Audio: Zum linken Putin-Verständnis – Russischer Imperialismus und osteuropäische Lebenswelten

Gespräch und Diskussion mit Anastasia Tikhomirova

Moderation: Minh Schredle

am 4. März 2022

Als US-amerikanische Quellen die russische Invasion der Ukraine ankündigten, haben große Teile der politischen Linken in Deutschland die Warnung belächelt. Wie zu oft, sind sie Putins Propaganda aufgesessen. Der imperiale Wahn in Russland hat eine lange Tradition – doch ausgerechnet im anti-imperialistischen Spektrum scheint es hier blinde Flecken zu geben, während so mancher Altmarxist offenbar einer Sowjet-Nostalgie verfallen ist, die aller Urteilskraft beraubt.

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Audio: Die modernen Wanderarbeiter*innen. Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte.

Vortrag und Buchvorstellung von Stefan Dietl und Kathrin Birner

gehalten am 10. Februar 2022

Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells. Zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.

Obwohl sie überall präsent sind und ohne sie die Produktion in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen kommen würde, bleiben sie doch meist gesellschaftlich unsichtbar. Gekennzeichnet ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen, systematischen Lohnraub und die Umgehung arbeitsrechtlicher Normen.

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Audio: Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“

Zur Aktualität einer sozialpsychologischen Betrachtung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992

Vortrag von Merle Stöver

gehalten am 25. November 2021

Unter Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ belagerte im August 1992 ein Bündnis aus Rostocker Anwohner*innen und eigens zu diesem Anlass angereisten Nazis die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen (ZASt) und das Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen. Mehr als hundert Vietnames*innen und antifaschistische Unterstützer*innen entgingen dem Tod in dem brennenden Haus nur knapp.

Über die immense Bedeutung des Pogroms von Lichtenhagen für den Rassismus des wiedervereinten Deutschlands ist man sich – zumindest in der gesellschaftlichen Linken – im Grunde genommen einig. Dass jene Ausschreitungen jedoch vor allem das Ergebnis der antiziganistischen Gerüchte und Ressentiments waren, mit denen Politik und Medien bereits seit 1990 gegen asylsuchende Rumän*innen hetzten und die Debatte über den „Asylkompromiss“ befeuerten, ist weitestgehend unbekannt.

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Grüne in der Falle: Die Ampel steht auf Gelb

Einleitendes zur Online-Diskussion von krisis-Kritik der Warengesellschaft Die Grünen in der Falle – Warum die Ampel auf Gelb steht vom 29. November 2021

von Lothar Galow-Bergemann

[zuerst erschienen bei Disposable Times]

  • Die Vorträge der Veranstaltung sind mittlerweile HIER zu sehen

Die Ampelregierung wird voraussichtlich einige wichtige Verbesserungen einführen, so die längst überfällige Abschaffung des Transsexuellengesetzes und des Informationsverbots für Ärzt*innen über Schwangerschaftsabbrüche (§219a StGB). Ebenso sind Liberalisierungen im Familien-, Abstammungs- und Staatsbürgerschaftsrecht zu erwarten. Dies alles ist bedeutsam und sicher haben die Grünen wichtigen Anteil daran. Es ist also überhaupt nicht egal, wer regiert und in welche Richtung die Spielräume, die Politik hat, genutzt werden.

Bei existentiellen Zukunftsfragen sind die Spielräume allerdings deutlich geringer. Denn wir sind Gefangene einer Wirtschaftsweise, deren Lebenselixier ewiges Wachstum, steigende Aktienkurse und permanente Geldvermehrung ist. Sie bringt multiple Krisen hervor, die mit ihren eigenen Mitteln nicht gelöst werden können. Klima, Corona, Wohnen, Renten, Migration, wo soll man aufhören aufzuzählen?

Fast alle Parteien versprechen mittlerweile einen grünen Kapitalismus, sie nennen das vorzugsweise „ökologische Marktwirtschaft“. Das ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Trotzdem werden sie weitaus mehr als jede andere politische Kraft mit diesem Versprechen identifiziert. Das ist ein ganz besonderes Pech für die Partei. Denn wenn die Illusionen über den grünen Kapitalismus platzen – und das werden sie – bleibt das an niemandem so sehr hängen wie an den Grünen.

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Die modernen Wanderarbeiter*innen. Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte.

Buchvorstellung und Diskussion mit Stefan Dietl und Kathrin Birner

Donnerstag, 10. Februar 2022, 19.30 Uhr, Online

Eine Kooperation von Laboratorium und Emanzipation und Frieden

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER nachzuhören

Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells. Zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.

Obwohl sie überall präsent sind und ohne sie die Produktion in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen kommen würde, bleiben sie doch meist gesellschaftlich unsichtbar. Gekennzeichnet ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen, systematischen Lohnraub und die Umgehung arbeitsrechtlicher Normen.

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Audio: Sommer 1941 – Die Wehrmacht beim Judenmord

Vortrag von Hannes Heer

anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren

gehalten am 25. Oktober 2021

Eine Veranstaltung in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg, des Hospitalhof Stuttgart und des Förderverein Emanzipation und Frieden e.V.

„Der Jude“, hatte Hitler 1925 in Mein Kampf erklärt, „ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet. Wo er auftritt, stirbt das Gastvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Im Frühjahr 1939 verkündeten die „Schulungshefte“ der Wehrmacht: „Wir Deutsche kämpfen heute einen doppelten Kampf. Den nichtjüdischen Völkern gegenüber wollen wir nur unsere Lebensinteressen durchsetzen. Das Weltjudentum aber bekämpfen wir wie einen giftigen Parasiten. Dieser Kampf ist ein sittlicher Kampf für die Reinheit und Gesundheit des gottgeschaffenen Volkstums und für eine neue gerechtere Ordnung in der Welt.“ Im März 1941, drei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion, nannte Hitler den „jüdischen Bolschewismus“ als zukünftigen Gegner. Und die Kommandeure erhielten die Instruktion: „Die Truppe muß sich darüber klar sein, daß der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird.“ Weiterlesen

Die Grünen in der Falle – Warum die Ampel auf gelb steht

Online-Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann, Ernst Lohoff, Peter Samol und Norbert Trenkle

Eine Veranstaltung von krisis-Kritik der Warengesellschaft

Montag 29. November 2021, 19.00 Uhr

  • Die Vorträge sind mittlerweile HIER zu sehen

Demnächst wollen SPD, FDP und Grüne das Wahlvolk beglücken. Die selbsternannte „Klimaregierung“ hat weitreichende Reformen angekündigt. Aber bleibt der versprochene Aufbruch nicht vielleicht schon im Ansatz stecken? Oder schickt sich die Ampel an, mit dem Traum vom Green New Deal ernst zu machen? So oder so wird sich diese Gesellschaft und die politische Landschaft verändern. Grund genug, über die Perspektiven der Ampelkoalition zu diskutieren.

Uns interessiert dabei vor allem das weitere Schicksal der Grünen Partei, die sich in eine fatale Lage hinein manövriert hat. Weil sie die ökologischen Schäden einer entfesselten Marktwirtschaft unbedingt mit marktwirtschaftskonformen Mitteln wie der CO2-Bepreisung reparieren und Wirtschaft und Umwelt versöhnen will, gerät sie mit ihren ökologischen aber auch mit ihren sozialen und humanitären Ansprüchen in unversöhnliche Widersprüche. Weiterlesen

Audio: „Nie wieder!“ Die Bedeutung eines Leitsatzes aus israelischer Sicht

Vortrag von Oliver Vrankovic, Israel

gehalten am 5. Oktober 2021

Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Geißstraße 7 und des Fördervereins Emanzipation und Frieden e.V.

Im Rahmen seines Vortrags „Nie wieder!“ berichtet Oliver Vrankovic von seinen Erfahrungen mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht und Überlebenden des Holocaust. Er erzählt die Geschichte der Überlebenden, die (vor und nach dem Holocaust) nach Palästina geflohen sind und zu Mitbegründern und Verteidigern des Staates Israel wurden, weiter. Der Vortrag ist unterlegt mit Filmausschnitten, in denen die letzten Zeugen zu sehen und zu hören sind.

Thematisch setzt sich der Vortrag mit der israelischen Staatsräson „Nie wieder“ auseinander. Dabei behandelt er insbesondere den eliminatorisch gesinnten Antisemitismus, dem der jüdische Staat seit seiner Gründung ausgesetzt ist und wie diese Gefahr vor dem Hintergrund der Erfahrung des Holocaust verstanden und bekämpft wird.

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Audio: Die ausrastenden Insassen des Krisenkapitalismus

Zur Einordnung der „Querdenkerproteste“

von Lothar Galow-Bergemann

gelesen von Eva Welsch

Langfassung: Audio: Ausrastende Insassen – Coronakrise, Kapitalismus und Konformistische Rebellion

Warum gibt es fast keine vernünftigen, aber so viele absurde Proteste gegen die staatliche Coronapolitik? Warum glauben immer mehr Menschen haarsträubenden Unfug? Warum schützen auch Bildung und Intelligenz nicht davor? Und warum finden da Leute zusammen, denen man doch eigentlich nicht viel Gemeinsamkeit zutraut? Alternative Esoterik- und wirtschaftsliberale Kapitalismus-Fans, Nazis und Hippies, Linke und Reichsbürger, Gutbürgerliche und Antiautoritäre…

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Aus der (Alb)Traum? Was passiert mit Querdenken und Anhänger*innen von Verschwörungstheorien nach der Pandemie?

Vortrag und Diskussion mit Laura Hammel

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 18.00 Uhr, Jena

JG Stadtmitte, Johannisstraße 14

Eine Veranstaltung von Solidarität statt Querdenken. Bündnis gegen Verschwörungsideologien und Antisemitismus

Verschwörungstheorien in gegenwärtigen Protestbewegungen am Beispiel der Proteste in der COVID-19-Pandemie, Analyse neuartiger Protestphänomene am Beispiel von Querdenken

Seit über einem Jahr werden die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie von Protesten sogenannter „Querdenker“ begleitet. Die Demonstrierenden protestieren gegen Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Impfungen und fordern eine Wiederherstellung des gesellschaftlichen Zustandes der Vorpandemiezeit. Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung verstehen die Querdenker als versteckte Mittel, um die Demokratie in Deutschland abzuschaffen. Kritiker*innen werfen ihnen deshalb vor, offen für Verschwörungstheorien zu sein und rechtsextremen Positionen und Personen auf ihren Demonstrationen Raum zu geben. Seit April 2021 werden die Proteste aufgrund ihrer staatsdelegitimierenden Positionen bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet. Auch wenn sich nach eineinhalb Jahren für viele Menschen in Deutschland ein pandemischer Alltag eingestellt hat, erfreut sich Querdenken eines relativ konstanten Zulaufs. Weiterlesen

Querdenker? Wirklich?

Warum Menschen haarsträubenden Unfug glauben

Online-Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 18.00 Uhr

Eine Veranstaltung im Rahmen der Kritischen Orientierungswochen an der FU Berlin

Seitdem es die Covid-19-Pandemie gibt, fabulieren Menschen von von einer „Diktatur“ und Geheimplänen bösartiger Milliardäre. Sie glauben, sie seien gierigen, mächtigen und dunklen Kräften ausgeliefert und befänden sich im legitimen Widerstand. Immer häufiger äußert sich auch offener Antisemitismus, der „den Juden“ unterstellt, die eigentlichen Drahtzieher des Bösen zu sein.

Leider sind viele Denkmuster der angeblichen „Querdenker“ auch im Rest der Gesellschaft verbreitet. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 glauben viele, dass „die da oben an allem schuld sind“. Kritik wird mit Wut auf „Lügenpack“ und „Lügenpresse“ verwechselt. Das funktioniert in rechten, linken und „alternativen“ Milieus genauso wie in der vermeintlich „guten Mitte der Gesellschaft“.

Warum gibt es so wenig vernünftige und so viele absurde Proteste? Warum glauben Menschen haarsträubenden Unfug? Warum schützen auch Bildung und Intelligenz nicht davor? Warum finden so unterschiedliche Leute auf den Demos zusammen?
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Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“

Zur Aktualität einer sozialpsychologischen Betrachtung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992

Online-Vortrag und Diskussion mit Merle Stöver

Donnerstag, 25. November 2021, 19.30 Uhr

Eine Kooperation von Laboratorium und Emanzipation und Frieden

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Unter Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ belagerte im August 1992 ein Bündnis aus Rostocker Anwohner*innen und eigens zu diesem Anlass angereisten Nazis die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen (ZASt) und das Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen. Mehr als hundert Vietnames*innen und antifaschistische Unterstützer*innen entgingen dem Tod in dem brennenden Haus nur knapp.

Über die immense Bedeutung des Pogroms von Lichtenhagen für den Rassismus des wiedervereinten Deutschlands ist man sich – zumindest in der gesellschaftlichen Linken – im Grunde genommen einig. Dass jene Ausschreitungen jedoch vor allem das Ergebnis der antiziganistischen Gerüchte und Ressentiments waren, mit denen Politik und Medien bereits seit 1990 gegen asylsuchende Rumän*innen hetzten und die Debatte über den „Asylkompromiss“ befeuerten, ist weitestgehend unbekannt.

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“Nie wieder!”

Online-Vortrag und Diskussion mit Oliver Vrankovic, Israel

Dienstag, 5. Oktober 2021, 19.30 Uhr

Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Geißstraße 7 und des Fördervereins Emanzipation und Frieden e.V.

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

Im Rahmen seines Vortrags „Nie wieder!“ berichtet Oliver Vrankovic von seinen Erfahrungen mit Zeitzeugen der Reichspogromnacht und Überlebenden des Holocaust. Er erzählt die Geschichte der Überlebenden, die (vor und nach dem Holocaust) nach Palästina geflohen sind und zu Mitbegründern und Verteidigern des Staates Israel wurden, weiter. Der Vortrag ist unterlegt mit Filmausschnitten, in denen die letzten Zeugen zu sehen und zu hören sind.

Thematisch setzt sich der Vortrag mit der israelischen Staatsräson „Nie wieder“ auseinander. Dabei behandelt er insbesondere den eliminatorisch gesinnten Antisemitismus, dem der jüdische Staat seit seiner Gründung ausgesetzt ist und wie diese Gefahr vor dem Hintergrund der Erfahrung des Holocaust verstanden und bekämpft wird.

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Sommer 1941: Die Wehrmacht beim Judenmord

Vortrag von Hannes Heer

anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren

Montag, 25. Oktober 2021, 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, Stuttgart

Hospitalhof, Paul-Lechler-Saal | Büchsenstr. 33, 70174 Stuttgart

  • Der Vortrag ist mittlerweile HIER zu hören

„Der Jude“, hatte Hitler 1925 in Mein Kampf erklärt, „ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet. Wo er auftritt, stirbt das Gastvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.“ Im Frühjahr 1939 verkündeten die „Schulungshefte“ der Wehrmacht: „Wir Deutsche kämpfen heute einen doppelten Kampf. Den nichtjüdischen Völkern gegenüber wollen wir nur unsere Lebensinteressen durchsetzen. Das Weltjudentum aber bekämpfen wir wie einen giftigen Parasiten. Dieser Kampf ist ein sittlicher Kampf für die Reinheit und Gesundheit des gottgeschaffenen Volkstums und für eine neue gerechtere Ordnung in der Welt.“ Im März 1941, drei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion, nannte Hitler den „jüdischen Bolschewismus“ als zukünftigen Gegner. Und die Kommandeure erhielten die Instruktion: „Die Truppe muß sich darüber klar sein, daß der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird.“ Beim Einmarsch der Wehrmacht am 22. Juni 1941 verfügten die Truppen über „Volkstumskarten“, in denen die Einwohnerzahlen der Dörfer und Städte am Marschweg, aber auch der Anteil der Juden und die Zahl der Synagogen angegeben waren. Dieses Wissen erlaubte es den Panzer- und Infanteriedivisionen, in den Städten die männlichen Juden auf die zentralen Plätze zu treiben, ihnen ihr Schicksal zu verkünden und dann 20 bis 70 Juden stellvertretend zu erschießen. Ab Juli/August 1941 übernahmen dann die SS-Einsatzgruppen die Aufgabe der Vernichtung aller Juden, auch der Frauen und Kinder.

Hannes Heer, Jg. 1941, hat nach dem Studium der Geschichte und Literatur in Freiburg und Bonn als Theaterdramaturg, Filmregisseur und Ausstellungsmacher gearbeitet. Er leitete u. a. die Ausstellungen „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ und „Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ‚Juden’ aus der Oper 1933 bis 1945.“ Heer hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte von Antisemitismus, Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung verfasst. Er ist Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille und lebt in Hamburg.

Audio: Ausrastende Insassen – Coronakrise, Kapitalismus und Konformistische Rebellion

Vortrag von Lothar Galow-Bergemann

gehalten am 10. Mai 2021

Die Coronakrise ist nur zum kleinen Teil ein Naturereignis. In erster Linie ist sie die hausgemachte Folge einer Wirtschaftsweise, die ohne ewiges Wachstum und maximalen Profit umgehend ins Taumeln gerät. Nicht wegen des Virus, sondern wegen dieser Wirtschaft sterben massenweise Menschen in „nicht zahlungskräftigen“ Weltregionen, die keinen Impfstoff erhalten, fallen weltweit Millionen in Armut und Hunger. Auch in den reicheren Ländern wachsen Armut und Existenzunsicherheit, müssen viel zu viele Menschen arbeiten gehen und sich dabei gegenseitig anstecken. Viele erkranken und sterben nur deswegen, weil sich diese Wirtschaft keinen richtigen Lockdown leisten kann.

Leider gibt es kaum Widerstand gegen diese Zumutungen. Keine Streiks, die die Schließung nicht unmittelbar lebensnotwendiger Betriebe erzwingen. Keine Massendemonstrationen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Keine breite gesellschaftliche Bewegung, die eine andere, vernünftigere Wirtschaftsweise einfordert, die während einer Pandemie kein zusätzliches Leid verursacht.

Allerdings formiert sich eine Opposition ganz anderer Art. Sie nimmt nicht etwa Halbherzigkeit und Inkonsequenz staatlicher Maßnahmen zum Gesundheitsschutz aufs Korn, sondern fordert deren Ende. In völliger Verkennung der Realität bestreiten oder verharmlosen ihre Anhänger*innen die Pandemie, verhalten sich entsprechend verantwortungslos und gefährden Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen – und ihr eigenes.

Warum gibt es fast keine vernünftigen, aber so viele absurde Proteste? Warum glauben immer mehr Menschen haarsträubenden Unfug? Warum schützen auch Bildung und Intelligenz nicht davor? Und warum finden da Leute zusammen, denen man doch eigentlich nicht viel Gemeinsamkeit zutraut? Alternative Esoterik- und wirtschaftsliberale Kapitalismus-Fans, Nazis und Hippies, Linke und Reichsbürger, Gutbürgerliche und Antiautoritäre…

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Audio: Happy D-Day!

Bemerkungen zum deutschen Antiamerikanismus aus Anlass des 6. Juni 1944

Am 6. Juni 1944 eröffneten die Westalliierten in der Normandie die lang ersehnte zweite Front gegen Nazideutschland. Gemeinsam mit der Sowjetunion machten sie Schluss mit Nationalsozialismus, Shoah und Vernichtungskrieg – gegen den erbitterten Widerstand der Deutschen. Am 2. Juni 2021 erinnerte Radio Blau, Freies Radio für Leipzig an den D-Day. Neben einem kurzen historischen Abriss und verschiedenen Motivations- und Unterstützungssongs des Jahres 1944 für die Soldaten der alliierten Westmächte (die wir aus urheberrechtlichen Gründen hier leider nicht abspielen dürfen) kamen auch zwei Texte von Emanzipation und Frieden zu Gehör, die zwar schon etwas älter, aber leider immer noch aktuell sind. Sie setzen sich mit dem antiamerikanischen Ressentiment in Deutschland auseinander, das sich – wie könnte es auch anders sein – selbstverständlich einbildet, „aber doch nur die Politik der USA kritisieren zu wollen“: „Danke, liebe Amis. Und bleibt bitte nochmal 70 Jahre.“ und „Was ist Antiamerikanismus? Anmerkungen zur grassierenden Selbstgerechtigkeit“ Weiterlesen

Ausrastende Insassen – Coronakrise, Kapitalismus und Konformistische Rebellion

Online-Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

Freitag, 4. Juni 2021, 14.00 Uhr

Eine Veranstaltung der NAJU Baden-Württemberg im Rahmen des Aufstand 2021: Das Jugendumweltfestival

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Die Coronakrise ist nur zum kleinen Teil ein Naturereignis. In erster Linie ist sie die hausgemachte Folge einer Wirtschaftsweise, die ohne ewiges Wachstum und maximalen Profit umgehend ins Taumeln gerät. Nicht wegen des Virus, sondern wegen dieser Wirtschaft sterben massenweise Menschen in „nicht zahlungskräftigen“ Weltregionen, die keinen Impfstoff erhalten, fallen weltweit Millionen in Armut und Hunger. Auch in den reicheren Ländern wachsen Armut und Existenzunsicherheit, müssen viel zu viele Menschen arbeiten gehen und sich dabei gegenseitig anstecken. Viele erkranken und sterben nur deswegen, weil sich diese Wirtschaft keinen richtigen Lockdown leisten kann.

Leider gibt es kaum Widerstand gegen diese Zumutungen. Keine Streiks, die die Schließung nicht unmittelbar lebensnotwendiger Betriebe erzwingen. Keine Massendemonstrationen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Keine breite gesellschaftliche Bewegung, die eine andere, vernünftigere Wirtschaftsweise einfordert, die während einer Pandemie kein zusätzliches Leid verursacht.

Allerdings formiert sich eine Opposition ganz anderer Art. Sie nimmt nicht etwa Halbherzigkeit und Inkonsequenz staatlicher Maßnahmen zum Gesundheitsschutz aufs Korn, sondern fordert deren Ende. In völliger Verkennung der Realität bestreiten oder verharmlosen ihre Anhänger*innen die Pandemie, verhalten sich entsprechend verantwortungslos und gefährden Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen – und ihr eigenes.

Warum gibt es fast keine vernünftigen, aber so viele absurde Proteste? Warum glauben immer mehr Menschen haarsträubenden Unfug? Warum schützen auch Bildung und Intelligenz nicht davor? Und warum finden da Leute zusammen, denen man doch eigentlich nicht viel Gemeinsamkeit zutraut? Alternative Esoterik- und wirtschaftsliberale Kapitalismus-Fans, Nazis und Hippies, Linke und Reichsbürger, Gutbürgerliche und Antiautoritäre…

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Video: „Querdenkern“ in die Quere kommen – Schluss mit antisemitischem Verschwörungsgeraune!

Mahnwache von Emanzipation und Frieden am 17. April 2021

Siehe dazu auch:

Menschenhass mit Grundgesetzfetisch. Warum die selbst ernannten „Querdenker“ in Wahrheit autoritäre Konformist*innen sind. Flyer

Als ich noch nicht so müde und erschöpft war, habe ich manchmal mit „Querdenkern“ diskutiert. Rede einer Krankenhausmitarbeiterin

Schluss mit antisemitischen Verschwörungsmythen – Für eine radikale Gesellschaftskritik. Rede einer Aktivistin

Warum gibt es so wenig vernünftige und so viel absurde Corona-Proteste? Rede von Lothar Galow-Bergemann

Als ich noch nicht so müde und erschöpft war, habe ich manchmal mit „Querdenkern“ diskutiert

Rede einer Krankenhausmitarbeiterin

auf der Mahnwache „Querdenkern“ in die Quere kommen – Schluss mit antisemitischem Verschwörungsgeraune! am 17. April 2021

[Text folgt unten]

Ich möchte ein bisschen davon erzählen, wie es ist, zur Zeit im Krankenhaus zu arbeiten – oder auch im Krankenhaus zu liegen.

Wer liegt denn da überhaupt? Was wir ja immer ganz genau wissen, ist wie viele Menschen in Deutschland mit Covid19 auf den Intensivstationen liegen. Gestern waren es 4740, in Baden-Württemberg 511. Davon wurden 2708 invasiv beatmet, in Baden-Würtemberg 280.

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