Entwertet! Wie die globale Krise die Systemfrage stellt – und wie diese zu beantworten ist

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 22. April 2011

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Die globale Krise wird von den meisten Beobachtern auf die „entfesselte Spekulation“ zurückgeführt, die von „gierigen Heuschrecken“ angefacht worden sei. Tatsächlich jedoch ist die Aufblähung des Finanzüberbaus nicht Ursache, sondern Folgewirkung und Verlaufsform einer strukturellen Krise des Kapitalismus, die seit gut dreißig Jahren durch Kredit und Spekulation immer wieder aufgeschoben wurde. Diese Methode des Krisenaufschubs stößt nun an ihre Grenzen – mit dramatischen Folgen für die gesamte Gesellschaft. Nicht die „Spekulanten“ sind das Problem, sondern der Widersinn einer Produktionsweise, die Reichtum nur als Abfallprodukt von Warenproduktion und Kapitalverwertung produziert.

Das Märchen vom Ende der Krise

von Lothar Galow-Bergemann, gesendet im Freien Radio für Stuttgart, 13. April 2011
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Noch jede Krise ist auf dem Rücken der Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Klein- und Mittelverdiener „gelöst“ worden. Sei es durch Arbeitslosigkeit, Lohn- und Sozialabbau oder in den besonders krassen Fällen durch Inflation und sogar Krieg. Die Frage, ob denn die Krise, die 2008 mit den Börsencrashs begonnen hat, nun eigentlich vorbei ist oder nicht, ist deswegen für die meisten Menschen von wesentlichem Interesse. Verlässt man sich nur auf den Augenschein, könnte man der Illusion verfallen, die Krise habe sich in Luft aufgelöst. Wachstum wird bejubelt, das Gespenst der Kurzarbeit scheint einer längst vergangenen Zeit anzugehören, bei Daimler werden Überstunden gekloppt bis zum Umfallen, die Arbeitslosenzahlen gehen leicht zurück. Also alles klar und zurücklehnen? Weiterlesen

Arbeitszeitverkürzung ist machbar

oder: Was man in der Küche über den Kapitalismus lernen kann

von Lothar Galow-Bergemann, gesendet im Freien Radio für Stuttgart, 13. April 2011
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Nehmen Sie an, Sie stehen in Ihrer Küche und bereiten ein Essen zu. Seitdem Sie einen Schnellkochtopf haben, schmeckt es mindestens so gut wie vorher und das neue Kochverfahren ist obendrein vitaminschonender. Zudem brauchen Sie nur noch halb so lange wie früher, um das gleiche Resultat zu erzielen. Was würden Sie mit der gewonnenen Zeit anfangen? Vielleicht würden Sie eine CD einlegen oder Sie würden mit ihrem Kind spielen, vielleicht auch eine schmackhafte Nachspeise kreieren. Wer weiß, was Ihnen sonst noch einfiele. Aber Sie kämen wohl kaum auf die Idee, das gleiche Essen zweimal zu kochen, nur weil Ihnen jemand gesagt hat, dass sie ja wohl noch arbeitsfähig sind… Weiterlesen

Zur Kritik an Christian Felbers „Gemeinwohlökonomie“

Stellungnahme von Lothar Galow-Bergemann für die Aktion 3. Welt Saar zu einem Vortrag von Christian Felber (Bestseller-Autor und Mitbegründer von Attac Österreich), auf der Veranstaltung Gemeinwohl-Ökonomie – Chancen und Grenzen, 25. März 2011, Saarbrücken

Ich teile wie vermutlich alle vernünftigen Leute die Werte Kooperation, Umweltschutz, Geschlechtergleichstellung usw. Doch Felbers Analyse und Rezept überzeugen mich nicht. Schon der Begriff des Gemeinwohls ist problematisch. Er ignoriert gesellschaftliche Interessengegensätze und Widersprüche, bildet sich eine alles übergreifende große Gemeinschaft ein und hat eine offene Flanke zur „Volksgemeinschaft“. Ich plädiere dafür, nicht von Gemeinwohl als Ziel zu reden, sondern vom guten Leben für alle. Weiterlesen

Die Kritik am Zins – eine Sackgasse der Kapitalismuskritik

Vortrag und Diskussion mit Nadja Rakowitz,                                                        Sozialwissenschaftlerin, Frankfurt am Main, Geschäftsführerin des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte und Redakteurin der Zeitung „express“

Mittwoch, 29. September 2010, 19.00 Uhr, Forum 3, Gymnasiumstr. 21, Stuttgart Stadtmitte

eine Veranstaltung von attac Stuttgart und Emanzipation und Frieden

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Die Referentin unterzieht die Grundannahmen der „Zinskritik“, wonach alleine der Zins und nicht das Kapitalverhältnis selbst das Problem sei, einer kritischen Prüfung und setzt ihr Eckpunkte einer aus ihrer Sicht treffenderen Kapitalismuskritik entgegen: Weiterlesen

True and False Causes of the Financial Crisis

Englische Übersetzung der Rede von Lothar Galow-Bergemann zum Neujahrsempfang der Aktion 3. Welt Saar am 23. Januar 2009, erschienen am 27. Juli 2010 auf der Seite von Baltimore IMC

The jubilant singing about free enterprise as the supposedly best of all worlds sounds much quieter than at the beginning of the 90s. Capitalism produces crises, wars and catastrophes. We urgently need alternatives. This is now a matter of survival. Weiterlesen

Nie wieder so viele Autos bauen. Nie wieder so lange arbeiten.

Solange sich nichts Grundlegendes ändert, geht die Krise weiter.

 

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 30. April 2010

mit Anmerkungen zu dieser Flugschrift von Emanzipation und Frieden

Was uns an 1. Mai-Demos nicht gefällt… und warum wir trotzdem hingehen.

Anmerkungen zum regressiven Antikapitalismus

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 30. April 2010

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Every Bank is a Bad Bank

Du bist in der Krise. Dein Problem heißt Kapitalismus.

Das Ansehen der Marktwirtschaft als der angeblich besten aller denkbaren Welten ist arg lädiert. Auch in den vermeintlich entwickelten Ländern beschert sie Millionen Menschen Perspektivlosigkeit, Sozialabbau und Arbeitslosigkeit. Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist mit anderen Krisen des globalen Kapitalismus verwoben: Energie-, Umwelt-, Klima-, Hungerkrise und staatlicher Zerfall in großen Teilen der Welt. Widerstand gegen die Zumutungen der Weltmarktkrise ist dringend notwendig. Aber man sollte auch ihre Ursachen verstehen. Wenn schon Krise, dann wenigstens keine falsche Krisenanalyse. „Wir bezahlen eure Krise nicht!“ ist z.B. ein dummer Spruch. Weiterlesen

Emanzipation und Frieden. Antikapitalismus 2.0

Gegen Kapitalismus und regressiven Antikapitalismus.

Gegen Antisemitismus und Antizionismus.

Gegen Patriarchat und Kollektivismus.

Die kapitalistische Gesellschaft brachte und bringt die größten Krisen, Kriege und Katastrophen der Geschichte hervor. Das liegt an ihrem Streben nach unendlichem Wachstum und Maximalprofit, ihrem Autokannibalismus und ihrer Tendenz zur regressiven ideologischen Krisenverarbeitung. Hunger- und Ernährungskrise, Energiekrise, Umwelt- und Klimakrise, staatliche Zerfallskrise in großen Teilen der Welt, Finanz- und Wirtschaftskrise und der Aufschwung reaktionärer und menschenfeindlicher Ideologien sind miteinander verwoben. Können diese Krisen wirklich überwunden werden? Weiterlesen

Krisengeflüster. Wahre und falsche Ursachen der Finanzkrise

Rede von Lothar Galow-Bergemann zum Neujahrsempfang der Aktion 3. Welt Saar, 23. Januar 2009

Siehe auch die englische Übersetzung

Dieses Jahr wird man den 20ten Jahrestag des Berliner Mauerfalls begehen. Kein vernünftiger Mensch wird einem System nachtrauern, das einst mit dem Versprechen einer besseren Alternative zum Kapitalismus angetreten war und das sich im Laufe seiner Geschichte selbst so sehr diskreditiert hat, dass es mit Schimpf und Schande von der Weltbühne abtreten musste. Trotzdem werden diesmal die Jubelgesänge auf die freie Marktwirtschaft als der angeblich besten aller Welten deutlich leiser ertönen als noch zu Beginn der neunziger Jahre. Weiterlesen

Mensch, denk weiter! „Heuschrecken“ sind keine Erklärung…

Kritische Anmerkungen zur Broschüre „Finanzkapitalismus – Geldgier in Reinkultur!“, herausgegeben von ver.di, Oktober 2007

Die Ver.di-Heuschreckendebatte. Ende 2007 gibt die Gewerkschaft ver.di die Broschüre „Finanzkapitalismus – Geldgier in Reinkultur!“ heraus. Sie erklärt das Finanzkapital in Form der Heuschrecke zum Grundübel des Kapitalismus. Die Finanzkapital AG beim ver.di-Bezirk Stuttgart nimmt dazu kritisch Stellung. Der ver.di-Bundesjugendvorstand fordert, die Broschüre zu entfernen. Es entwickelt sich eine Diskussion, die bei Labournet Germany dokumentiert ist.

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Herausgeber: Finankapital AG beim ver.di-Bezirk Stuttgart, November 2007, Kontakt baerbel.illi@verdi.de

Sieh auch die pdf-Version

1.) Die Broschüre erweckt den Eindruck, es gäbe ein „nicht so schlimmes“ Kapital und ein „geldgieriges“ Finanzkapital. Auf Seite 2 heißt es zunächst noch richtig: „Kapital einsetzen und mit einem maximalen Profit zurückbekommen – das ist Grundprinzip kapitalistischen Wirtschaftens. Jeder Unternehmer verfährt so.“ Doch unmittelbar danach wird diese Erkenntnis zurückgenommen – mit schwerwiegenden Folgen. Weiterlesen

Kapitalismuskritik – Von Heuschrecken und Stechmücken

Interview mit Lothar Galow-Bergemann in Radio ColoRadio, Dresden, November 2007 12/ 2007

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Arbeit und Wachstum für Umwelt? Nein Danke!

von Andreas Exner und Lothar Galow-Bergemann, Argumentationsblätter für eine soziale und emanzipatorische Bewegung gegen “unsere Wirtschaft”, Nr. 02 /  September 2007

Umweltschutz geht uns alle an, und für den Schutz der Umwelt sind auch fast alle. Ob Klimawandel, Meeres- oder Luftverschmutzung, ob Gifte im Essen oder Bodenerosion, Wassermangel und Ozonloch, Waldzerstörung und Artensterben, das alles sind  Probleme für die ganze Menschheit –deren Lasten allerdings höchst ungleich verteilt sind –, wie kaum jemand bestreiten wird. Doch trotz dieses Konsenses und jahrzehntelanger Bemühungen um Umweltschutz verschlechtert sich die Umweltlage. Die Vermutung liegt nahe, dass sich „unsere Wirtschaft“ und die Umwelt feindlich
gegenüberstehen. Weil „unsere Wirtschaft“ aber das alltägliche Leben scheinbar wie ein unhinterfragbares Naturgesetz bestimmt, schließen viele diesen Gedanken von Grund auf aus. Und so kommen sie immer wieder zu dem Schluss, Umweltschutz solle Wachstum ankurbeln und Arbeit vermehren. Umweltschutz, der diesen Namen verdient, zielt jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Er muss Wachstum schwächen und
Arbeitsplätze vernichten!

Lesen Sie hier die gestaltete Flugschrift

Kapitaler Klimawandel

von Andreas Exner und Lothar Galow-Bergemann in anti-atom-aktuell Nr. 179, April 2007

Alle reden vom Wetter. Wer bei Klimawandel bis dato an vier Jahreszeiten dachte, denkt jetzt schon mal an den Untergang der Welt. Der jüngste UN-Bericht zum Klimawandel hat beachtliche Aufregung verursacht. Nach Jahren postkatastrophischen Bewusstseins, wie es hieß, das Umweltprobleme nicht beseitigen, sondern in Form von Umweltrisiken managen wollte, vertieft sich nun ein Unbehagen, das der Risikodiskurs augenscheinlich nur mehr schwer bearbeiten kann. Weiterlesen

Heuschrecken im Bauch

Regressiver Antikapitalismus am Beispiel der Linkspartei

Referat von Lothar Galow-Bergemann, gehalten auf einem Seminar der Gruppe krisis, April 2006

Ende April 2006 trat ein Mitglied des WASG-Bundesvorstands zur NPD über, um sozialpolitischer Berater der sächsischen Landtagsfraktion der Neonazis zu werden. Der folgende Text geht der Frage nach, ob dies ein Zufall war. Weiterlesen

G und W. Eine vertrackte Beziehungskiste

Überarbeitete Fassung eines Diskussionsbeitrags auf einem Seminar der Gruppe krisis  von Lothar Galow-Bergemann, Mai 2004

Die wertkritische Kritik bewegt sich derzeit auf einem so hohen Allgemeinheitsgrad, dass sie zu einer praktischen Anwendung noch wenig taugt. Aber was nicht ist, kann und sollte noch werden. Selbstredend kann es nicht darum gehen, eine fertig ausgearbeitete Theorie auf das gesellschaftliche Leben loszulassen, sie “anzuwenden”, womöglich noch “schöpferisch”, womit es spätestens nach bekanntem Gescheitertem riechen würde. Trotzdem braucht jede Art Praxis ihre Praktiker. Weiterlesen

Fünf Thesen zu Kapitalismuskritik und Utopie

Hinführendes zur Wertkritik

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann bei attac Stuttgart, 2. März 2002

1. Konstruktionsfehler Warengesellschaft

Der Grundbaustein des Reichtums der Gesellschaft, in der wir leben, ist die Ware (Marx). Jede Ware hat einen Wert. Während nun im Alltag aus tausenderlei Gründen dem einen dies und der anderen jenes etwas “wert” ist oder auch nicht, so handelt es sich beim Wert einer Ware um etwas ganz anderes. Er ist keine natürliche Eigenschaft, sondern gesellschaftlich hergestellt. Weiterlesen

Gesellschaftlicher Fortschritt heute heisst Aufhebung der Arbeit

Referat von Lothar Galow-Bergemann  gehalten am 10. Mai 1999 auf der Diskussionsveranstaltung “Hat die Arbeit Zukunft?” in Stuttgart

Wer was gegen die Arbeit hat ist entweder stinkreich oder stinkfaul. Wer gar bezweifelt, daß die Arbeit unabdingbare Grundlage menschlicher Existenz sei will uns sicher auch noch allen Ernstes erzählen, daß wir auf die Luft zum Atmen verzichten könnten. So sagt es uns der gesunde Menschenverstand des Alltagsbewußtseins. Und so sagt es auch die traditionelle linke Sicht auf die Welt. Allerdings nicht, weil sie recht hat, sondern weil traditionelles linkes Denken viel mehr mit dem herrschenden Alltagsbewußtsein zu tun hat, als es selber weiß. Was zu beweisen wäre. Weiterlesen