„Existenzrecht Israels nicht verhandelbar“

Interview mit Jörg Freitag

erschienen am 22. April 2018 in der Esslinger Zeitung

Das Jugendkulturzentrum Komma in Esslingen/Neckar veranstaltet zusammen mit dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Region Stuttgart e.V. und dem Förderverein Emanzipation und Frieden e.V. seit 2014 ein Festival gegen Antisemitismus: „Youth Against Antisemitism“. Jetzt wurde es dafür ausgezeichnet.
Die Esslinger Zeitung spräch mit Jörg Freitag über Israelfeindlichkeit, die Anfälligkeit der Linken und legitime Kritik. Weiterlesen

„Youth Against Antisemitism“ mit Preis ausgezeichnet

Am 10. April 2018 wurde das Festival „Youth Against Antisemitism“, das wir seit 2014 zusammen mit dem Esslinger Jugend- und Kulturzentrum Komma und dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Region Stuttgart e.V. durchführen, vom  Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt (BfDT), mit einem Preis in Höhe von 1000 Euro gewürdigt. Wir freuen uns. Das Geld geht selbstverständlich ins nächste Youth Against Antisemitism, das im Dezember des Jahres stattfinden wird. Weiterlesen

Heuschrecken, Gier und Weltverschwörung

Regressiver Antikapitalismus und das antisemitische Ressentiment

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Mittwoch, 16. Mai 2018, 19.00 Uhr, Aachen                                                               Autonomes Zentrum, Hackländerstraße 5

Eine Veranstaltung von Diskursiv Aachen 

Je länger die weltweite ökonomische Krise dauert, desto beliebter sind einfache Erklärungen. Geht es gegen Banken und „die Finanzmärkte“, sind sich fast alle einig: Parteipolitiker, Gewerkschaften, Linke, Rechte, diverse Verschwörungsphantasten und wer sonst alles in Krisenzeiten das Wort ergreift. Alle miteinander halten sie “die Gierigen, die den Hals nicht voll genug kriegen” für die Verursacher der Krise. Auch manch vermeintlich radikaleR KapitalismuskritikerIn findet sich da in trauter Eintracht mit Finanzminister, Fernseher und Frau Meier wieder. Wenn es gegen die „Zirkulationssphäre“ geht, entstehen sonderbar anmutende Schulterschlüsse. Ein ebenso verbreiteter wie unreflektierter Bauch-Antikapitalismus verwechselt Gesellschaftskritik mit Wut auf „die da oben“, „Lügenpack“ und „Lügenpresse“.

Die Nationalsozialisten setzten „die Gierigen“ mit „den Juden“ gleich. Doch auch wer das nicht tut, kann sich in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus befinden, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Weiterlesen

Arbeit macht unfrei

Zum Zusammenhang von Arbeitsfetisch und Antisemitismus

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Mittwoch, 9. Mai 2018, 19 Uhr, Berlin                                                                    Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, Hauptgebäude, Hörsaal 1072

Eine Veranstaltung von la:iz und RIA

Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Wer streikt, macht zwei Erfahrungen: Dass es gut ist, sich zu wehren. Und dass, selbst wenn man erfolgreich war, danach doch alles irgendwie beim Alten bleibt. Dass wir lebenslänglich arbeiten-müssen-um-Geld-zu-verdienen-damit-wir-leben-können ist das ungeschriebene, aber höchste Gesetz der bürgerlichen Gesellschaft. Arbeit sei so etwas wie Natur, lautet der allgemeine Konsens. Wer etwas gegen sie hat, gilt als verrückt oder faul, meistens als beides.

Nicht immer wurde die Arbeit so überhöht wie heute. In der Antike hatte sie sogar einen ausgesprochen schlechten Ruf. Mit Beginn der Neuzeit jedoch erfuhr sie religiöse Weihen. Das protestantische Arbeitsethos stand an der Wiege des Kapitalismus. Das Bürgertum, die Arbeiterbewegung und der Nationalsozialismus haben die Arbeit förmlich verherrlicht.

Doch auch wenn es dem herrschenden Bewusstsein noch so uneinsichtig ist: Arbeit und nützliches/ sinnvolles/lustvolles Tätigsein sind zwei Paar Stiefel. Weiterlesen

Audio: Zur Kritik der Prostitution: Theorie & Praxis

Vortrag von Naida Pintul

gehalten am 21. März 2018 in Stuttgart

Prostitution kann zu Recht als eines der Goldenen Kälber des Feminismus bezeichnet werden: Kaum ein Thema erzeugt innerhalb feministischer Kreise so viele, teils erbittert geführte Kontroversen. Der liberale und queere Feminismus der Dritten Welle hat sich mittlerweile die Deutungshoheit erobert, Prostitution in »Sexarbeit« umbenannt und ihr empowerndes, gar emanzipatorisches Potential zugeschrieben. So heißt es, dass selbstbestimmte Sexarbeit mit dem Feminismus nicht nur vereinbar, sondern per se auch feministisch sei. Veranstaltungen wie die Ladyfeste lassen regelmäßig Frauen referieren, die das Narrativ der glücklichen Sexarbeiterin bedienen, in aller Regel in individualistisch-liberaler Manier. Weiterlesen

§219a oder: Das gute Gewissen von Abtreibungsgegnern

Ein kurzer Kommentar zu Jens Spahn&Co

von Jonathan C. Brehmer

In letzter Zeit ist viel von Leben die Rede. Genauer gesagt von menschlichem Leben und seinem Wert, den es zu verteidigen gelte: „Selbst wenn ein Mensch noch nicht geboren ist, hat sein zukünftiges Leben bereits einen Wert. Eine Abtreibung zerstört dieses kostbare menschliche Leben.“

Es gibt sowohl gute Argumente für als auch gegen Abtreibungen und eigentlich sollte längst selbstverständlich sein, dass das die Frauen selbst zu entscheiden haben. Es ist aber schon verwunderlich, wie auf einmal wieder manche Leute ihr Herz entdecken und glauben, menschliches Leben schützen zu müssen. Ging es doch gerade noch um Tafeln, Hartz IV und Flüchtlinge. Merkwürdigerweise blieb hier der große Aufschrei aus. Weiterlesen

Nicht immer leicht zu checken: Was ist Antisemitismus?

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Montag, 7. Mai 2018, 20.15 Uhr, Freiburg                                                                     Albert-Ludwigs-Universität, KGIII, HS 3043

Eine Veranstaltung des Referats gegen Antisemitismus im StuRa der Uni Freiburg

Antisemitismus tritt in vielen Gewändern auf – in rechten, linken, muslimischen und solchen der vermeintlich „guten Mitte der Gesellschaft“. Als offener Judenhass ist er am leichtesten zu erkennen. Seine subtilen Formen sind hingegen viel weiter verbreitet. Die selbstgerechte deutsche Mehrheitsgesellschaft spricht schamlos von ihrer angeblichen „christlich-jüdischen Tradition“ und redet sich auf „importierten“ Antisemitismus heraus. Vom eigenen will sie nichts wissen. In Deutschland hat man schließlich gelernt, dass Antisemitismus schlecht ist. Verstanden hat man ihn trotzdem nicht. Dieser Zustand ermöglicht es, dass man gleichzeitig antisemitischen Denkmustern anhängen und davon überzeugt sein kann, nichts damit zu tun zu haben. Weiterlesen

Volksherrschaft versus Rechtsstaat

Die bürgerliche Gesellschaft kann sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Die Gesellschaft der freien und gleichen Warenbesitzer bedarf des Staates und des Rechts. Doch ihre Krise untergräbt den Rechtsstaat. Ein neuer Faschismus droht.

von Lothar Galow-Bergemann

erschienen in Jungle World 13/2018, 29. März 2018

Der frei gewählte philippinische Präsident brüstet sich öffentlich mit Mordtaten. Die Regierungen Ungarns und Polens gehen gegen unabhängige Justiz und kritische Medien vor. Was das für die Meinungsfreiheit, für Juden und Israel heißt, demonstriert Polen mit dem Verbot, über »eigene« Mittäter am Holocaust zu reden. Die AfD will einen Journalisten, der ihr nicht passt, durch das Parlament verdammt sehen– gängige Praxis in Diktaturen. Weiterlesen

Protofaschistisch, mindestens

Nachrichten aus der Welt des „Rechtspopulismus“, notiert in nur wenigen Tagen des Februar 2018

von Bärbel Illi und Lothar Galow-Bergemann

Andre Poggenburg, AfD-Vorsitzender in Sachsen-Anhalt, bezeichnet die in Deutschland lebenden Türken als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“, die hier „nichts zu suchen und nichts zu melden“ haben und „sich zu ihren Lehmhütten und Vielweibern scheren sollen“.

– Die AFD-Vorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander Gauland sprechen sich für die Zusammenarbeit mit dem völkischen und rassistischen Verein Pegida aus.

– Der Bundestag hebt die Immunität des AfD-Abgeordneten Jens Maier auf. Grund: die Staatsanwaltschaft Dresden leitet ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein, auf seinem Twitter-Account wurde der Maler Noah Becker rassistisch geschmäht. Weiterlesen

Kritische Heimatkunde

von Lucius Teidelbaum

Heimat ist ein viel gebrauchter Begriff, im normalen Leben, in der Politik oder in Liedtexten. Doch was bedeutet eigentlich Heimat und sollten sich Linke positiv auf diesen Begriff beziehen?

Foto: Kreuzschnabel/Wikimedia Commons, Lizenz: artlibre

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Audio: Donald Trump und die Selbstzerlegung der herrschenden Klasse

Vortrag von Lars Quadfasel

gehalten am 22. Februar 2018 in Stuttgart

Als Donald Trump, einschwebend auf einer Rolltreppe, seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erklärte, konnten die US-amerikanischen Satiriker ihre Begeisterung kaum verhehlen: Wie viel Spaß man doch mit dem Milliardärsdarsteller und wandelndem Fettnapf haben werde! Inzwischen ist Donald Trump seit gut über einem Jahr das, was viele wohl noch kaum für möglich hielten, als sie bei Spiegel Online lasen, dass Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden war. Doch nach wie vor fällt es der Kritik schwer, die Ereignisse, welche mit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des Celebrity-Demagogen zusammenhängen, zu verstehen. Trump versprach doom and gloom für alle. Und dies setzt er auch in der Tat um: den anderen jene Hölle zu bereiten, als die man selbst die Welt empfindet. Ob in der Klima- und Migrationspolitik oder dem staatsoffiziösen Umgang mit Abtreibungen: Trumps Politik bedeutete eine Verschlechterung des Lebens für viele, auch für viele von Trumps eigenen Wählern. Weiterlesen

Zur Kritik der Prostitution: Theorie & Praxis

Vortrag und Diskussion mit Naida Pintul

Mittwoch, 21. März 2018, 19.30 Uhr, Stuttgart                                                             Laboratorium, Wagenburgstr.147

Der Vortrag kann mittlerweile HIER nachgehört werden.

Prostitution kann zu Recht als eines der Goldenen Kälber des Feminismus bezeichnet werden: Kaum ein Thema erzeugt innerhalb feministischer Kreise so viele, teils erbittert geführte Kontroversen. Der liberale und queere Feminismus der Dritten Welle hat sich mittlerweile die Deutungshoheit erobert, Prostitution in »Sexarbeit« umbenannt und ihr empowerndes, gar emanzipatorisches Potential zugeschrieben. So heißt es, dass selbstbestimmte Sexarbeit mit dem Feminismus nicht nur vereinbar, sondern per se auch feministisch sei. Veranstaltungen wie die Ladyfeste lassen regelmäßig Frauen referieren, die das Narrativ der glücklichen Sexarbeiterin bedienen, in aller Regel in individualistisch-liberaler Manier. Weiterlesen

Donald Trump und die Selbstzerlegung der herrschenden Klasse

Vortrag und Diskussion mit Lars Quadfasel

Donnerstag, 22. Februar 2018, 19.30 Uhr, Stuttgart, Geißstr.7
Stiftung Geißstraße 7, Stiftungssaal, 1. Stock

Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören.

Als Donald Trump, einschwebend auf einer Rolltreppe, seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erklärte, konnten die US-amerikanischen Satiriker ihre Begeisterung kaum verhehlen: Wie viel Spaß man doch mit dem Milliardärsdarsteller und wandelndem Fettnapf haben werde! Inzwischen ist Donald Trump seit gut über einem Jahr das, was viele wohl noch kaum für möglich hielten, als sie bei Spiegel Online lasen, dass Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden war. Doch nach wie vor fällt es der Kritik schwer, die Ereignisse, welche mit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des Celebrity-Demagogen zusammenhängen, zu verstehen. Trump versprach doom and gloom für alle. Und dies setzt er auch in der Tat um: den anderen jene Hölle zu bereiten, als die man selbst die Welt empfindet. Ob in der Klima- und Migrationspolitik oder dem staatsoffiziösen Umgang mit Abtreibungen: Trumps Politik bedeutete eine Verschlechterung des Lebens für viele, auch für viele von Trumps eigenen Wählern. Weiterlesen

Audio: Gefährliche Tendenzen – Antisemitismus im Deutschrap

Vortrag von Konstantin Nowotny

gehalten am 9. Dezember 2017 in Esslingen/Neckar

„Jude“ ist wieder ein gängiges Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen, parallel hat sich Hip-Hop zur zweifellos einflussreichsten deutschen Jugendkultur überhaupt entwickelt. Rapper wie Bushido, Kollegah und Haftbefehl gehören zu den ganz Großen, sie prägen nicht nur die Sprache sondern unter Umständen auch das Weltbild ihrer HörerInnen. Neben viel Bad-Boy-Image gab es unter anderen bei diesen Dreien in der Vergangenheit Diskussionen um eventuelle antisemitische Tendenzen. Bushidos Twitter-Profl schmückt eine Landkarte, von der Israel verschwunden ist; Kollegah hat auf Druck des Zentralrats der Juden ein Konzert absagen müssen und Haftbefehl erklärte in einem Interview, wie er als Jugendlicher annahm, das „alles, was mächtig ist und reich“ aus einer „beschränkten Sicht jüdisch“ sei. Der Vortrag zeigt auf, wo platter Antisemitismus oder antisemitische Tendenzen in Sprache und Bildern aktueller deutscher Hip-Hop-Künstler Einzug gehalten haben. Anschließend soll ein Erklärungsversuch unternommen werden, wieso Antisemitismus gerade jetzt und gerade in diesem Genre ein Comeback erlebt. Weiterlesen

Audio: Comeback von Antisemitismus und Judenhass?

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann

gehalten am 7. Dezember 2017 in Mannheim

In Deutschland hat man gelernt, dass Antisemitismus schlecht ist. Mehr aber auch meist nicht. Man hat oft keine Ahnung von ihm. Deswegen ist man oft zutiefst davon überzeugt, nichts mit Antisemitismus am Hut zu haben, während eben doch jede Menge antisemitischer Denkweisen herumgetragen werden. Das funktioniert in der ganzen Gesellschaft. Aber was ist eigentlich Antisemitismus und erlebt er seine Auferstehung oder war er nie verschwunden? Weiterlesen

Audio: Billig produzierte Kritik

von Bastian Witte

Die Eröffnung einer zweiten Primark-Filiale hat in Stuttgart für lebhafte Diskussionen gesorgt. Für seinen Umgang mit Mitarbeitern und Produzenten stand der Textil-Discounter zuletzt immer wieder in der Kritik. Häufig jedoch greift diese zu kurz und ist von ideologischen Projektionen durchzogen. [gelesen von Lothar Galow-Bergemann]

Der Text erschien am 9. Dezember 2017 auf emafrie.de

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Demokratie oder Volksherrschaft?

Warum die Verhältnisse nicht besser werden, wenn das Ressentiment mehrheitsfähig ist

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Montag, 29. Januar 2018, 18.00 Uhr, Stuttgart
Gewerkschaftshaus, Raum 3, Willi-Bleicher-Str. 20

Eine Veranstaltung von ver.di Bezitk Stuttgart

Versteht man „Demokratie“ lediglich im Wortsinne, nämlich als „die Herrschaft des Volkes“, so muss einem davor grausen. Schließlich hätte dann der Nationalsozialismus, der das Fühlen, Denken und Wollen einer großen Mehrheit der Deutschen repräsentierte, das Prädikat demokratisch verdient. Der leidlich funktionierende demokratische Staat aber zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er unveräußerliche Rechte von Einzelnen und Minderheiten garantiert.
Gegen die Krise der Demokratie wird mehr „direkte Demokratie“ gefordert. Doch ob „Ausländer“ rausgeworfen, Minarettbauten verboten oder Schulreformen verhindert werden sollen – bessere Verhältnisse schafft die „Stimme des Volkes“ kaum. Solange die selbstgerechte Gemeinschaft der „ehrlich Arbeitenden und Betrogenen“ ihr Mütchen an vermeintlich „Faulen“ oder „Gierigen“ kühlen mag und Ressentiment landauf landab mit Kritik verwechselt wird, ist „dem Volk“ grundsätzlich zu misstrauen. Ist es ein Zufall, dass einem die Forderung nach Volksabstimmungen umso häufiger begegnet, je weiter man sich im politischen Spektrum nach rechts bewegt? Weiterlesen

Audio: Weiblich, jung, rechtsextrem: Frauen in der rechten Szene

Vortrag von Prof. Dr. Esther Lehnert

gehalten am 23. November 2017 in Stuttgart

Ungeachtet der Tatsache, dass durch die Anklage von Beate Zschäpe im Rahmen des
NSU-Prozess in München das Thema rechtsextreme Frauen wieder mehr in den medialen und gesellschaftlichen Fokus gerückt ist, bleibt das Antlitz des modernen Rechtsextremismus männlich. Rechtsextremen Frauen gelingt es nach wie vor besser „unsichtbar“ zu bleiben und ihre menschenverachtende Ideologie auf eine „nettere“ Art in die Gesellschaft zu tragen. Der Vortrag von Prof. Dr. Esther Lehnert setzt sich mit modernen und/oder traditionellen Inszenierungen von Frauen in unterschiedlichen Bereichen von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus auseinander und fragt nach weiblichen Strategien und thematisiert die besondere Gefahr, die von rechtsextremen Frauen ausgeht. Weiterlesen

Billig produzierte Kritik

Die Eröffnung einer zweiten Primark-Filiale hat in Stuttgart für lebhafte Diskussionen gesorgt. Für seinen Umgang mit Mitarbeitern und Produzenten stand der Textil-Discounter zuletzt immer wieder in der Kritik. Häufig jedoch greift diese zu kurz und ist von ideologischen Projektionen durchzogen.

von Bastian Witte

– Der Text ist HIER auch als Audio zu hören  und erschien im Modulator – Das Programmheft des Freien Radio für Stuttgart Februar/März 2018

Primark auf der Stuttgarter Einkaufsmeile (Foto: Bastian Witte)

„Diese Mülltonne war das Objekt der Begierde“, freute sich das Stuttgarter Gemischtwarengeschäft Kaufhaus Mitte am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite. „Sat1, Pro7 und ein paar weitere TV-Sender haben das Teil gefilmt. Vom Manager Magazin über die TAZ, Stern, Spiegel bis hin zur Heilbronner Stimme waren wir überall vertreten.“

Grund für die Verzückung ist eine medienwirksame Protest-Aktion, die zwei Tage zuvor statt fand. Nachdem die Eröffnung einer weiteren Filiale des Textil-Discounters Primark in Stuttgart für Diskussionen gesorgt hatte, stellte der Betreiber des Kaufhaus‘ Mitte pünktlich zur Primark-Eröffnung am Dienstag einen Müllcontainer vor sein eigenes 400 Meter entferntes Geschäft auf der Königstraße. Die vorbei kommenden Primark-Kunden sollten ihre soeben erworbenen Einkäufe direkt wieder in die Tonne befördern. Der Kaufbetrag der so entsorgten Teile solle anschließend einer wohltätigen Organisation zugehen, hieß es. Die Medien waren entsprechend begeistert über passende Symbolfotos und O-Töne.

Denn schon seit Jahren steht das irische Unternehmen Primark regelmäßig in der Kritik. Die Vorwürfe reichen von systematischer Überwachung der Mitarbeiter, über giftige Chemie in den Produkten, bis hin zur Ausbeutung der Arbeiter in den Zulieferbetrieben aus Billiglohnländern. So hatte Primark unter anderem auch in der Textilfabrik Rana Plaza produzieren lassen, deren Einsturz in Bangladesch vor vier Jahren weit über 1000 Todesopfer gefordert hat. Auch kritisiert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi regelmäßig, dass Mitarbeiter in den Filialen hierzulande unter Tariflohn bezahlt werden und Ende 2014 hat das NRW-Gesundheitsamt Kontrollen in mehreren Filialen durchgeführt, weil die ausdünstende Chemie Grenzwerte mehrfach überschritten haben soll.

Kritik ist also durchaus angebracht. Jedoch fällt die Auseinandersetzung mit der so genannten „Fast Fashion“ auch immer wieder in reaktionäre und ideologische Vorstellungen zurück, die einer kritischen Analyse schaden.
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