Audio: Zum linken Putin-Verständnis – Russischer Imperialismus und osteuropäische Lebenswelten

Gespräch und Diskussion mit Anastasia Tikhomirova

Moderation: Minh Schredle

am 4. März 2022

Als US-amerikanische Quellen die russische Invasion der Ukraine ankündigten, haben große Teile der politischen Linken in Deutschland die Warnung belächelt. Wie zu oft, sind sie Putins Propaganda aufgesessen. Der imperiale Wahn in Russland hat eine lange Tradition – doch ausgerechnet im anti-imperialistischen Spektrum scheint es hier blinde Flecken zu geben, während so mancher Altmarxist offenbar einer Sowjet-Nostalgie verfallen ist, die aller Urteilskraft beraubt.

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Zum linken Putin-Verständnis: Russischer Imperialismus und osteuropäische Lebenswelten

Gespräch und Diskussion mit Anastasia Tikhomirova

Freitag, 4. März 2022, 19:00 Uhr, Online

  • Das Gespräch kann mittlerweile HIER nachgehört werden.

Als US-amerikanische Quellen die russische Invasion der Ukraine ankündigten, haben große Teile der politischen Linken in Deutschland die Warnung belächelt. Wie zu oft, sind sie Putins Propaganda aufgesessen. Der imperiale Wahn in Russland hat eine lange Tradition – doch ausgerechnet im anti-imperialistischen Spektrum scheint es hier blinde Flecken zu geben, während so mancher Altmarxist offenbar einer Sowjet-Nostalgie verfallen ist, die aller Urteilskraft beraubt.

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Verqueres Denken – Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus

Buchvorstellung und Diskussion mit Andreas Speit

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Moderation: Minh Schredle, Redakteur bei KONTEXT:Wochenzeitung

Donnerstag, 30. Juni 2022, 19.30 Uhr, Stuttgart

Stiftung Geißstraße 7, 70173 Stuttgart

Eine Veranstaltung in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg, der Stiftung Geißstraße 7 und des Fördervereins Emanzipation und Frieden. e.V.

Sie gehen für »die Freiheit« auf die Straße: Bei den Querdenken-Demonstrationen und Corona-Protesten laufen Impfgegner*innen neben QAnon-Anhänger*innen, Esoteriker*innen neben Rechtsextremen, die Peace-Fahne flattert neben der Reichsflagge. Dieses Miteinander kommt jedoch nicht zufällig zustande. Wer sich für den Schutz von Natur und Tieren einsetzt, vegane Ernährung und Alternativmedizin bevorzugt, seine Kinder auf Waldorfschulen schickt oder nach spiritueller Erfüllung sucht, muss nicht frei von rechtem Gedankengut und Verschwörungsfantasien sein. Andreas Speit zeigt, dass in alternativen Milieus Werte und Vorstellungen kursieren, die alles andere als progressiv oder emanzipatorisch sind.

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Wer vom Kapitalismus nicht reden will sollte von Nachhaltigkeit schweigen

Warum wir mit „unserer Wirtschaft“ nie eine nachhaltige Gesellschaft erreichen werden

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Montag, 21. März 2022, 19.00 Uhr, 92237 Sulzbach-Rosenberg

CAPITOL – Bild & Bühne, Bayreuther Str.4

Alle sind für Klimaschutz, aber die globale Erwärmung nimmt unaufhörlich zu. Alle sind für soziale Gerechtigkeit, aber Kinder- und Altersarmut wachsen. Alle wünschen sich mehr freie Zeit zum Leben, aber müssen immer mehr und länger arbeiten. Niemand will die Krise, aber keiner kriegt sie in den Griff. Wunsch und Wirklichkeit gehen so weit auseinander, weil das herrschende Wirtschaftssystem existentiellen Herausforderungen nicht gewachsen ist. Klima- und Coronakrise demonstrieren eindrücklich: Unendliches Wachstum ist ihm wichtiger als Mensch und Natur, maximaler Profit wichtiger als Gesundheit und Lebensqualität, steigende Aktienkurse wichtiger als das Leben künftiger Generationen.

Immer weniger Menschen glauben an den Kapitalismus und wissen, dass es „nicht so weitergehen“ kann. Aber der Ausstieg ist schwer. Solange unser Lebensunterhalt vom Verkauf unserer Arbeitskraft abhängt, sitzen wir in der Falle: Geht es nämlich nicht „so weiter“, ist unser Einkommen gefährdet, von dem wir leben.

Die Überwindung der Wirtschaftsweise, die uns in diese Sackgasse geführt hat, ist buchstäblich zu einer Frage des Überlebens geworden. Eine grundlegende Neuorientierung ist angesagt. Denn eine ökologisch und sozial nachhaltige Gesellschaft ist machbar.

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Audio: Die modernen Wanderarbeiter*innen. Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte.

Vortrag und Buchvorstellung von Stefan Dietl und Kathrin Birner

gehalten am 10. Februar 2022

Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells. Zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.

Obwohl sie überall präsent sind und ohne sie die Produktion in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen kommen würde, bleiben sie doch meist gesellschaftlich unsichtbar. Gekennzeichnet ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen, systematischen Lohnraub und die Umgehung arbeitsrechtlicher Normen.

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Gesellschaft nach dem Geld

Werkstattbericht über das Forschungs­projekt und die Frage nach eigenen Transformationsvorstellungen

Workshop mit Simon Sutterlütti

Samstag, 14. Mai 2022, 10 Uhr, Online

Eine gemeinsame Veranstaltung von SolawiS – Solidarische Landwirtschaft Stuttgart, Fridays for Future Stuttgart und Emanzipation und Frieden

Link zur Teilnahme in Zoom

Link zum öffentlichen Stream

Seit 3 Jahren bauen wir nun schon eine Simulation wie eine ‚Gesellschaft ohne Geld‘ funktionieren könnte. Der Workshop stellt zuerst Forschungsprojekt, Schwierigkeiten und Ergebnisse vor, um dann in einem zweiten Teil noch einmal tiefer in Fragen der gesellschaftlichen Transformation einzutauchen: Welche Potentiale und Hindernisse gibt es hier? Welche Bedeutung haben Keimformen, soziale Bewegungen und Parlamente? Wie gehen wir mit dem Zeitdruck der Klimakrise um? Wie kann ich persönlich beitragen und mitwirken?

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Aufbauen, Umbauen, Commonisieren

Auf dem Weg zur Commons-Gesellschaft

Vortrag und Diskussion mit Simon Sutterlütti

Donnerstag, 5. Mai 2022, 19 Uhr, Online

Eine gemeinsame Veranstaltung von SolawiS – Solidarische Landwirtschaft Stuttgart, Fridays for Future Stuttgart und Emanzipation und Frieden

Link zur Teilnahme in Zoom

Link zum öffentlichen Stream

In Klimabewegung und DAX-Unternehmen, Landwirtschaft und freier Software, internationalen Verhandlungen und Fußballverein finden sich Commoning und Commons. Sie sind Keimformen einer neuen Lebens- und Wirtschaftsweise jenseits von Profit und Gegeneinander. Aber oft sind sie nur klein und kaum zu sehen. Wie kann die Commonslogik sich vergrößern und sogar gesellschaftlich verallgemeinern? Wie kann sie sich mit sozialen Bewegungen verbinden und etablierte Politik aufgreifen? Der Vortrag versucht einige Antworten zu geben, wie weltweites Teilen in die Welt kommen könnte.

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Kampagne für die Superspreader

Rechtsextreme rufen zu einem »Impfstreik« auf

von Lothar Galow-Bergemann

erscheinen in Jungle World, 10. Februar 2022

Die rechte Pseudogewerkschaft Zentrum Automobil versucht, sich mit den Themen Impfen und Impfpflicht in weiteren Branchen zu etablieren, insbesondere im Gesundheitssektor.

Es ist kein Geheimnis, dass Nazis und Faschisten in Krisensituationen auf einen Unmutsausbruch der Massen spekulieren, der sie an die Macht spülen soll. Derzeit versuchen sie es mit dem Thema Impfen. Extrem rechte Akteure wie das Blog PI-News, das Magazin Compact, die Kleinstpartei „Freie Sachsen“ und die, so die Eigenbezeichnung, „alternative Gewerkschaft“ Zentrum Automobil e. V. haben die Kampagne „Impfstreik “ lanciert. Insbesondere die Pseudogewerkschaft sieht darin eine Chance, ihren Einfluss zu erweitern.

Ihr Vorsitzender Oliver Hilburger, in Nazikreisen als ehemaliger Leadgitarrist der Rechtsrockband „Noie Werte“ geschätzt, fabuliert gar von einem Generalstreik, der dafür sorgen müsse, „dass in der gesamten Gesellschaft die Mitte und die Normalität wieder Einzug erhält“. Sein Verein hat bereits Erfahrung darin, sich in Betrieben und Belegschaften zu verankern. Seit 2010 erobern die Rechtsextremen immer wieder Sitze in den Betriebsräten des Konzerns Daimler.

Da von März bis Mai dieses Jahres bundesweit sämtliche Betriebsräte neu gewählt werden, sehen die Rechtsextremen ihre Chance, sich in der aufgeheizten gesellschaftlichen Stimmung auch außerhalb der Automobilindustrie zu etablieren. Dafür werben sie offensiv Mitglieder „in allen Branchen“, sammeln Interessierte auf diversen Kanälen des Instant-Messaging-Diensts Telegram und bieten Hilfe bei Kandidaturen an. Dabei betreiben sie keine offen rechte Propaganda, sondern versuchen, durchgehend den Anschein zu erwecken, es gehe ihnen lediglich um „alternative Betriebsräte“. Zentraler Aufhänger ihrer Wahlkampagne ist die berufsbezogene Impfpflicht. Am meisten Zuspruch, behauptet Hilburger, erhalte er derzeit aus dem Gesundheitswesen.

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Planung und Produktion in Kapitalismus, Sozialismus und Commonismus

Vortrag und Diskussion mit Stefan Meretz

Donnerstag, 17. März 2022, 19:00 Uhr, Stuttgart

Altes Feuerwehrhaus, Saal im EG, Möhringer Str. 56, 70199 Stuttgart

Eine gemeinsame Veranstaltung von SolawiS – Solidarische Landwirtschaft Stuttgart, Fridays for Future Stuttgart und Emanzipation und Frieden

In allen Gesellschaften wird geplant, produziert und gepflegt, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen – dies jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Der Vortrag gibt einen Überblick über drei große mögliche Varianten, von denen zwei auch schon historisch umgesetzt wurden: Kapitalismus und Sozialismus. Warum diese beiden näher miteinander verwandt sind als allgemein angenommen, zeigt der Vergleich mit dem Commonismus. Diese utopische Gesellschaft verallgemeinert den Ansatz der Commons, den wir aus Keimformen wie Freie Software, Solidarische Landwirtschaft, Miethäusersyndikat und vielem mehr kennen. Denn das ist eine Lehre der Geschichte: Jede neue Gesellschaft entsteht immer aus der vorhergehenden, die sie „aufhebt“, also sowohl fortträgt, überwindet wie in eine neue Qualität bringt. Dieser dreifache Schritt der Bewahrung, des Bruchs und der Neuentwicklung soll am Beispiel der gesellschaftlichen Planung diskutiert werden.

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Toxische Männlichkeit: Ein kritischer Begriff für das Patriarchat?

Mit dem Begriff der toxischen Männlichkeit diskutiert inzwischen eine breite Öffentlichkeit über destruktive männliche Verhaltensweisen. Das Konzept bleibt jedoch individualistisch und es fehlt ihm an gesellschaftspolitischer Schärfe. Bieten sich dennoch Anknüpfungspunkte für die feministische Bewegung?

von Markus Textor

zuerst erschienen in iz3w Ausgabe 387 Nov/Dez 2021

Manchmal sorgt bereits eine kleine Broschüre für großen Wirbel. Als die American Psychological Association 2019 einen Ratgeber über die »Psychologische Arbeit mit Jungen und Männern« veröffentlichte, in dem sie vor den negativen psychischen Folgen »traditioneller Männlichkeit« warnte, ging ein Aufschrei durch die konservative Presselandschaft. Ohne männliche Aggression und Mut, meinte etwa ein Kommentator des US-Fernsehsenders Fox News, würde die Menschheit noch in Höhlen leben. Allen Abwehrreaktionen zu trotz zeigt die Diskussion, dass es das Thema toxische Männlichkeit in die breite Öffentlichkeit geschafft hat. Es geht um gefährliche, gewalttätige oder eben traditionelle Verhaltensweisen, mit denen Männer sich und anderen schaden. Wie sich das genau äußert und wem es schadet, bleibt allerdings oft uneindeutig. Ebenso unklar ist, wie sich der unpräzise Begriff für politische Veränderung heranziehen lässt.

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Genug geschwitzt!

Der Soziologe Steffen Liebig untersucht in einer lesenswerten Studie Modelle von Arbeitszeitverkürzung aus sozialer und ökologischer Perspektive

von Lothar Galow-Bergemann

english translation

erschienen in Jungle World, 20. Januar 2022

Bei der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung kommen die Gewerkschaften seit Jahrzehnten kaum voran. Nach den Kämpfen der achtziger Jahre um die 35-Stunden-Woche legte sich in dieser Frage eine gefühlte Ewigkeit lang bleierne Ruhe über das Land. Mit der vorübergehenden Einführung der Viertagewoche bei VW zwischen 1994 und 2006 verbanden sich gewisse Hoffnungen, die aber bald wieder aufgegeben werden mussten. Alles in allem drohten also eher Rückschritte. Zwar verging kaum ein Gewerkschaftstag, ohne dass wortreich und gut begründet ein neuer Arbeitszeitstandard verlangt worden wäre, die Ergebnisse aber blieben aus. Wer jahrzehntelang nur fordert und praktisch nichts bewegen kann, steckt offenkundig in der Krise. Darin zeigt sich die schwindende Macht der Gewerkschaften unter den Bedingungen globaler Standortkonkurrenz und technologisch bedingtem Produktivitätszuwachses.

Dabei könnte die gesteigerte Effizienz eigentlich für radikale Arbeitszeitverkürzungen genutzt werden. Funktionierte „die Wirtschaft“ nach vernünftigen Regeln, würde sie nicht aus endlich überflüssiger werdender Arbeit „überflüssige“ Menschen machen. Doch das herrschende Wirtschaftssystem erzeugt umgehend handfeste Krisen, wenn es nicht permanent wachsen und Profite generieren kann. Tut es das aber weiterhin, so stürzt es die Welt erst recht in die Krise. Nirgends wird dieses Dilemma deutlicher als im Umgang mit der globalen Erderwärmung. Weiterlesen

Rätselhaftes Geld: Inflations-Astrologie

„Renommierte Wirtschaftsexperten“ rühren mal wieder im Kaffeesatz

von Minh Schredle|

Zuerst erschienen in KONTEXT:Wochenzeitung Ausgabe 563 vom 12.01.2022

Am Monatsende ist das Konto leer und die Preise steigen: Was ist da los? Und wie soll das weitergehen? In dieser kniffligen Situation liefern die Inflationsprognosen der renommierten Wirtschaftsexperten ähnlich viel Erkenntnisgewinn wie das Horoskop der Woche.

Am Anfang war das Wort? „Inflation entsteht, wenn Menschen anfangen, über Inflation zu reden.“ So erklärte sich Otmar Issing im vergangenen Dezember die dramatischen Preissteigerungen in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“. Und Issing ist nicht irgendwer – er war Wirtschaftsweiser, Chefökonom der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB), dann International Advisor von Goldman Sachs und zeitgleich Präsident des angesehenen Center for Financial Studies in Frankfurt, das er bis heute leitet. Kurz gesagt: Der Mann weiß, wie viel sich in der Ökonomie zur Kopfsache und Glaubensfrage erklären lässt. Und worauf es jetzt ankommt. Issing: „Es kommt darauf an, dass die Bürger und die Finanzmärkte nicht das Vertrauen in die Entschlossenheit der Zentralbanken verlieren, die Inflation (in der Regel bei etwa zwei Prozent) mittelfristig zu stabilisieren.“

In eine ähnliche Kerbe schlägt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) : Die „Gefahr droht von psychologischer Seite“, erklärt das DIW im Oktober 2021, nämlich „von den Erwartungen, zu der auch gerade die alarmistische Berichterstattung beiträgt“. Wenn alle davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen, „werden die Menschen Käufe vorziehen und höhere Löhne fordern“, so die Sorge, und „Unternehmen wiederum werden auf ihre Preise aufschlagen, wenn sie damit rechnen, höhere Löhne und höhere Erzeugerpreise zahlen zu müssen.“ Inflation, so lernen wir, ist also Kopfsache.

Eine Strategie zur Krisenbewältigung lässt sich mit diesen Handreichungen leicht auf die Beine stellen: Wenn am Monatsende keine Kohle mehr auf dem Konto ist und der durchschnittliche Warenkorb immer leerer wird, kommt bitte bloß nicht auf die Idee, höhere Löhne zu fordern. Redet am besten nicht über die Geldentwertung – das macht es nur schlimmer – und wenn es doch unbedingt sein muss, dann flüstert wenigstens, damit es niemand mitbekommt. Weiterlesen

Die Gretchenfrage neu gestellt

Über das Verhältnis von Kapitalismus, Religion und Religionskritik im 21. Jahrhundert

Mit Texten von Julian Bierwirth, Lothar Galow-Bergemann, Karl-Heinz Lewed, Ernst Lohoff, Peter Samol und Norbert Trenkle

Eine Veröffentlichung von krisis – Kritik der Warengesellschaft

Download als PDF Bestellen als Book on Demand (möglich ab Mitte Januar 2022) bei krisisweb ÄT yahoo.de

Direktlink zu Lothar Galow-Bergemann, Du sollst (k)einen anderen Gott haben neben mir. Thesen zum Verhältnis von Religion und Moderne

Vorwort der Krisis-Redaktion:

In seinem Faust lässt Goethe Gretchen ihren Verehrer fragen: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ 200 Jahre später ist die berühmte Gretchenfrage immer noch – oder wieder einmal – von hoher gesellschaftlicher Aktualität. Als Krisensymptom ebenso wie als Teil der treibenden Kräfte weltgesellschaftlicher Desintegration spielen evangelikale, islamistische und sonstige Fundamentalismen sowie esoterische Strömungen eine fatale Rolle. Wer eine emanzipative Gegenperspektive formulieren will, kommt deshalb nicht umhin, diese Entwicklung kritisch einzuordnen und sich zu ihr zu positionieren. Die Auseinandersetzung mit den neoreligiösen Tendenzen führen wir schon seit längerer Zeit. Bereits im Jahr 2008 erschien eine Ausgabe der Krisis (Nummer 32, damals noch im klassischen Buchformat) zum Schwerpunkt Kreuzzug und Jihad, die sich mit dem „Religionismus“ (Ernst Lohoff) im Allgemeinen und dem Islamismus im Besonderen sowie mit dem Kulturkampf der „westlichen Werte“ beschäftigte. Es folgte eine ganze Reihe von weiteren Texten zu diesen Themen, die allesamt auf unserer Webseite zu finden sind. Diese Publikationen gingen und gehen teilweise einher mit theoretischen Kontroversen über den Charakter der Neoreligiosität. Während die einen darin ein (post)modernes Phänomen erkennen und den Bruch gegenüber traditionellen religiösen Vorstellungen betonen, sehen andere eher Kontinuitäten gegenüber der Vormoderne.

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Audio: Warum die BDS-Kampagne gegen Israel antisemitisch ist

Vortrag von Florian Markl

gehalten am 4. Dezember 2021

Wenn Radiohead oder Nick Cave Stress von Thurston Moore (Sonic Youth) und Roger Waters (Pink Floyd) bekommen, weil sie ein Konzert in Tel Aviv spielen, dann ist die BDS-Kampagne im Spiel. Ebenso sollen Israelische Wissenschaftler:innen nicht an Universitäten in den USA oder Europa auftreten dürfen. Wenn vor Deinem Supermarkt Menschen stehen, die Dir verbieten möchten, Israelische Weine oder Datteln zu kaufen, dann erinnert das an eine ganz dunkle Zeit, in der man dazu aufgefordert wurde: „Kauft nicht bei Juden!“

Die BDS-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions) ist antisemitisch. Die Zusammenhänge erklärt der Wiener Politikwissenschaftler Florian Markl.

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Audio: Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“

Zur Aktualität einer sozialpsychologischen Betrachtung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992

Vortrag von Merle Stöver

gehalten am 25. November 2021

Unter Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ belagerte im August 1992 ein Bündnis aus Rostocker Anwohner*innen und eigens zu diesem Anlass angereisten Nazis die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen (ZASt) und das Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen. Mehr als hundert Vietnames*innen und antifaschistische Unterstützer*innen entgingen dem Tod in dem brennenden Haus nur knapp.

Über die immense Bedeutung des Pogroms von Lichtenhagen für den Rassismus des wiedervereinten Deutschlands ist man sich – zumindest in der gesellschaftlichen Linken – im Grunde genommen einig. Dass jene Ausschreitungen jedoch vor allem das Ergebnis der antiziganistischen Gerüchte und Ressentiments waren, mit denen Politik und Medien bereits seit 1990 gegen asylsuchende Rumän*innen hetzten und die Debatte über den „Asylkompromiss“ befeuerten, ist weitestgehend unbekannt.

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Grüne in der Falle: Die Ampel steht auf Gelb

Einleitendes zur Online-Diskussion von krisis-Kritik der Warengesellschaft Die Grünen in der Falle – Warum die Ampel auf Gelb steht vom 29. November 2021

von Lothar Galow-Bergemann

[zuerst erschienen bei Disposable Times]

  • Die Vorträge der Veranstaltung sind mittlerweile HIER zu sehen

Die Ampelregierung wird voraussichtlich einige wichtige Verbesserungen einführen, so die längst überfällige Abschaffung des Transsexuellengesetzes und des Informationsverbots für Ärzt*innen über Schwangerschaftsabbrüche (§219a StGB). Ebenso sind Liberalisierungen im Familien-, Abstammungs- und Staatsbürgerschaftsrecht zu erwarten. Dies alles ist bedeutsam und sicher haben die Grünen wichtigen Anteil daran. Es ist also überhaupt nicht egal, wer regiert und in welche Richtung die Spielräume, die Politik hat, genutzt werden.

Bei existentiellen Zukunftsfragen sind die Spielräume allerdings deutlich geringer. Denn wir sind Gefangene einer Wirtschaftsweise, deren Lebenselixier ewiges Wachstum, steigende Aktienkurse und permanente Geldvermehrung ist. Sie bringt multiple Krisen hervor, die mit ihren eigenen Mitteln nicht gelöst werden können. Klima, Corona, Wohnen, Renten, Migration, wo soll man aufhören aufzuzählen?

Fast alle Parteien versprechen mittlerweile einen grünen Kapitalismus, sie nennen das vorzugsweise „ökologische Marktwirtschaft“. Das ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Trotzdem werden sie weitaus mehr als jede andere politische Kraft mit diesem Versprechen identifiziert. Das ist ein ganz besonderes Pech für die Partei. Denn wenn die Illusionen über den grünen Kapitalismus platzen – und das werden sie – bleibt das an niemandem so sehr hängen wie an den Grünen.

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Die modernen Wanderarbeiter*innen. Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte.

Buchvorstellung und Diskussion mit Stefan Dietl und Kathrin Birner

Donnerstag, 10. Februar 2022, 19.30 Uhr, Online

Eine Kooperation von Laboratorium und Emanzipation und Frieden

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER nachzuhören

Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells. Zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.

Obwohl sie überall präsent sind und ohne sie die Produktion in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen kommen würde, bleiben sie doch meist gesellschaftlich unsichtbar. Gekennzeichnet ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen, systematischen Lohnraub und die Umgehung arbeitsrechtlicher Normen.

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Audio: Sommer 1941 – Die Wehrmacht beim Judenmord

Vortrag von Hannes Heer

anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren

gehalten am 25. Oktober 2021

Eine Veranstaltung in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg, des Hospitalhof Stuttgart und des Förderverein Emanzipation und Frieden e.V.

„Der Jude“, hatte Hitler 1925 in Mein Kampf erklärt, „ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet. Wo er auftritt, stirbt das Gastvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Im Frühjahr 1939 verkündeten die „Schulungshefte“ der Wehrmacht: „Wir Deutsche kämpfen heute einen doppelten Kampf. Den nichtjüdischen Völkern gegenüber wollen wir nur unsere Lebensinteressen durchsetzen. Das Weltjudentum aber bekämpfen wir wie einen giftigen Parasiten. Dieser Kampf ist ein sittlicher Kampf für die Reinheit und Gesundheit des gottgeschaffenen Volkstums und für eine neue gerechtere Ordnung in der Welt.“ Im März 1941, drei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion, nannte Hitler den „jüdischen Bolschewismus“ als zukünftigen Gegner. Und die Kommandeure erhielten die Instruktion: „Die Truppe muß sich darüber klar sein, daß der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird.“ Weiterlesen

Die Grünen in der Falle – Warum die Ampel auf gelb steht

Online-Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann, Ernst Lohoff, Peter Samol und Norbert Trenkle

Eine Veranstaltung von krisis-Kritik der Warengesellschaft

Montag 29. November 2021, 19.00 Uhr

  • Die Vorträge sind mittlerweile HIER zu sehen

Demnächst wollen SPD, FDP und Grüne das Wahlvolk beglücken. Die selbsternannte „Klimaregierung“ hat weitreichende Reformen angekündigt. Aber bleibt der versprochene Aufbruch nicht vielleicht schon im Ansatz stecken? Oder schickt sich die Ampel an, mit dem Traum vom Green New Deal ernst zu machen? So oder so wird sich diese Gesellschaft und die politische Landschaft verändern. Grund genug, über die Perspektiven der Ampelkoalition zu diskutieren.

Uns interessiert dabei vor allem das weitere Schicksal der Grünen Partei, die sich in eine fatale Lage hinein manövriert hat. Weil sie die ökologischen Schäden einer entfesselten Marktwirtschaft unbedingt mit marktwirtschaftskonformen Mitteln wie der CO2-Bepreisung reparieren und Wirtschaft und Umwelt versöhnen will, gerät sie mit ihren ökologischen aber auch mit ihren sozialen und humanitären Ansprüchen in unversöhnliche Widersprüche. Weiterlesen