Anmerkungen zur Kritik an Kapitalismus und regressivem Antikapitalismus

Mit Texten von Emanzipation und Frieden und einem Interview                                      mit Lothar Galow-Bergemann gesendet im Freien Radio für Stuttgart am 30.April 2010

 

Mit Dank an NokturnalTimes  

Von Adorno zu Mao – Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 23. März 2012

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Jens Benicke untersucht in seinem Buch das erstaunliche Phänomen, dass ein nicht geringer Teil derer, die sich in der 68er Rebellion mit großem Freiheitsdrang erhoben hatten, innerhalb kurzer Zeit in gruseligen Parteien und Organisationen gelandet ist, die jedem Emanzipationsgedanken Hohn sprachen. Benickes Untersuchung zeigt, wohin autoritäre Charakterstruktur, Denkfaulheit, Intellektuellenfeindlichkeit, Verschwörungsphantasien, Kollektivismus und Arbeitskult führen: in einen emanzipationsfeindlichen und reaktionären Sumpf. Hören Sie Ausschnitte mit einer kurzen Einleitung von Lothar Galow-Bergemann.

„Zinsen, Zocker, Zionisten“

Zum reaktionären Weltbild des regressiven Antikapitalismus.

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

am 10.04.12 um 19:30 Uhr. Jugendclub Bureau e.V., Hafnersgraben 9 92237 Sulzbach-Rosenberg

Geht es gegen „Banken und Finanzmärkte“, findet sich manch vermeintlich radikaleR KapitalismuskritikerIn in trauter Eintracht mit Finanzminister, Fernseher und Frau Meier. Alle miteinander halten sie „die Gierigen, die den Hals nicht voll genug kriegen“ für die Verursacher der Krise. Wer das kapitalistische Prinzip in „produktives Kapital“ und „Finanzkapital“ aufspaltet, landet zwangsläufig bei der Dämonisierung von Zirkulationssphäre und Finanzsektor. Eine alte Krankheit der Linken. Schon Lenins Imperialismustheorie und Dimitroffs Faschismusdefinition waren davon infiziert. Weiterlesen

Wut im Kopf – Ansatzpunkte zu einer Theorie des Wutbürgertums

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 27. Januar 2012

von Johann Jacoby

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Als Wutbürger werden Leute bezeichnet, von denen man lange Zeit nicht bemerkte, dass sie unzufrieden seien, sie gehen einem Stereotyp nach üblicherweise nicht auf die Straße, um für oder gegen etwas zu demonstrieren. Siehe Ansatzpunkte zu einer Theorie des Wutbürgertums

Ansatzpunkte zu einer Theorie des Wutbürgertums

von Johann Jacoby, Januar 2012

Als Wutbürger werden Leute bezeichnet, von denen man lange Zeit nicht bemerkte, dass sie unzufrieden seien, sie gehen einem Stereotyp nach üblicherweise nicht auf die Straße, um für oder gegen etwas zu demonstrieren. Sie sind im Großen und Ganzen unauffällig, gehen einem geregelten, eben bürgerlichen Leben nach, es geht ihnen wirtschaftlich nicht schlecht, sie sind oft mit durchschnittlichen bis gehobenen Bildungsnachweisen ausgestattet. Dennoch, und dies fiel besonders im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Bahnhofsneubau in Stuttgart 2010/2011auf, regen sich diese Leute anscheinend urplötzlich intensiv über Dinge auf, Weiterlesen

Der Bauchbahnhof

Was den Wutbürger treibt und was ihm fehlt – Abgesang auf eine vermeintliche Demokratiebewegung.

von Lothar Galow-Bergemann und Markus Hofmann, erschienen in konkret 1/2012

Daß die Gegner der geplanten Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs bei der Volksabstimmung über das Projekt scheitern würden, war bereits unmittelbar nach dem Amtsantritt des neuen grünen Ministerpräsidenten Kretschmann klar, der wesentlich geschickter als sein Vorgänger Mappus (CDU) mit der Protestbewegung umging. Während diese nach der Abstimmungsniederlage nun erwartungsgemäß bröckelt, ist zu befürchten, daß ein neuer Mythos etabliert wird: der vom Aufschwung des demokratischen Bewußtseins im Ländle. An ihm stricken nicht nur die S21-Gegner selbst, sondern auch die rotgrüne Landesregierung, die nicht zuletzt den Protesten ihren Amtsantritt verdankt. Aber wie das mit Mythen so geht: Auch dieser hält einer Prüfung nicht stand. Weiterlesen

Der Kopfbahnhof als Leidenschaft des Bauches

Über das Antiemanzipatorische in den Protesten gegen das Wahnsinnsprojekt Stuttgart 21

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden mit einem Beitrag von Markus Mersault und Lothar Galow-Bergemann, 25. November 2011

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Am Sonntag findet in Baden-Württemberg die Volksabstimmung über Stuttgart 21 statt. Weiterlesen

Nichts Neues unter der Sonne

Ein Abgesang auf den Mainstream der Globalisierungskritik

von Lothar Galow-Bergemann und Klaus Blees, erschienen in iz3w Nr. 324 Mai/Juni 2011

Globalisierung ist nichts substantiell Neues, seitdem die siamesischen Zwillinge Kapitalverhältnis und Weltmarkt das Licht der Welt erblickt haben, also seit ein paar hundert Jahren. Der Wegfall der Ost-West-Konkurrenz, die mikroelektronische Revolution und die Aufblähung des Finanzsektors haben die dem Kapital eigene Dynamik in den letzten beiden Jahrzehnten allerdings beträchtlich intensiviert und beschleunigt. Doch was seit Ende der 1990er Jahre als “Globalisierungskritik“ durch Diskurs wie soziale Bewegungen geistert, hat bis heute wenig zur Analyse dieser Vorgänge beigetragen. Weiterlesen

Entwertet! Wie die globale Krise die Systemfrage stellt – und wie diese zu beantworten ist

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 22. April 2011

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Die globale Krise wird von den meisten Beobachtern auf die „entfesselte Spekulation“ zurückgeführt, die von „gierigen Heuschrecken“ angefacht worden sei. Tatsächlich jedoch ist die Aufblähung des Finanzüberbaus nicht Ursache, sondern Folgewirkung und Verlaufsform einer strukturellen Krise des Kapitalismus, die seit gut dreißig Jahren durch Kredit und Spekulation immer wieder aufgeschoben wurde. Diese Methode des Krisenaufschubs stößt nun an ihre Grenzen – mit dramatischen Folgen für die gesamte Gesellschaft. Nicht die „Spekulanten“ sind das Problem, sondern der Widersinn einer Produktionsweise, die Reichtum nur als Abfallprodukt von Warenproduktion und Kapitalverwertung produziert.

Arbeitszeitverkürzung ist machbar

oder: Was man in der Küche über den Kapitalismus lernen kann

von Lothar Galow-Bergemann, gesendet im Freien Radio für Stuttgart, 13. April 2011
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Nehmen Sie an, Sie stehen in Ihrer Küche und bereiten ein Essen zu. Seitdem Sie einen Schnellkochtopf haben, schmeckt es mindestens so gut wie vorher und das neue Kochverfahren ist obendrein vitaminschonender. Zudem brauchen Sie nur noch halb so lange wie früher, um das gleiche Resultat zu erzielen. Was würden Sie mit der gewonnenen Zeit anfangen? Vielleicht würden Sie eine CD einlegen oder Sie würden mit ihrem Kind spielen, vielleicht auch eine schmackhafte Nachspeise kreieren. Wer weiß, was Ihnen sonst noch einfiele. Aber Sie kämen wohl kaum auf die Idee, das gleiche Essen zweimal zu kochen, nur weil Ihnen jemand gesagt hat, dass sie ja wohl noch arbeitsfähig sind… Weiterlesen

Zur Kritik an Christian Felbers „Gemeinwohlökonomie“

Stellungnahme von Lothar Galow-Bergemann für die Aktion 3. Welt Saar zu einem Vortrag von Christian Felber (Bestseller-Autor und Mitbegründer von Attac Österreich), auf der Veranstaltung Gemeinwohl-Ökonomie – Chancen und Grenzen, 25. März 2011, Saarbrücken

Ich teile wie vermutlich alle vernünftigen Leute die Werte Kooperation, Umweltschutz, Geschlechtergleichstellung usw. Doch Felbers Analyse und Rezept überzeugen mich nicht. Schon der Begriff des Gemeinwohls ist problematisch. Er ignoriert gesellschaftliche Interessengegensätze und Widersprüche, bildet sich eine alles übergreifende große Gemeinschaft ein und hat eine offene Flanke zur „Volksgemeinschaft“. Ich plädiere dafür, nicht von Gemeinwohl als Ziel zu reden, sondern vom guten Leben für alle. Weiterlesen

Verschwörungsphantasien

Wie sich Verschwörungstheoretiker die Welt zusammenphantasieren und woher die Sehnsucht nach einfachen Erklärungen für komplizierte Zusammenhänge kommt.

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 25. März 2011

mit Beiträgen von Lucius Teidelbaum und Johann Jacoby

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Siehe auch: Verschwörungstheorien – eine einfache Wewlterklärung? von Johann Jacoby

Aufstand im Orient

Ein Kommentar von Markus Mersault

gesendet im Freien Radio für Stuttgart am 25. Februar 2011

Man kann sich darüber nur freuen: Über die bereits gelungenen Aufstände in Tunesien und Ägypten; über die vielversprechenden Proteste gegen den irren Despoten in Libyen; über den in den Anfängen steckenden aber dennoch sich regenden Widerstand gegen verhasste Diktaturen und Regime in anderen arabischen Staaten wie Bahrain, Sudan, Jemen, Marokko, Algerien, Jordanien oder Syrien! Es bleibt zu hoffen, dass nicht nur diese bis zum Erfolg andauern, sondern auch noch andere dazukommen, wie ein längst überfälliger Umsturz im Iran… Weiterlesen

Schmutziger Immobilienprofit – Räuber Israel

Ein entlarvendes Transparent

Mit diesem Transparent marschiert das Stuttgarter „Palästinakomitee“ auf Demos gegen Stuttgart 21

110305Schmutziger-Immobilienprofit-1024x640(Screenshot Palästinakomitees Stuttgart)

Ohne die Unterscheidung zwischen „gutem Gewinn“ und „schmutzigem Profit“,  ohne Blindheit für den strukturellen Profitmaximierungszwang der Marktwirtschaft und ohne die Erklärung kapitalistischen Elends mit dem Handeln böser Menschen hat Antisemitismus noch nie funktioniert. „Gierige Immobilienspekulanten“ sind ihm seit jeher besonders verdächtig. Die Bösewichter müssen bloß noch als Juden ausgemacht werden und schon ist das Weltbild komplett. Das funktioniert auch mit dem jüdischen Staat als Hassobjekt. Wann heißt es: „Gierige Immobilienspekulanten arbeiten für Judenstaat“? Israelhasser sind eben Antisemiten.

Die Kritik am Zins – eine Sackgasse der Kapitalismuskritik

Vortrag und Diskussion mit Nadja Rakowitz,                                                        Sozialwissenschaftlerin, Frankfurt am Main, Geschäftsführerin des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte und Redakteurin der Zeitung „express“

Mittwoch, 29. September 2010, 19.00 Uhr, Forum 3, Gymnasiumstr. 21, Stuttgart Stadtmitte

eine Veranstaltung von attac Stuttgart und Emanzipation und Frieden

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Die Referentin unterzieht die Grundannahmen der „Zinskritik“, wonach alleine der Zins und nicht das Kapitalverhältnis selbst das Problem sei, einer kritischen Prüfung und setzt ihr Eckpunkte einer aus ihrer Sicht treffenderen Kapitalismuskritik entgegen: Weiterlesen

Oben bleiben. Weiter gehen.

Ein Text für die Demonstrant_innen gegen Stuttgart 21

[Warum die Personen an den Schalthebeln der Macht nicht das eigentliche Problem sind, das Konzept „K21“ keine wirkliche Alternative ist, Wachstum nicht zwangsläufig für alle Zeiten nach Wahn, sondern auch einmal nach Lust am Leben klingen könnte, es überlegenswert wäre, auch gegen die Rente mit 67 zu demonstrieren und was das alles miteinander zu tun hat …]

Jeder vernünftige Mensch ist gegen Stuttgart 21. Doch nicht jedes Argument gegen S21 ist vernünftig. Es ist z.B. vernünftig zu sagen, das Geld solle besser für dringende soziale Bedürfnisse ausgegeben werden. Falsch ist es jedoch, S21 „volkswirtschaftlichen Irrsinn“ zu nennen (so z.B. U. Maurer von der Linkspartei). Denn dieses – zweifelsohne irrsinnige – Projekt macht wirtschaftlich durchaus Sinn. Und das ist der Kern des Problems. Weiterlesen

Personalisierung gebiert Vernichtungswunsch

Es gibt durchaus Gründe, gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 zu sein.
Es gibt allerdings auch Gründe, sich in der Bewegung dagegen nicht wohlzufühlen. Sicher verbreiten nicht alle, die sich gegen S21 engagieren, diesen Aufkleber.

Supra

Aber er verdeutlicht in zugespitzter Form ein grundlegendes Problem oberflächlicher Kritik: Wo bestimmte Menschen als vermeintliche Verursacher des immanenten Wachstums- und Profitmaximierungszwangs der kapitalistischen Verhältnisse ausgemacht werden, lauert bereits der Vernichtungswunsch – zumindest im Unbewußten. Schließlich liegt, wenn „die geldgeilen Zombies“ an allem schuld sind, die vermeintliche Erlösung nahe: Man muss sie nur unter die Erde bringen. Angebracht wäre hingegen eine Kritik, die sich des fatalen Automatismus des „Immer mehr und immer schneller“ der warenproduzierenden Gesellschaft annimmt. Anregungen dazu finden Sie z.B. hier.

Briefe an Tessa (Ernst Toller) – Teil II

Eine Sendung von Emanzipation und Frieden, 25. Juni 2010

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Lesung von Briefen Ernst Tollers (1893-1939) aus dem Gefängnis an Tessa – mit einer kurzen Einleitung. Fortsetzung der Sendung vom 5.3.2010