Radikale Arbeitszeitverkürzung als Zukunftsprojekt

Workshop mit Lothar Galow-Bergemann

Montag, 7. April 2025, Lohr

IG Metall Bildungszentrum

im Rahmen des Seminars Arbeitszeitverkürzung: Die 4-Tage-Woche im Betrieb

Immer noch mehr Autos, noch mehr Plastik im Meer, noch höhere Finanzgebirge, noch mehr CO2. Wir arbeiten für eine Megamaschine, die Mensch und Natur ihrem Diktat unterwirft. Die Klimakrise ist der sichtbarste Ausdruck. Doch auch die Kluft zwischen Reich und Arm wächst, Gesundheit, Bildung und Soziales werden vernachlässigt, Wohnen und Rentensystem werden unbezahlbar.

Gleichzeitig leiden immer mehr Menschen unter dem Arbeitsdruck und wollen raus aus der Mühle. Da klingt es wie ein Hohn, wenn Politik und Arbeitgeber noch „mehr Bock auf Arbeit“ verlangen. Arbeiten ohne Ende, womöglich noch mit 75? Viele haben andere Vorstellungen von einem erfüllten Leben. Und warum sollen wir eigentlich immer länger arbeiten, obwohl die Computer und Roboter immer besser werden?

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CDU und AfD: Kulturkampf verbindet

von Minh Schredle

„Correctiv“, die Amadeu Antonio Stiftung und die Omas gegen rechts: Beim Kulturkampf gegen links haben CDU und AfD gemeinsame Feindbilder. Auf europäischer Ebene gab es bereits eine Zusammenarbeit von rechts und ganz rechts, um Klimaschutz-Initiativen zu schwächen. 

Es war im Februar 2018: Nach der Bundestagswahl knapp fünf Monate zuvor hatte sich noch keine neue Regierung gebildet, die AfD war erstmals ins Parlament eingezogen und ihre Fraktion formulierte eine Kleine Anfrage zum Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Dieses wurde 2014 unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ins Leben gerufen, war beim sozialdemokratisch geführten Familienministerium angesiedelt und erklärte als Ziel, sich für eine wehrhafte Demokratie und gegen Extremismus einzusetzen. Doch wohin Geld fließt, war von Anfang an umstritten. So bemängelte FAZ-Autor Markus Wehner nach den Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel im Juli 2017, dass die Regierung zu wenig nach links schaue. Der Bundesrechnungshof kritisierte in einem Prüfbericht, dass die Förderziele im Programm nicht hinreichend konkret bestimmt seien. Auch die AfD störte sich an „Demokratie leben!“ – wenn auch mit anderem Zungenschlag und geradezu obsessiv. 

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Audio: „Dass der deutsche Arbeitswahn bröckelt ist eine tolle Sache“

Interview mit Lothar Galow-Bergemann

mit Radio Dreyeckland am 25. Februar 2025

Politik und Unternehmerverbände verlangen „mehr Bock auf Arbeit“. Aber immer mehr Menschen haben keinen Bock mehr. Sie zweifeln am Sinn ihrer Arbeit und stellen sich unter einem erfüllten Leben etwas anderes vor als jahrzehntelanges Schuften für eine Minirente mit 75. Die Kluft zwischen den Zwängen der Kapitalverwertung und den Wünschen vieler Menschen birgt die Chance auf erfolgreiche Kämpfe für ein besseres Leben.

Das Interview entstand mit Blick auf die Veranstaltung „Genug geschuftet. Radikale Arbeistzeitverkürzung als Baustein für ein besseres Leben“ am 27. Februar 2025

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Audio: Alles für Alle. Revolution als Commonisierung

Buchvorstellung von Jonna Klick

gehalten am 19. Juni 2024 in Stuttgart

Die sich zuspitzende Klimakrise macht es deutlich wie noch nie: Wir
müssen die Notbremse ziehen. Wir müssen raus aus dem Kapitalismus! — so die Autorinnen Indigo Drau und Jonna Klick. Doch je klarer diese
Erkenntnis, desto auswegloser erscheint unsere Situation. Denn bisherige
Wege, den Kapitalismus über den Staat zu bändigen oder zu überwinden,
sind gescheitert. Deshalb sucht dieses Buch nach neuen Wegen in eine
solidarische Gesellschaft.

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Fehltage: Kranke sollen arbeiten

von Minh Schredle

Kranke sind die neuen Hartzer. Wirtschaftsbosse stellen sie als faul dar, machen sie verantwortlich für die Rezession und fordern: Zähne zusammenbeißen! Dabei geht eine Mehrheit ohnehin schon krank zur Arbeit.

  • Ein Vortrag von Minh Schredle zum Thema ist HIER zu sehen

Wo Entscheidungen keinen Preis mehr hätten, führte Christoph Werner kürzlich im Gespräch mit dem „Stern“ aus, würden sie „nicht verantwortungsvoller“. Der vorsitzende Geschäftsführer der von Vater Götz gegründeten Drogeriemarktkette dm erläuterte seine Überzeugung, „dass menschliches Verhalten neben der Einsicht auch durch die Konsequenzen beeinflusst wird, die es auslöst“. Das Interview fragt allerdings nicht nach Ratschlägen für die Kindeserziehung – an die Verantwortung appelliert Werner mit Blick auf den hohen Krankenstand in der Republik. Die Schuld daran verortet er offenbar bei faulen Beschäftigten, denn er ist sicher: „Wenn eine Krankmeldung sich auch auf das Einkommen auswirken würde, wäre der Krankenstand in Deutschland ein anderer.“

Damit reiht sich Werner ein in die Riege von Wirtschaftsbossen, die dem Missstand vieler Fehltage beikommen wollen – vor allem durch verschärften Druck.

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Video: Krankes Deutschland

Arbeit macht krank und Kranke sollen arbeiten. Das Kapital verlangt Opferbereitschaft.

Vortrag von Minh Schredle – mit anschließender Fragerunde

gehalten Online am 30. Januar 2025

Eine gemeinsame Veranstaltung von Emanzipation und Frieden und krisis Kritik der Warengesellschaft

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Lachen ist Notwehr – „Die fünfte Gewalt“

von Minh Schredle

Nicht immer bricht sich im Gelächter unbeschwerte Heiterkeit Bahn, glockenhell und in Pastellfarben. Der Stuttgarter Herbert Grammatikopoulos hat 56 Köpfe des deutschsprachigen Kabaretts porträtiert. Hier entpuppt sich Humor als Mittel der Selbstverteidigung gegen den Wahnsinn der Welt.

Humor ist nicht mehr zeitgemäß. So wie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Letzteres steht in der FAZ. Und dass sie das ernsthaft gedruckt hat, ist ja doch wieder ein bisschen komisch. Also gut. Überdenken wir den Einstieg noch einmal: Mit Blick auf die Verhältnisse kann einem, einer und erst recht allen dazwischen das Lachen durchaus vergehen. So schreibt Herbert Grammatikopoulos in seiner Würdigung der 2010er-Jahre: „Von einer Weltwirtschaftskrise zur Eurokrise, über die Griechenland-‚Rettung‘, die seit Mitte des letzten Jahrhunderts bekannte, aber geflissentlich ignorierte Klimakrise, den Pferdefleischskandal, die Ungeheuerlichkeit, dass die personifizierte Unfehlbarkeit, der Papst, sein Amt niederlegt, der Arabische Frühling, der zum Winter wurde, NSU, ein Jahrzehnt Krieg in Syrien und nicht zu vergessen die Dutzende regional eingegrenzten Dauerkriege, die zu Fluchtkrisen führten, obendrauf und nebenan die Neo- und Alt-Nazis, Terror in grausamer Form – und für Deutschland besonders wichtig: Autokrise, Dieselkrise – um nur einige wenige zu nennen.“ 

Aus heutiger Sicht, ist man geneigt, ihm zuzuseufzen: Hach, wie schön das damals war. Die guten, alten Zeiten eben. Als bei all dem auch schon damals grassierenden Wahnsinn doch noch einigermaßen unvorstellbar schien, dass zum Jahresbeginn 2025 der reichste Mann der Welt bei der Vereidigung des US-Präsidenten zwei Mal den Hitlergruß zeigen würde. Doch gerade weil sich „der Unbill der Welt“ nicht rein rational auflösen lasse, argumentiert Grammatikopoulos, brauche es Satire zwecks Selbstverteidigung, Humor für angewandte Gegenwartsbewältigung und Witz als intellektuelle Notwehr.

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Von links nach rechts

„Bund gegen Anpassung“ und Ahriman-Verlag

von Lucius Teidelbaum

In Freiburg ist eine sonderbare politische Gruppe beheimatet, die aus der linken Szene stammt, aber schon länger an das Netzwerk der extremen Rechten angedockt hat: der „Bund gegen Anpassung“ (BgA), zu dessen Dunstkreis auch der Ahriman-Verlag gehört.

Bei den vergangenen Stuttgarter Buchwochen im November und Dezember 2024 bot sich Besucher:innen ein bemerkenswertes Kontrastprogramm: Direkt neben der Landeszentrale für politische Bildung hatte der Freiburger Ahriman-Verlag seinen Stand, ausgestellt waren Titel wie „Wie unrecht hatte Marx wirklich?“, daneben den Klimawandel leugnende oder den Feminismus kritisierende Publikationen mit einem oft an rechte Verschwörungsideologien erinnernden Duktus. Was wenig verwundert: Der Verlag gehört zum Kosmos des „Bundes gegen Anpassung“ (BgA), einer sonderbaren politischen Gruppe aus Freiburg, deren Wurzeln in der Zeit der westdeutschen K-Gruppen liegen.

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Linksunten-Archive: Schlampiger Strafbefehl

von Minh Schredle

Die Politolog:in Detlef Georgia Schulze hat ein Archiv der verbotenen „linksunten.indymedia“-Plattform veröffentlicht und sich dazu bekannt. Nach aufwendigen Ermittlungsarbeiten folgt fünf Jahre später ein Strafbefehl – der sich jedoch gegen ein anderes Linksunten-Archiv richtet.

Eigentlich erscheint der Sachverhalt nicht allzu knifflig: Im Januar 2020 veröffentlichten Unbekannte ein Archiv des linksradikalen Portals „linksunten.indymedia“. Die Seite war vom Netz genommen worden, nachdem sie das Bundesinnenministerium 2017 verboten hatte, weil es dort strafrechtlich relevante Beiträge zu lesen gab und es sich um die „wichtigste Plattform des gewalttätigen Linksextremismus“ gehandelt habe. Die Veröffentlichung des Archivs knapp drei Jahre später unter der Adresse „linksunten.archive.indymedia.org“ war mit dem Aufruf verbunden: „Ladet es herunter, teilt es und erstellt Mirrors der Seite.“

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Desvia o olhar ou solidariedade com Israel?


Choque de civilizações e delírio antissemita de extermínio

por Lothar Galow-Bergemann

Muito obrigado ao Marcos Barreira pela tradução

1. “Israel deve ser eliminado da face da Terra”; “a raiz do regime sionista deve ser arrancada”; “o uso de uma única bomba atômica destruiria completamente Israel, causando apenas danos limitados ao mundo islâmico”.

Engana-se quem colocar essas palavras na boca do atual presidente iraniano Ahmadinejad. A primeira citação é de Khomeini, o líder da revolução iraniana de 1979 a 19891; a segunda é do atual líder religioso Khamenei2 e a terceira é do ex-presidente Rafsanjani3, que na Alemanha goza seriamente da reputação de “moderado” do regime iraniano.

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Video: Klassenkampf – Zaubermittel gegen Faschismus?

Nachhaltige Antworten auf die autoritäre Welle müssen anders aussehen

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann mit anschließender Diskussion

gehalten am 17. November 2024 in Wien

im Rahmen der ACT NOW II: Konferenz gegen Rechts der Grünen Bildungswerkstatt Wien

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Krankes Deutschland

Arbeit macht krank und Kranke sollen arbeiten. Das Kapital verlangt Opferbereitschaft.

Vortrag und Diskussion mit Minh Schredle

Donnerstag, 30. Janur 2025, 19.30 Uhr ONLINE

  • Der Vortrag und die anschließende Fragerunde können mittlerweile HIER gesehen werden
  • Der Vortrag ohne anschließende Fragerunde kann auch HIER gehört werden

Eine gemeinsame Veranstaltung von Emanzipation und Frieden und krisis Kritik der Warengesellschaft

Der Mercedes-Chef und der Allianz-CEO sind sich einig: Der Krankenstand in Deutschland sei zu hoch, lautet ihr Befund. Wieder einmal sollen der Wirtschaftsstandort und „unser“ Wohlstand in Gefahr sein. Unternehmen schicken Privatdetektive los, die überprüfen sollen, ob Beschäftigte denn wirklich arbeitsunfähig sind, Lobbyverbände fordern von der Bevölkerung, entschlossener die Zähne zusammenzubeißen und in der FAZ befindet ein Kommentator: „Lohnfortzahlung in Deutschland ist nicht mehr zeitgemäß.“

Gemeinsam ist diesen autoritären Appellen zur Selbstzurichtung ein paranoider Verdacht, dass die Bundesrepublik zu einem Paradies für Blaumacher verkommen sei. Untermauert wird das mit allerlei statistischer Scharlatanerie – dabei deuten repräsentative Befragungen vielmehr darauf hin, dass sich etliche Beschäftigte auch krank zur Arbeit schleppen. Zudem spricht die Empirie dafür, dass es der Bevölkerung psychisch tatsächlich immer schlechter geht.

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NORMAL – Eine Besichtigung des Wahns

Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft

mit Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Flo Thamer

Donnerstag, 13. Februar 2025, 19.30 Uhr, Esslingen

Einlass 18.30 Uhr

Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9, 73728 Esslingen

Tickets im Vorverkauf Standard 13,20€ Geringverdiener 9,00€

Abendkasse: 15 bis 20 €

Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht. Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleich vollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen, folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegen Chemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Incels, die Reichsbürger, die Kämpfer gegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sie verteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Sie sind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dass der Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschäden nicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, die Erfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. An Horoskope glauben sie nur, wenn die ihnen raten zu tun, was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. Ihre Vernunft ist eine instrumentelle, Vernunft im Dienste der Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung der Welt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist.

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Der Podcast Emma und Fritz liefert Denkanstöße für eine ideologiekritische Gesellschaft

[erschienen im philosophie Magazin am 08 November 2024. Wir danken der Redaktion für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung]

von Marie Sieah

Der eigentliche Existenzgrund der Menschheit ist, wenn wir der „Subversiven Theorie“ des Politikwissenschaftlers Johannes Agnoli folgen, die Hoffnung auf eine Gesellschaft der Freien und Gleichen. Der Begriff der Hoffnung zeigt: Eine solche Gesellschaft ist nicht die unsere, es gilt sie erst noch zu denken und zu gestalten. Ein erster Schritt können die Auseinandersetzung, das Aufdecken und die Analyse bestehender Verhältnisse sein. Sich mit Fragestellungen konfrontieren, die Missstände aufdecken und so Kritik ermöglichen. Der ideologiekritische Podcast Emma und Fritz bietet eben diese Möglichkeit. Ideologiekritik als die Kritik eines „notwendig falschen Bewusstseins“ soll Selbstreflexion ermöglichen und alles als „gegeben“ Gedachte infrage stellen.

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Klassenkampf: Zaubermittel gegen Faschismus?

Nachhaltige Antworten auf die autoritäre Welle müssen anders aussehen

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Freitag, 22. November 2024, 18.00 Uhr, Rostock

Café Median, Niklotstr. 5/6, 18057 Rostock

Eine Veranstaltung von Offenes Antifa Treffen Rostock

Klassenkampf muss sein. Aber höherer Lohn macht nicht antirassistisch, bezahlbarer Wohnraum nicht feministisch und ein Kindergartenplatz nicht kritisch gegen Verschwörungsdenken. Arbeiter*innen sind nicht von Autoritären und Faschisten „verführt“, sie haben ihren eigenen Kopf. Können sie ihre Arbeitskraft nicht verkaufen, ist ihr Lebensunterhalt gefährdet. Dieser Zwang ist eine Brutstätte des Autoritarismus. Zumal in Krisenzeiten. „Wer setzt sich durch – ich oder du, wir oder sie?“ Die rechte Welle entspringt der menschenfeindlichen kapitalistischen Ellenbogenkonkurrenz. Nur Kämpfe, die die Fesseln des Interesses von Arbeitskraftverkäufer*innen sprengen, können antikapitalistisch, antipatriarchal und antifaschistisch sein. „Klassenidentität“ hilft da nicht weiter.

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Kranke Arbeitswelt

Wirtschaftsverbände und die Bundesregierung sind sich einig: Die Zahl der Krankheitstage muss reduziert werden. Doch viel spricht dafür, dass es den Beschäftigten tatsächlich immer schlechter geht – und sie sich oft sogar krank zur Arbeit schleppen.

von Minh Schredle

Die Deutschen feiern zu viel krank – diese Behauptung hört man seit einigen Monaten immer häufiger. Zum Beispiel vergangene Woche beim »Arbeitgebertag 2024«, der jährlichen Konferenz der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). »Die Krankheitstage sind zu viel«, sagte dort Christian Dürr, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Er forderte deshalb: Weg mit der telefonischen Krankschreibung »und hin zu mehr Eigenverantwortung«.

Was der Zwang dazu, sich zukünftig wieder mit Fieber oder Durchfall in eine Arztpraxis zu schleppen, mit »Eigenverantwortung« zu tun hat, blieb Dürrs Geheimnis. Er wiederholte nur, was seit einiger Zeit immer mehr Unternehmer beklagen. Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, schlug Mitte Oktober Alarm. »Der hohe Krankenstand in Deutschland ist ein Problem für die Unternehmen«, sagte er dem Spiegel. In seinem Unternehmen fehlten in Deutschland teils doppelt so viele Beschäftigte wie im europäischen Ausland, behauptete Källenius und warnte vor negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort.

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Antisemitismus auf TikTok

Vortrag und Diskussion mit Jonathan Guggenberger

Samstag, 7. Dezember 2024, 19 Uhr, Esslingen/Neckar

Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9

im Rahmen von Youth Against Antisemitism

Der Vortrag setzt bei den antisemitischen Postings auf Social Media Plattformen an, die gerade bei jungen Menschen durch millionenfache Verbreitung schwerwiegende Folgen haben. Jonathan Guggenberger erläutert die Funktionsweise des Antisemitismus auf TikTok und geht der Frage nach, wie sich dort zwischen Nageldesign, K-Pop und Dschihadismus ein fataler Magnetismus unserer Gegenwart etablieren konnte: Der von Mimesis und Judenhass. Und darüber hinaus, wie sich der antisemitische Hass von TikTok auf die Straße und wieder zurück überträgt.

Jonathan Guggenberger studierte Bildende Kunst, Film- und Politikwissenschaft in Berlin. Er forschte zu ästhetischen Strategien politischer Mobilisierung in den sozialen Medien u.a. an der Hebrew University in Jerusalem. Für die taz, Freitag und Tagesspiegel schreibt er über digitale Bildkulturen, Erinnerungspolitik und Antisemitismus in Kunst und Kultur.

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Youth Against Antisemitism – Vortrag & Konzerte

mit Jonathan Guggenberger, Pogendroblem und YUGND

Samstag, 7. Dezember 2024, ab 19 Uhr, Esslingen/Neckar

Komma Jugend und Kultur, Maille 5-9

Die jährlich stattfindende Veranstaltung findet 2024 bereits zum zehnten Mal statt – aktuell so wichtig wie noch nie. Seit 2014 organisieren das Komma Esslingen, der Verein Emanzipation und Frieden und das Junge Forum der DIG Region Stuttgart das einzigartige Format, das politische Bildung und Popkultur miteinander verbindet. Neben einem inhaltlichen Vortrag, der sich mit unterschiedlichen Erscheinungsformen von Antisemitismus auseinandersetzt, gibt es beim anschließenden Musikprogramm Konzerte von Bands und Musiker*innen. Geminsam setzen sie ein klares Statement: Gegen jeden Antisemitismus!

19 Uhr:

Antisemitismus auf TikTok

Vortrag und Diskussion mit Jonathan Guggenberger

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„Nie wieder!“ heißt auch: Aus linken Fehlern lernen

Essentials eines erfolgreicheren Antifaschismus

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Ende November 2024, Raum Salzwedel

Eine Veranstaltung von Antifaschistische Vernetzung Sachsen-Anhalt

Bei Interesse Mail an antifavernetzunglsa[at]riseup.net

Jahrzehntelang hat man sich in Deutschland damit gebrüstet, wie viel man aus der Geschichte gelernt habe. Doch wäre der Nationalsozialismus wirklich aufgearbeitet, gäbe es den Aufstieg der AfD nicht. Das offizielle „Nie wieder!“ vermag weniger denn je den braunen Dreck zu kaschieren, der über Generationen hinweg an Stamm- und Küchentischen weitergegeben wurde und heute wieder in großen Teilen der Gesellschaft kursiert. Menschenfeindliches, rassistisches und antisemitisches Denken und Handeln erfasst zunehmend auch die selbstgefällige „Mitte der Gesellschaft“, die sich „fern von allen Extremen“ wähnt. Nie seit 1945 war die autoritär-faschistische Gefahr so groß wie heute.

Doch auch in der Linken sind Nationalsozialismus und Antisemitismus oft immer noch nicht verstanden. Die Behauptung „das Volk wurde damals von den Nazis verführt“ traut den Menschen nicht zu, handelnde Subjekte zu sein. Das ist kompatibel mit der Überzeugung, man selbst sei zur „Führung der Arbeiterklasse“ berufen. Autoritarismus gibt es auch von Links. Besonders ausgeprägt erscheint er derzeit in dogmatischen „roten Gruppen“, die sich offen auf Führergestalten wie Lenin, Stalin und Mao berufen. Ganz so, als ob deren blutige Rezepte, die Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben, nicht längst desaströs gescheitert seien. Schon die „revolutionären“ Parolen der alten KPD blamierten sich 1933 auf dramatische Weise. Waren die K-Gruppen der 70er Jahre nur noch deren billiger Abklatsch, so sind ihre heutigen Wiedergänger nichts als der Abklatsch vom Abklatsch des Gescheiterten.

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