“. This works in right-wing, left-wing and „alternative“ milieus just as well as in the supposedly „good middle of society. Weiterlesen

Audio: Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“

Zur Aktualität einer sozialpsychologischen Betrachtung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992

Vortrag von Merle Stöver

gehalten am 25. November 2021

Unter Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ belagerte im August 1992 ein Bündnis aus Rostocker Anwohner*innen und eigens zu diesem Anlass angereisten Nazis die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen (ZASt) und das Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen. Mehr als hundert Vietnames*innen und antifaschistische Unterstützer*innen entgingen dem Tod in dem brennenden Haus nur knapp.

Über die immense Bedeutung des Pogroms von Lichtenhagen für den Rassismus des wiedervereinten Deutschlands ist man sich – zumindest in der gesellschaftlichen Linken – im Grunde genommen einig. Dass jene Ausschreitungen jedoch vor allem das Ergebnis der antiziganistischen Gerüchte und Ressentiments waren, mit denen Politik und Medien bereits seit 1990 gegen asylsuchende Rumän*innen hetzten und die Debatte über den „Asylkompromiss“ befeuerten, ist weitestgehend unbekannt.

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Audio: Sommer 1941 – Die Wehrmacht beim Judenmord

Vortrag von Hannes Heer

anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren

gehalten am 25. Oktober 2021

Eine Veranstaltung in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg, des Hospitalhof Stuttgart und des Förderverein Emanzipation und Frieden e.V.

„Der Jude“, hatte Hitler 1925 in Mein Kampf erklärt, „ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet. Wo er auftritt, stirbt das Gastvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Im Frühjahr 1939 verkündeten die „Schulungshefte“ der Wehrmacht: „Wir Deutsche kämpfen heute einen doppelten Kampf. Den nichtjüdischen Völkern gegenüber wollen wir nur unsere Lebensinteressen durchsetzen. Das Weltjudentum aber bekämpfen wir wie einen giftigen Parasiten. Dieser Kampf ist ein sittlicher Kampf für die Reinheit und Gesundheit des gottgeschaffenen Volkstums und für eine neue gerechtere Ordnung in der Welt.“ Im März 1941, drei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion, nannte Hitler den „jüdischen Bolschewismus“ als zukünftigen Gegner. Und die Kommandeure erhielten die Instruktion: „Die Truppe muß sich darüber klar sein, daß der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird.“ Weiterlesen

Audio: „Nie wieder!“ Die Bedeutung eines Leitsatzes aus israelischer Sicht

Vortrag von Oliver Vrankovic, Israel

gehalten am 5. Oktober 2021

Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Geißstraße 7 und des Fördervereins Emanzipation und Frieden e.V.

Im Rahmen seines Vortrags „Nie wieder!“ berichtet Oliver Vrankovic von seinen Erfahrungen mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht und Überlebenden des Holocaust. Er erzählt die Geschichte der Überlebenden, die (vor und nach dem Holocaust) nach Palästina geflohen sind und zu Mitbegründern und Verteidigern des Staates Israel wurden, weiter. Der Vortrag ist unterlegt mit Filmausschnitten, in denen die letzten Zeugen zu sehen und zu hören sind.

Thematisch setzt sich der Vortrag mit der israelischen Staatsräson „Nie wieder“ auseinander. Dabei behandelt er insbesondere den eliminatorisch gesinnten Antisemitismus, dem der jüdische Staat seit seiner Gründung ausgesetzt ist und wie diese Gefahr vor dem Hintergrund der Erfahrung des Holocaust verstanden und bekämpft wird.

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Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“

Zur Aktualität einer sozialpsychologischen Betrachtung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992

Online-Vortrag und Diskussion mit Merle Stöver

Donnerstag, 25. November 2021, 19.30 Uhr

Eine Kooperation von Laboratorium und Emanzipation und Frieden

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Unter Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ belagerte im August 1992 ein Bündnis aus Rostocker Anwohner*innen und eigens zu diesem Anlass angereisten Nazis die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen (ZASt) und das Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen. Mehr als hundert Vietnames*innen und antifaschistische Unterstützer*innen entgingen dem Tod in dem brennenden Haus nur knapp.

Über die immense Bedeutung des Pogroms von Lichtenhagen für den Rassismus des wiedervereinten Deutschlands ist man sich – zumindest in der gesellschaftlichen Linken – im Grunde genommen einig. Dass jene Ausschreitungen jedoch vor allem das Ergebnis der antiziganistischen Gerüchte und Ressentiments waren, mit denen Politik und Medien bereits seit 1990 gegen asylsuchende Rumän*innen hetzten und die Debatte über den „Asylkompromiss“ befeuerten, ist weitestgehend unbekannt.

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“Nie wieder!”

Online-Vortrag und Diskussion mit Oliver Vrankovic, Israel

Dienstag, 5. Oktober 2021, 19.30 Uhr

Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Geißstraße 7 und des Fördervereins Emanzipation und Frieden e.V.

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Im Rahmen seines Vortrags „Nie wieder!“ berichtet Oliver Vrankovic von seinen Erfahrungen mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht und Überlebenden des Holocaust. Er erzählt die Geschichte der Überlebenden, die (vor und nach dem Holocaust) nach Palästina geflohen sind und zu Mitbegründern und Verteidigern des Staates Israel wurden, weiter. Der Vortrag ist unterlegt mit Filmausschnitten, in denen die letzten Zeugen zu sehen und zu hören sind.

Thematisch setzt sich der Vortrag mit der israelischen Staatsräson „Nie wieder“ auseinander. Dabei behandelt er insbesondere den eliminatorisch gesinnten Antisemitismus, dem der jüdische Staat seit seiner Gründung ausgesetzt ist und wie diese Gefahr vor dem Hintergrund der Erfahrung des Holocaust verstanden und bekämpft wird.

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Sommer 1941: Die Wehrmacht beim Judenmord

Vortrag von Hannes Heer

anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren

Montag, 25. Oktober 2021, 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, Stuttgart

Hospitalhof, Paul-Lechler-Saal | Büchsenstr. 33, 70174 Stuttgart

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

„Der Jude“, hatte Hitler 1925 in Mein Kampf erklärt, „ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet. Wo er auftritt, stirbt das Gastvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Im Frühjahr 1939 verkündeten die „Schulungshefte“ der Wehrmacht: „Wir Deutsche kämpfen heute einen doppelten Kampf. Den nichtjüdischen Völkern gegenüber wollen wir nur unsere Lebensinteressen durchsetzen. Das Weltjudentum aber bekämpfen wir wie einen giftigen Parasiten. Dieser Kampf ist ein sittlicher Kampf für die Reinheit und Gesundheit des gottgeschaffenen Volkstums und für eine neue gerechtere Ordnung in der Welt.“ Im März 1941, drei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion, nannte Hitler den „jüdischen Bolschewismus“ als zukünftigen Gegner. Und die Kommandeure erhielten die Instruktion: „Die Truppe muß sich darüber klar sein, daß der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird.“ Beim Einmarsch der Wehrmacht am 22. Juni 1941 verfügten die Truppen über „Volkstumskarten“, in denen die Einwohnerzahlen der Dörfer und Städte am Marschweg, aber auch der Anteil der Juden und die Zahl der Synagogen angegeben waren. Dieses Wissen erlaubte es den Panzer- und Infanteriedivisionen, in den Städten die männlichen Juden auf die zentralen Plätze zu treiben, ihnen ihr Schicksal zu verkünden und dann 20 bis 70 Juden stellvertretend zu erschießen. Ab Juli/August 1941 übernahmen dann die SS-Einsatzgruppen die Aufgabe der Vernichtung aller Juden, auch der Frauen und Kinder.

Hannes Heer, Jg. 1941, hat nach dem Studium der Geschichte und Literatur in Freiburg und Bonn als Theaterdramaturg, Filmregisseur und Ausstellungsmacher gearbeitet. Er leitete u. a. die Ausstellungen „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ und „Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ‚Juden’ aus der Oper 1933 bis 1945.“ Heer hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte von Antisemitismus, Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung verfasst. Er ist Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille und lebt in Hamburg.

Die Islamdebatte – Diskriminierung oder Emanzipation?

Online-Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Mittwoch, 9. Juni 2021, 19.30 Uhr

Eine Veranstaltung des AStA der Universität Vechta

Zugang zur BigBlueButton-Konferenz HIER

Migrant*innen sind nicht nur dem Rassismus der Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt. Nicht wenige leiden auch unter patriarchalen und emanzipationsfeindlichen Ideologien innerhalb ihrer Communities. Dies gilt insbesondere für „den Islamismus“. Denn trotz ihres äußerlichen Gegensatzes verbindet Islamist*innen im Kern eine enge Seelenverwandtschaft mit Anhänger*innen rechtspopulistischer und faschistischer Parteien. Sie alle teilen die Sehnsucht nach homogener, patriarchal-autoritärer Gemeinschaft und verschiedene Formen von Antisemitismus. Kann man islamistische Unterdrückung und Gewalt kritisieren, ohne Vorurteile und Ressentiments weiter zu befördern? Welche Fallstricke hat die Islamdebatte? Wie hilfreich sind Begriffe wie „Islamophobie“ oder „Islamkritik“? Was macht sie problematisch?

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Porque há tão poucos protestos sensatos e tantos protestos absurdos diante do coronavirus?

Discurso contra a vigília dos “opositores da vacina” – chega de murmúrios de conspiração antissemita!, 17 de Abril de 2021.

de Lothar Galow-Bergemann

Original in deutsch – Mit Dank für die Übersetzung an Krisis – Crítica da sociedade da mercadoria

english version

Juntamente com a pandemia de Covid-19, estão se espalhando fantasias de conspiração perigosas e assustadoras. As pessoas falam sobre planos secretos de bilionários malvados para lhes implantar microchips e uma “ditadura de Merkel” agindo em nome deles. A crença de que estão à mercê de forças obscuras malignas, gananciosas e inimaginavelmente poderosas, está tão arraigada nelas quanto a convicção de que elas próprias são uma resistência legítima. Com uma frequência cada vez maior, exprime-se um antissemitismo aberto, que pressupõe “os judeus” como os verdadeiros controladores do mal.

Infelizmente, não se pode dizer que o que estamos assistindo atualmente nas manifestações dos alegados “pensadores laterais” (Querdenker) não tem nada a ver com o resto da sociedade. Porque, o mais tardar desde a crise financeira e econômica de 2008, muitas pessoas acreditam que “a culpa é toda dos que estão por cima”. A crítica social confunde-se com a raiva dirigida aos “multimilionários gananciosos”, ao “pacote de mentiras” e à “imprensa mentirosa”. Isso funciona nos meios da direita, esquerda e “alternativos”, bem como no pretensamente bom “centro” da sociedade.

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Video: „Querdenkern“ in die Quere kommen – Schluss mit antisemitischem Verschwörungsgeraune!

Mahnwache von Emanzipation und Frieden am 17. April 2021

Siehe dazu auch:

Menschenhass mit Grundgesetzfetisch. Warum die selbst ernannten „Querdenker“ in Wahrheit autoritäre Konformist*innen sind. Flyer

Als ich noch nicht so müde und erschöpft war, habe ich manchmal mit „Querdenkern“ diskutiert. Rede einer Krankenhausmitarbeiterin

Schluss mit antisemitischen Verschwörungsmythen – Für eine radikale Gesellschaftskritik. Rede einer Aktivistin

Warum gibt es so wenig vernünftige und so viel absurde Corona-Proteste? Rede von Lothar Galow-Bergemann

Als ich noch nicht so müde und erschöpft war, habe ich manchmal mit „Querdenkern“ diskutiert

Rede einer Krankenhausmitarbeiterin

auf der Mahnwache „Querdenkern“ in die Quere kommen – Schluss mit antisemitischem Verschwörungsgeraune! am 17. April 2021

[Text folgt unten]

Ich möchte ein bisschen davon erzählen, wie es ist, zur Zeit im Krankenhaus zu arbeiten – oder auch im Krankenhaus zu liegen.

Wer liegt denn da überhaupt? Was wir ja immer ganz genau wissen, ist wie viele Menschen in Deutschland mit Covid19 auf den Intensivstationen liegen. Gestern waren es 4740, in Baden-Württemberg 511. Davon wurden 2708 invasiv beatmet, in Baden-Würtemberg 280.

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Schluss mit antisemitischen Verschwörungsmythen – Für eine radikale Gesellschaftskritik

Rede einer Aktivistin

auf der Mahnwache „Querdenkern“ in die Quere kommen – Schluss mit antisemitischem Verschwörungsgeraune! am 17. April 2021

[Text folgt unten]

Danke für den Redebeitrag an die Autonome Antifa Wien , den wir mit leichten Änderungen übernommen haben

Seit fast einem Jahr drängen selbsternannte Corona-Rebellen, sie nennen sich „Querdenker“, auf die Straßen, um gegen die Maßnahmen der Bundesregierung zu protestieren – Stuttgart wurde schnell zum Hotspot dieser Bewegung. Und die extreme Rechte versuchte offensiv und erfolgreich, sich an die Spitze der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu setzen. Verwunderlich ist das nicht, bieten die konformistischen „Corona-Rebellen“ den Rechtsextremen nicht nur von Anbeginn an Platz, sondern auch eine Vielzahl an ideologischen Anknüpfungspunkten – von antisemitischen Verschwörungsideologien bis hin zu sozialdarwinistischen Stärke-Diskursen.

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