Der Nächste bitte… Bemerkungen zur aktuellen Durchkapitalisierung des Lebens am Beispiel der Krankenhäuser

von Lothar Galow-Bergemann

(erschienen in Streifzüge 30/2004 – Vorabdruck aus “Dead Men Working – Gebrauchsanweisung zur Arbeits- und Sozialkritik in Zeiten kapitalistischen Amoklaufs”, hg. von Ernst Lohoff, Norbert Trenkle, Karl-Heinz Lewed, Maria Wölflingseder, das im Juni 2004 im Unrast Verlag erscheint.)

Der nachfolgende Text ist aus der Praxis des Autors als Gewerkschafter und Personalrat in einem Großklinikum entstanden. Er hat einen Beitrag zur innergewerkschaftlichen Debatte um die Positionierung zu den gegenwärtigen tief greifenden Veränderungen in der Krankenhauslandschaft der BRD zur Grundlage.1 Weiterlesen

Selbst-Bewegung statt Auto-Mobilismus

Zur Perspektive einer Bewegung gegen den Mobilis-Muss als emanzipatorischer Praxis.

von Lothar Galow-Bergemann, erschienen in Streifzüge 02/2002

Dass nur noch die Gedanken frei seien und sonst nichts mehr, ist eine Horrorvorstellung. Sollen Kritik und Analyse auf Dauer mehr bewirken, als selbstgenügsame Insassen von Elfenbeintürmen mit Erkenntnis und Gedankenfutter zu versorgen, so müssen sie immer wieder auf ihre Tauglichkeit als Zugang zu Praxis erprobt werden. Wenn so viele Ansätze mit emanzipatorischem Anspruch gescheitert sind und dies mit guten Gründen, so gilt es, daraus lernend nach neuen Ansätzen zu suchen. Im folgenden sollen zwei Thesen belegt werden.

Erstens: Die destruktiven Tendenzen der warenfetischistisch verfassten Gesellschaft treffen beim Themenkreis Mobilität(-szwang) und Automobil in fast “idealer” Weise aufeinander. Hier begegnet uns ein hochexplosives Selbstzerstörungspotential – und zwar gleichzeitig unter ökologischen, ökonomischen wie psychologischen Gesichtspunkten.

Zweitens: Derzeit bieten sich kaum sonstwo so viele praktische Angriffsmöglichkeiten gegen die schöne Maschine der blinden Wertverwertung als gerade auf diesem Gebiet. Und zwar durchaus mit der Aussicht darauf, “die Massen zu ergreifen”, d.h. zur realen, eingriffsfähigen Bewegung zu werden.Was zu beweisen wäre.

Weiterlesen

Fünf Thesen zu Kapitalismuskritik und Utopie

Hinführendes zur Wertkritik

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann bei attac Stuttgart, 2. März 2002

1. Konstruktionsfehler Warengesellschaft

Der Grundbaustein des Reichtums der Gesellschaft, in der wir leben, ist die Ware (Marx). Jede Ware hat einen Wert. Während nun im Alltag aus tausenderlei Gründen dem einen dies und der anderen jenes etwas “wert” ist oder auch nicht, so handelt es sich beim Wert einer Ware um etwas ganz anderes. Er ist keine natürliche Eigenschaft, sondern gesellschaftlich hergestellt. Weiterlesen

Die Wirtschaft ist nicht die Lösung, sondern das Problem

Rede von Lothar Galow-Bergemann zum europaweiten autofreien Tag,
22. September 2001, in Stuttgart

Liebe Freundinnen und Freunde,

Wer von uns kennt es nicht: da hast du lange und geduldig mit einem Mitmenschen über all die Nachteile und schlimmen Folgen des Automobilismus gesprochen. Dein Gegenüber hat immer nur genickt und widerwillig zustimmend gebrummt. Doch plötzlich holt er zum Befreiungsschlag aus und schleudert Dir das ultimative Argument entgegen: es sind die Sprudelkästen, derentwegen mensch leider, leider und natürlich vollkommen wider bessere Einsicht halt doch mit dem Auto fahren muß. Weiterlesen

Gesellschaftlicher Fortschritt heute heisst Aufhebung der Arbeit

Referat von Lothar Galow-Bergemann  gehalten am 10. Mai 1999 auf der Diskussionsveranstaltung “Hat die Arbeit Zukunft?” in Stuttgart

Wer was gegen die Arbeit hat ist entweder stinkreich oder stinkfaul. Wer gar bezweifelt, daß die Arbeit unabdingbare Grundlage menschlicher Existenz sei will uns sicher auch noch allen Ernstes erzählen, daß wir auf die Luft zum Atmen verzichten könnten. So sagt es uns der gesunde Menschenverstand des Alltagsbewußtseins. Und so sagt es auch die traditionelle linke Sicht auf die Welt. Allerdings nicht, weil sie recht hat, sondern weil traditionelles linkes Denken viel mehr mit dem herrschenden Alltagsbewußtsein zu tun hat, als es selber weiß. Was zu beweisen wäre. Weiterlesen