Online-Vortrag und Diskussion mit Magdalena Baran-Szołtys
Donnerstag, 13. Mai 2021, 19.30 Uhr
Im Livestream auf Facebook und über Zoom. Die Zugangsdaten werden rechtzeitig hier eingestellt
Seit Jahren protestieren Frauen* und Verbündete in Polen für eine liberaleres Abtreibungsgesetz. Im Jahr 2020 erreichten die Proteste einen neuen Höhepunkt, nachdem der Verfassungsgerichtshof durch sein Urteil ein fast vollständiges Abtreibungsverbot veranlasste. Der Vortrag gibt Einblicke in die momentane Situation rund um Selbstbestimmungsrechte der Frauen in Polen, führt in die Geschichte und Schwerpunkte sowie Akteure*innen der Debatte ein und analysiert die Proteste der letzten Monate.
In Friedenszeiten hat der Staat noch nie derart rigide in unser
Alltagsleben eingegriffen wie angesichts der Corona-Pandemie. Gerade
die westlichen Gesellschaften spaltet dieser Ausnahmezustand tief.
Das Gros der Bevölkerung betrachtet die Verhinderung eines
Massensterbens als vordringlichste Staatsaufgabe und akzeptiert
angesichts der Bedrohung durch den Virus auch massive
Einschränkungen; für eine lautstarke Minderheit ist das alles
Teufelswerk. Der Staat nutzt angeblich Corona nur als Vorwand, um
sinistre Pläne durchzusetzen und uns unserer Grundrechte zu
berauben.
Staatsfixiert sind freilich beide Positionen. Dabei macht die
Corona-Krise nur die inneren Widersprüche staatlicher Regulation und
deren Grenzen sichtbar. Weiterlesen →
Die Ära Trump ist vorbei, der neue Präsident Joe Biden will eine Rückkehr zur Normalität. Aber ist das überhaupt noch möglich? Innerhalb der demokratischen Partei wächst der Konflikt zwischen der Mitte und dem linken Flügel; gleichzeitig sind die Republikaner unter Trump zu einer „post-demokratischen“ Partei geworden, in der bedingungslose Loyalität mehr zählt als Rechtsstaatlichkeit. Sind die USA überhaupt noch regierbar?
Seit Mitte der 2000er Jahre sind die Beschwörungen von “Gender-Ideologie”, “Erziehung zum Einheitsmenschen” und “feministische Weltverschwörung” mindestens unter AntifeministInnen in aller Munde. Im Vortrag zeigt Rebekka Blum die Gefahr des Antifeminismus als mobilisierende Bindeglied-Ideologie von konservativen, religiös-fundamentalistischen, maskulinistischen bis hin zu (extrem) rechten Bewegungen nach. Davon ausgehend zeigt sie die Verschränkung von Antifeminismus zu weiteren Ideologien wie Rassismus, völkischer Ideologie und insbesondere Antisemitismus auf. Der Vortrag verdeutlicht, dass es notwendig ist, Antifeminismus als Bestandteil rechter Ideologie und gefährliches Phänomen ernst zu nehmen und zu bekämpfen. Weiterlesen →
Halle, Thüringen, Hanau, Corona: Antworten für die politische Gegenwart. In Zeiten der Krise leiden Gesellschaft und Vielfalt. Für Max Czollek bieten staatstragende Konzepte wie „Leitkultur“ oder „Integration“ darauf keinerlei Antwort. Als Kontrastfolie zu solchen völkischen Vorstellungen einer Mehrheitsgesellschaft entwirft er mit Gegenwartsbewältigungein Modell für eine veränderte Gegenwart: Desintegration, radikale Vielfalt, komplexe Intersektionalität und ein postmigrantischer Antifaschismus sind für ihn die Pfeiler einer Gesellschaft, die „alle schützt und nicht nur manche oder, um mit Adorno zu sprechen, eine Gesellschaft, in der man ‚ohne Angst verschieden sein kann‘.“ Max Czollek trifft ins Herz des Jahres 2021 – diese Polemik ist sein Schrittmacher: „Gegenwartsbewältigung heißt, dass man uns mit den Füßen zuerst aus den Shishabars und Synagogen, Spätis und Darkrooms wird tragen müssen. Wir räumen nicht das Feld, auch wenn nichts wieder gut wird. Nicht mit der Heimat, nicht mit der Leitkultur, nicht im Kapitalismus. Aber wenn wir verlieren, dann verlieren wir zusammen.“ (Max Czollek, Gegenwartsbewältigung)
PROGRAMM:
19:30 Begrüßung:Oliver Schael, Fritz-Erler-Forum
19:40 Lesung und Gespräch:Max Czollek: Gegenwartsbewältigung. Moderation: Fabienne Fecht, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin
Die Ära Trump ist vorbei, der neue Präsident Joe Biden will eine Rückkehr zur Normalität. Aber ist das überhaupt noch möglich? Innerhalb der demokratischen Partei wächst der Konflikt zwischen der Mitte und dem linken Flügel; gleichzeitig sind die Republikaner unter Trump zu einer „post-demokratischen“ Partei geworden, in der bedingungslose Loyalität mehr zählt als Rechtsstaatlichkeit. Sind die USA überhaupt noch regierbar?
Emanuel Bergmann ist freier Journalist und Autor. Er berichtet seit fast zwanzig Jahren aus Los Angeles über amerikanische Politik, Kultur und Gesellschaft. 2016 erschien von ihm „Der Trick“
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah galt lange als bundesdeutsche Erfolgsgeschichte. Dieses Image beginnt mit der zunehmenden Rechtsradikalisierung in Politik und Gesellschaft mehr und mehr zu bröckeln. Im bundesdeutschen Selbstbild wurde hingegen schon immer die Geschichte der Schuld- und Erinnerungsabwehr, der Täter-Opfer-Umkehr, der Selbststilisierung als Opfer und der antisemitischen Projektion ausgeblendet. Eine (selbst-)kritische Aufarbeitung der Vergangenheit hat auch 75 Jahre nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus auf gesellschaftlicher Ebene kaum stattgefunden: Durch die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern manifestiert sich vielmehr ein Selbstbild, das um den Mythos kollektiver Unschuld kreist. Weiterlesen →
Lange Zeit glaubte man in Deutschland, Antisemitismus sei im wesentlichen ein Phänomen von gestern und heutzutage unter Deutschen nur noch eine Randerscheinung. Höchstens unter Zugewanderten wollte man ihn hie und da noch wahrnehmen. Diese Illusion ist wie eine Seifenblase zerplatzt. 75 Jahre nach dem Sieg der Alliierten über Nazideutschland versteckt sich der Antisemitismus immer weniger in Hinterzimmern und traut sich wieder offen auf die Straßen. Mittlerweile warnt selbst der Verfassungsschutz vor „steil ansteigendem Antisemitismus“. Warum das so ist, versteht er allerdings genauso wenig wie eine Gesellschaft, die zwar irgendwie „gegen Antisemitismus“ ist, aber ihn bis heute kaum begriffen hat. Deutsche Selbstgewissheit entlarvt sich als das, was sie schon immer war: als Schuldabwehr und Selbstbetrug.
Gemeinsam mit ausgewiesenen Expert*nnen wollen wir die Entwicklungen beleuchten und uns auf die Suche nach Gegenstrategien begeben.
Was haben die beliebten Demeter-Produkte aus dem Bio-Regal und die Waldorfschulen gemeinsam? Die zugrunde liegende esoterische Weltanschauung, die Anthroposophie. Sie wurde Anfang des vergangenen Jahrhunderts durch Rudolf Steiner (1861-1925) begründet und ist heute die wohl einflussreichste esoterische Strömung in Europa. Bemerkenswerterweise ist die Anthroposophie dabei heute viel weniger bekannt als ihre sogenannten Praxisfelder, wie z.B. die Waldorfpädagogik, die biologisch-dynamische Landwirtschaft (Demeter) oder die anthroposophische Medizin. Die Praxisfelder sind jedoch mit der Anthroposophie untrennbar verwoben und so lohnt sich ein Blick, welche Weltanschauung sich dahinter verbirgt. Weiterlesen →
Lange Zeit glaubte man in Deutschland, Antisemitismus sei im wesentlichen ein Phänomen von gestern und heutzutage unter Deutschen nur noch eine Randerscheinung. Höchstens unter Zugewanderten wollte man ihn hie und da noch wahrnehmen. Diese Illusion ist wie eine Seifenblase zerplatzt. 75 Jahre nach dem Sieg der Alliierten über Nazideutschland versteckt sich der Antisemitismus immer weniger in Hinterzimmern und traut sich wieder offen auf die Straßen. Mittlerweile warnt selbst der Verfassungsschutz vor „steil ansteigendem Antisemitismus“. Warum das so ist, versteht er allerdings genauso wenig wie eine Gesellschaft, die zwar irgendwie „gegen Antisemitismus“ ist, aber ihn bis heute kaum begriffen hat. Deutsche Selbstgewissheit entlarvt sich als das, was sie schon immer war: als Schuldabwehr und Selbstbetrug.
Gemeinsam mit ausgewiesenen Expert*nnen wollen wir die Entwicklungen beleuchten und uns auf die Suche nach Gegenstrategien begeben.
Ist im Ausland von der russischen Opposition die Rede, steht in der Regel Aleksej Nawalny im Fokus. Die Affäre um seine Vergiftung mit einem Nervenkampfstoff belastet die Beziehungen Russlands zum Westen. Es stellt sich aber auch die Frage nach den innenpolitischen Konsequenzen und den grundsätzlichen Bedingungen für oppositionelle Politik in Russland, auf denen der Schwerpunkt dieser Veranstaltung liegt.
Antisemitismus ist nicht nur „Vorurteil“. Er ist eine affektive Haltung,
die es erlaubt, gegen „die da oben“ scheinbar zu rebellieren und sich
dabei einzufügen in eine als konfliktfrei imaginierte (völkische)
Gemeinschaft. Den unbewussten Dynamiken hinter der antisemitischen
Haltung soll auf dieser Veranstaltung mit
psychoanalytisch-sozialpsychologischen Theorien nachgegangen werden.
Vom Feind der Volksgemeinschaft zum deutschen Helden in 80 Jahren: Georg Elser (1903-1945) wollte Adolf Hitler 1939 mit einer Bombe töten und scheiterte nur knapp. Bis zum Ende der Bonner Republik stand der proletarische Widerstandskämpfer aus dem schwäbischen Königsbronn im Schatten der Putschisten des 20. Juli 1944 um Oberst Stauffenberg. Inzwischen scheint sich das Verhältnis umzukehren. Im Land erinnern mehr Denkmäler an Elser als an Stauffenberg. In der Rezeptionsgeschichte des Bürgerbräu-Attentats zeigen sich die Leerstellen und Abgründe der deutschen „Aufarbeitung der Vergangenheit“.
Der Vortrag konzentriert sich auf den ideologischen Zusammenhang, in dem die Motive zur Tötung Hitlers reiften, und die daraus resultierenden Nachwirkungen auf die Wahrnehmung des Attentats während und nach der Zeit des Nationalsozialismus. Er wird der Frage nachgehen, was das Andenken an den christlich und kommunistisch geprägten Attentäter in Deutschland über Jahrzehnte blockierte. Dies führt zu der Frage, ob der einsame Widerstandskämpfer heute einen Platz in der Traditionsbildung der Bundesrepublik finden kann.
Matheus Hagedorny studierte Philosophie, Neuere Geschichte und Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bonn. Er war Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. Derzeit forscht er an der Universität Potsdam zu Islambildern der Neuen Rechten. Im Ça ira Verlag erschienen ist sein Buch Georg Elser in Deutschland, das inzwischen in zweiter Auflage vorliegt.
Allein gegen das NS-Regime, fast hätte er die Spitze des Unrechtsstaats ausgeschaltet: 1939 scheitert ein deutscher Widerstandskämpfer nur knapp mit einer spektakulären Aktion… Länge: 113 Minuten Nähere Infos? Newsletter auf www.emafrie.de ordern oder Zusatzinfos per Mail anfordern: emanzipationundfrieden@t-online.de/ office@containt.org!
Bitte beachtet die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln – und bitte fernbleiben bei Erkältungssymptomen, bei Kontakt mit bestätigten COVID-19-Fällen, sowie nach Aufenthalt in einem Risikogebiet in den letzten 14 Tagen.
Antisemitismus ist nicht nur „Vorurteil“. Er ist eine affektive Haltung, die es erlaubt, gegen „die da oben“ scheinbar zu rebellieren und sich dabei einzufügen in eine als konfliktfrei imaginierte (völkische) Gemeinschaft. Den unbewussten Dynamiken hinter der antisemitischen Haltung soll auf dieser Veranstaltung mit psychoanalytisch-sozialpsychologischen Theorien nachgegangen werden.
Die Black-Lives-Matter-Bewegung hat eine radikale Kritik der Polizei wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Forderungen nach einem Defunding der Polizei, also einem Abzug finanzieller Mittel aus dem Polizeiapparat, und sogar die Abschaffung des Gewaltmonopols wurden in den vergangenen Monaten in den Leitmedien diskutiert.
Die sogenannten NSU 2.0. Drohschreiben haben zugleich den Vorwurf bekräftigt, in der Polizei hätten sich extrem rechte Netzwerke etabliert. Nichtsdestotrotz ist den Verteidigern des Gewaltmonopols aus den Innenministerien und Polizeigewerkschaften wieder gelungen, Deutungsmacht zurückzugewinnen – auch infolge der Riots in Stuttgart und Frankfurt am Main, nach denen wieder Rufe nach einem „starken Staat“ und mehr Polizei laut wurden.
Wenn Peter Singer auftritt, protestieren Behinderteninitiativen und Antifaschist_innen, denn für den Philosophen sind behinderte, demente und neugeborene Menschen zweiter Klasse. Er verharmlost Euthanasie als Erlösung und empfiehlt sie als Methode, um Geld zu sparen. Diese Haltung durchzieht sein Gesamtwerk und ist exemplarisch für eine rohe Bürgerlichkeit, die sich breit macht. Sie zeigt sich auch am Erfolg von Thilo Sarrazin. Dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ war 2010 der Bestseller in der Kategorie Sachbücher. Muslimische Einwanderer_innen sowie Empfänger_innen von Hartz IV denunziert er als minderwertig. Der Staat sollte besser bio-deutschen Frauen aus der akademischen Mittelschicht mehr Geld geben, damit sie neben Studium und Karriere Kinder kriegen. Die AfD hat die Vorschläge übernommen. Dabei stehen weder Singer noch Sarrazin politisch rechts. Weiterlesen →
[Der Vortrag kann mittlerweile HIER nachgehört werden]
Unter hässlichen gesellschaftlichen Verhältnissen nimmt die linke
Gegnerschaft dazu häufig genug ähnlich hässliche Formen an und bleibt
damit wesentlich mehr schlicht Produkt dieser Verhältnisse, als ihr lieb
sein sollte. Zwischen Vergötterung produktiver Arbeit, autoritärer
Safe-Space Vereinigungen und anderer Zumutungen verliert sich eine
Perspektive auf die befreite Gesellschaft, die ihre zentrale Bestimmung
sein könnte: Die Schönheit freier Menschen. Diese Möglichkeit beschrieb
Oscar Wilde, vom Feuilleton geliebter Dramatiker, 1891 in einem
utopischen Essay mit dem Titel “The Soul of Man under Socialism”.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen erfuhr und erfährt diese Schrift wenig
Aufmerksamkeit in linken Kreisen. Weiterlesen →
Im Rahmen der bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung
Burak Yilmaz ist Germanist, Anglist und Pädagoge. Geboren und aufgewachsen in Duisburg setzt er sich für eine geschlechtergerechte Gesellschaft und die Öffnung der Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft ein. Im Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ bildet er jugendliche Multiplikator*innen zum Thema Antisemitismus, Erinnerungskultur und Rassismus aus. Darüber hinaus arbeitet er als pädagogischer Mitarbeiter am “Zentrum für Erinnerungskultur” der Stadt Duisburg und leitet die Theatergruppe “Die Blickwandler”, die mit ihrem aktuellen Stück “Benjamin und Muhammed” seit 2018 durch Schulen und Theaterhäuser touren.