Digitale Transformation und gewerkschaftliche Bildungsarbeit

von Manuel Rühle

Industrie 4.0, Internet der Dinge, Big Data – der „Megatrend Digitalisierung“ bestimmt seit über 10 Jahren öffentlichkeitswirksam die Debatten rund um die technologische Entwicklung. Der vorherrschenden Sichtweise zufolge bleibt in diesem Prozess nichts wie es war. Die Digitalisierung, so die Vorstellung, reiße die Gesellschaft wie eine Naturgewalt mit sich und sorge für tiefgreifende Umwälzungen in allen Sphären. In einer Publikation der Bundesregierung aus dem Jahr 2021 heißt es in diesem Sinne: „Der digitale Wandel verändert unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu lernen fundamental und mit rasanter Geschwindigkeit.“1 Die jüngste Stufe dieser Entwicklung, die sogenannte Künstliche Intelligenz, ist spätestens seit der Einführung des KI-Assistenten ChatGPT durch das US-Unternehmen OpenAI im Jahr 2022 in aller Munde und befeuert diese Vorstellungen zusätzlich. Ursachen und Hintergründe dieses Wandels werden dabei nicht thematisiert. Stattdessen wird fortlaufend appelliert, sich den neuen Herausforderungen zu stellen, die darin liegenden Chancen zu ergreifen, die Risiken nicht aus den Augen zu verlieren und zum Zweck einer abstrakten allgemeinen Lebensverbesserung gemeinsam zusammenzuwirken.2

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Gewerkschaftliche Bildungs­arbeit in Zeiten des verschärften Rechtstrends – Aufgaben und Herausforderungen

von Manuel Rühle

Seit der zweiten Jahreshälfte 2023 hat sich der politische Rechtstrend in Deutschland noch einmal spürbar verschärft. Offensichtlichster Ausdruck hiervon ist das Umfragehoch, das die AfD derzeit erlebt, und die daran anschließenden Wahlerfolge der völkisch-nationalistischen Partei bei den zurückliegenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Sie gehen einher mit einer allgemeinen Verschiebung des gesellschaftlichen Diskurses nach rechts infolge einer teilweisen Übernahme rechter Redeweise und Forderungen durch die bürgerlichen Parteien bis hinein in die SPD.

Der schon länger bekannte Sachverhalt, dass Gewerkschaftsmitglieder keineswegs automatisch „immun“ gegen rechte Ideologien sind, wird einmal mehr bestätigt.1 Für den DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften als Interessenvertretungen aller abhängig Beschäftigten, unabhängig von äußerlichen Merkmalen wie Nationalität, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung etc., stellt dies eine Reihe von Herausforderungen dar, denen auf unterschiedlichen Handlungsebenen begegnet werden muss. Im Folgenden gehe ich der Frage nach, welchen Beitrag die Bildungsarbeit zum gewerkschaftlichen Kampf gegen Rechts zu leisten vermag.

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